V.A.

Joe Meek Freakbeat - You're Holding Me Down CD

In vielen halbseidenen Artikeln über Joe Meek, den sagenumwobenen D.I.Y.-Pionier, Komponisten und Hitproduzenten, steht sinngemäß, dass Joes Stern mit dem Aufkommen des Beatbooms und der Mersey-Euphorie verblasst sei.

Kompletter Unsinn. Zugegebenermaßen hatte er seit 1964 kaum noch hochkarätige Chartsplatzierungen zu verbuchen, aber seiner Kreativität setzten auch derbe Misserfolge keine Grenzen. Eindrucksvoll wird diese Aussage durch die "Freakbeat"-Compilation von Sanctuary untermauert.

Diese unterscheidet sich von den unzähligen anderen Meek-Samplern allein schon darin, dass nicht Meek-o-phile Konsumenten sie tatsächlich in einem Stück durchhören können. Der Schmalzgehalt ist erfreullich niedrig, alles in allem ist das ein Art "Greatest Hits"-Compi, die nicht auf Chartsplatzierungen schielt, sondern die wirkliche Qualitätsware aus dem Heimstudio an der Londoner Holloway Road vorstellt.

Die versammelten Bands sind natürlich fast ausnahmslos No-Names, außer den TORNADOS ist hier doch eher die Regional-Liga vertreten. RIOT SQUAD (nicht die Oi!-Krawallos!), SYNDICATS, THE BUZZ, BLUE RONDOS, BYSTANDERS, IMPAC, HEINZ & THE WILD BOYS, alles keine Namen für die Oldie-Stunde im Regionalsender deiner Wahl, aber herzerfrischende Kellerkapellen, die dank Joe Meeks sensationellem Gespür für abgedrehte Sounds und ungewöhnliche Produktionsmethoden fast zeitlos wirken.

Der wirkliche Meek-Afficionado wird auf dieser CD zwar wenig unbekanntes Material finden, außer einem Song der BIRDS OF PREY ist alles bereits mehrfach kompiliert worden. Interessant wird die Sache hier durch die Zusammenstellung, denn die Freakbeat-Phase Joes letzter Lebensjahre wurde bisher eher unterbelichtet wiedergegeben.

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