V.A.

You Can't Always Listen To Hausmusik But ... Book+CD/LP

Zuallererst einen Glückwunsch nach München zum 15-jährigen Hausmusik-Labeljubiläum! Nicht unwesentlich hat das von Wolfgang Petters von München aus betriebene Label zur Entwicklung der Indieszene in Deutschland beigetragen.

Aus diesem Anlass erscheint nun eine neue Ausgabe des unregelmäßig erscheinenden Kunstmagazins JIMMY DRAHT, das bereits in der Vergangenheit Kurzgeschichten in schönen Layouts mit Illustrationen namhafter Künstlerinnen und hörenswerten Musikbeilagen verband.

Dass trotz des Anlasses nach der letzten Ausgabe, bestehend aus einer Reihe doppelseitiger, mehrfarbiger Siebdrucke und einer Picture-LP in edler Aufmachung, wieder eine weniger aufwändige entstehen würde, war natürlich klar.

Aber im Vergleich auch zu den Vorgängerausgaben ist diese nun geradezu bieder geraten. Langweilig gesetzte Texte und davon strikt getrennte Illus (diese u.a. von CX Huth, Martin tom Dieck, welikenicethings und Elvis Studio - an sich schon sehenswert) nehmen viel vom dem sonst so auffälligen und guten Gesamteindruck.

Nun denn. Als Grundprinzip für die Texte und auch für die beteiligten MusikerInnen hat man sich die Gemeinschaftsarbeit überlegt - wer sich die Besetzungen der Hausmusik-Labelbands ansieht, wird wissen, woher die Idee stammt.

So tauschten sich jeweils zwei Literaten oder Bands oder Einzelmusiker aus und schickten Teile ihrer Texte oder Musikstücke immer wieder hin und her. So bewegen sich die Texte von u.a. Franz Dobler und Thomas Palzer, Anemone Fesl und Martin Steinmüller, Didi Neidhart und Julian Weber, Katja Huber und Harald Staun in einem breiten Feld zwischen direktem musiktheoretischem Gespräch und klassischer Kurzgeschichte, wobei die Qualität der Ergebnisse variiert, es aber so wenige Enttäuschungen wie begeisternde Beiträge gibt.

Für viele wird sicher die CD, bzw. die beiden LPs mehr interessieren und die Kollaborationen halten hier was sie versprechen. Angefangen vom Zusammentreffen von CALEXICO und NOTWIST über SODASTREAM und MS JOHN SODA, COUCH und die kurzzeitig reanimierten FRED IS DEAD bis zu SQUARES ON BOTH SIDES und VILLAGE OF SAVOONGA.

Die meist eher ruhigen, gemächlichen Songs loten den Hausmusik-Soundkosmos dabei von vielen Seiten aus: Postrocker, Indietroniker und Artverwandte eben. Das klappt sehr gut, macht natürlich Spaß beim Hören (wer macht da was?) und ist auch auf Über-Albumlänge sehr kurzweilig und stimmig.

Zumindest mit der Compilation hat man sich also ein schönes Geschenk gemacht. Das Buch hinterlässt gemischte Gefühle. (72:14) (7)