Foto

V.A.

Pushin’ Too Hard – American Garage Punk 1964-1967

Eigentlich sollte Lenny Kayes „Nuggets“-Sampler, 1998 als erweiterte Ausgabe in 4CD-Box mit satten 118 Tracks wiederveröffentlicht, das ultimative Garage-Punk-Erlebnis bieten. Die typisch US-amerikanische Spielart des vom „British Invasion“-Sound beeinflussten Teenbeat, wie sie nach der „Ed Sullivan Show“ der BEATLES in exponentiellem Wachstum über das Land schwappte, definierte die US-Popkultur abseits des Mainstreams, überbrückte die Phase zwischen Frühsechziger-Teenidol-Pop und dem progressiven Psych-Gedudel der späten Sixties. Das Cherry Red-Sublabel Strawberry hat sich und uns eine „Nuggets“-Style Compilation gegönnt, die es in sich hat. Überschneidungen mit dem Original finden selten statt, stattdessen bietet „Pushin’“ einen weit gefächerten Überblick über die Szene, ohne sich in Klischees zu ergehen und auf die „üblichen Verdächtigen“ einschießen. Zwar sind hier eine Menge an Hits vertreten, große Namen der Szene wie LOVE, STANDELLS, SEEDS und natürlich Paul Reveres RAIDERS dürfen nicht fehlen, aber auch durchgeknalltere Bands und kleine Lichter wie JEFFERSON HANDKERCHIEF (mit der Szene-Satire „I’m allergic to flowers“) oder die DIRTY WURDS kommen zu Worte. Manchmal scheint es auch so, dass sich lizenzrechtliche Probleme beim Zusammenstellen der Comp ausgewirkt haben. So ist gelegentlich dann der „Nachfolgesong“ anstelle des Hits vertreten. So etwa bei ? AND THE MYSTERIANS, deren großes „96 tears“ seltsamerweise fehlt, stattdessen gibt’s das eher schwächere „Girl (You captivate me)“. Vielleicht ist diese Tendenz am Ende sogar von Vorteil, hat man sich doch an den Genre-Hits sattgehört. Eine tolle, vielseitige Koppelung mit 94 Titeln auf drei CDs, dickem Booklet und vielen übersehenen Juwelen aus der umtriebigen Garage-Rock-Szenerie, die völlig zu Recht als Wegbereiter der 1977er Eruptionen gelten darf.