V.A.

Dirty Water 2 – More Birth Of Punk Attitude

Der zweite Teil der vom britischen Musikjournalisten und DJ Kris Needs zusammengestellten Compilation, die versucht zu vermitteln, dass es Punk-Attitüde schon gab, bevor Punk als Musikrichtung, Idee und Jugendbewegung „offiziell“ existierte.

Wie bei Teil 1 hat Needs dafür relativ offensichtliche Proto-Punks mit weniger offensichtlichen Musikern/Bands/Künstlern kombiniert, der Bezug zu Punk ist also mal direkt, mal nur über ein, zwei Banden herstellbar.

Diese Form der Nachhilfe ist sowohl für alte Alleswisser interessant, die Platten von allen hier vertretenen Bands im Schrank stehen haben, wie für Jünglinge – was gibt es für Musiknerds schöneres, als sich einen Abend lang durch ein dickes Booklet (86 Seiten, mit ausführlichen Linernotes von Needs) zu lesen und anschließend durch Wikipedia zu klicken? Waren bei Teil 1 „offensichtliche“ Vertreter der Gattung „They were punk before there was punk“ zu finden, wie MC5, STOOGES, NEW YORK DOLLS, ROCKET FROM THE TOMBS und Co., geht es bei Teil 2 noch ein ganzes Stück tiefer in den Keller.

Wenn die SEX PISTOLS Eddie Cochran coverten, kann der hier nicht fehlen. David Bowie? Ziggy Stardust nahm Punk vorweg. CAPTAIN BEEFHEART? Don Van Vliet war ein genialer Eigenbrötler und damit irgendwie Punk.

BIG STAR? Alex Chilton produzierte später die CRAMPS. DEATH? Schwarze Kids mit Gitarren, die Blaupause der BAD BRAINS. SUICIDE? Kompromisslos. FAUST? Kraut-Punk, wenn man so will. BLONDIE? Der frühe Flirt von Pop und Punk.

BLUE CHEER? Härter als alle anderen zu ihrer Zeit. 39 teils obskure, längst vergessene Tracks, bei denen selbst Alleskenner nachschlagen müssen. Mag sein, dass es Menschen gibt, die der Meinung sind, im Zeitalter der digitalen Wolke hätten sich Zusammenstellungen dieser Art überholt – ich widerspreche: Linklisten haben kein Leben.

Wie Teil 1 auch essentielles Material in liebevoller, vorbildlicher Zusammenstellung.