V.A.

60 Songs From The Cramps Crazy Collection

Cherry Red hat die Büchse der Pandora geöffnet, und nun strömt ein uneindämmbarer Fluss der allerschrägsten Novelty-Songs und Trashrockraritäten, allesamt Fundstücke aus der vom abseitigen Irrsinn geprägten Plattensammlung von Poison Ivy und Lux Interior.

„60 Songs“ führt die Reihe in die mittlerweile vierte Episode, diesmal gibt es gleich zwei CDs mit „Incredible Strange Music“, einem undefinierbaren Genremix. Exotica, unbedarfter Surfrock, Beat, Country, Lounge Jazz oder Striptease-Instrumentals, das Spektrum ist gewohnt weit, die Sounds abgefahren, die Produktionen manchmal bieder (etwa die grenzwertig langweilige „Green onions“-Version der VENTURES, manchmal verträumt wie Martin Dennys „Miserlou“ mit all ihrem Tiki-Kitsch).

Und manche Songs sind eindeutig ein Fall für die Suchtberatung. Selten zuvor wurde ein authentischer Alkohol-Abusus besser vertont als von Jim Backus, der auf „Delicious!“ in Begleitung seiner Frau sich quietschfidel vor dem Hintergrundgeklimper einer mäßig begabten Bar-Jazz-Combo eine oder mehrere Flaschen Champagner reinschüttet, eine Aufnahme, die mit Kontrollverlust und Lachflash endet, dabei fürchterlich ansteckend wirkt, vergleichbar mit Elvis’ Lachkrampf bei „Are you lonesome tonight?“.

Sechzig Songs, mit denen sich jede Party kapern lässt, teils von erschreckender Grenzdebilität, teils einfach unergründlich, aber stets ist beste Unterhaltung garantiert.