Foto

V.A.

Gespensterland

Offen gestanden habe ich noch nie zuvor von BRANNTEN SCHNÜRE, Baldruin, KIRSCHSTEIN oder FREUNDLICHE KREISEL gehört. Und wir reden hier nicht über Musik aus dem letzten Jahrhundert, denn etwa FREUNDLICHE KREISEL aus Würzburg veröffentlichten erst 2022 ihr Debütalbum. Mitglied dieser Formation ist ein gewisser Johannes Schebler aus Wiesbaden, der unter dem Namen Baldruin schon seit 2009 Musik aufnimmt, zum größten Teil auf Musikkassette. Vieles davon erschien auf dem Frankfurter Kassettenlabel SicSic, was ihn mit BRANNTEN SCHNÜRE aus Würzburg verbindet, die ihre Musik ebenfalls anfangs dort herausbrachten. Noch obskurer sind KIRSCHSTEIN, die angeblich 2003 in Essen gegründet wurden und 2012 ihr Musikkassetten-Debüt veröffentlichten. Beim Anhören der Compilation „Gespensterland“, die 15 Stücke dieser Bands enthält, begibt man sich auf jeden Fall auf musikalisch höchst skurriles Terrain. Textlicher Dadaismus trifft dabei auf Neo-Krautrock, schrägen Dark-Folk und dilettantischen Pop. Während FREUNDLICHE KREISEL, deren Song „Gespensterland“ der Compilation ihren Titel gab, mit ihrem leiernden Naiv-Pop eher nerven, sind gerade KIRSCHSTEIN und Baldruin mit ihren düsteren experimentellen Elektronik-Sounds extrem spannend und schwer zu kategorisieren. Aber auch der Post-Industrial-Ambient-Folk von BRANNTEN SCHNÜRE hat seinen Reiz. Insgesamt lässt einen „Gespensterland“ etwas verwirrt zurück, aber zumindest kann man behaupten, mal etwas wirklich Überraschendes gehört zu haben.