V.A.

Look Directly Into The Sun: China Pop 2007

Als ich letztes Jahr den Film "Bejing Bubbles" gesehen habe, hat mich am meisten überrascht, dass die darin porträtierten jungen Musiker wirklich ganz genauso drauf sind wie wir, nur dass sie in diesem seltsamen China leben müssen, dieser kommenden Weltmacht zwischen Postkommunismus und Turbokapitalismus.

Martin Atkins, bekannt als Drummer von PIL oder NINE INCH NAILS, jedenfalls fühlte sich, als er im Herbst 2006 in Peking war, von der sehr lebendigen Musikszene an das London der späten 70er und das New York der frühen 80er erinnert.

Auf seinem Label Invisible China erscheint nun diese Compilation mit 18 Bands aus Peking - und egal, ob Gothic, Punk, Noise, Indie, Garage oder New Wave: wieder klingt alles erstaunlich vertraut, gesungen wird meist auf Englisch und für Exotik sorgt allenfalls die Optik, letztlich sind chinesische Bands also auch nur Weltklasse.

"Die CD gibt schon einen guten Überblick", so mein Nachbar Flo, gerade zurück von einem Studiensemester in Peking, "die Szene ist übrigens viel kleiner als man glaubt." So kommt es, dass er einige der Bands wie JOYSIDE, SNAPLINE und CAR SICK CARS dort kennen gelernt hat: "Live sind die noch viel besser!" Nur dass ihnen das Coverartwork gefällt, eine Revolutionsbrigade samt roter Fahnen und Mao-Bibel, glaubt er weniger: "Die Leute da hassen es, wenn Ausländer mit diesem Mao-Kitsch rumlaufen." Etwas mager ist auch das Booklet, das lediglich die Web- oder MySpace-Adressen der beteiligten Bands angibt ...

schöne neue Welt! (8)