V.A.

I Am The Center – Private Issue New Age Music In America, 1950-1990

Musikarchäologie wird derzeit mit sportlichem Eifer betrieben. Keine Folk-Tradition, die nicht ihr lang erwartetes (von wem eigentlich?) Reissue erhält, keine noch so (in den meisten Fällen zu Recht) obskure Veröffentlichung, die aus irgendwelchen Archiven (lies: Umzugskartons auf dem Dachboden) hervorgekramt und neu aufgelegt wird.

Und jetzt das hier: New-Age-Musik aus vier Jahrzehnten, alle Tracks waren bisher nur auf Privatpressungen erhältlich. Mit einem Artwork, das so aussieht, als hätten Bob Ross und Van Gogh gemeinsam ihr inneres Einhorn entdeckt.

Der einzige Name, bei dem klingelt: Laraaji, der bereits mit Brian Eno kollaboriert hat. Dürfte trotzdem scheiße sein. Ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil sogar. „I Am The Center“ ist tatsächlich eine ebenso liebevolle wie sorgfältig kuratierte Compilation, die auch dank ihrer schönen Linernotes dazu einlädt, ebenso spinnerte wie großartige MusikerInnen (neu) zu entdecken.

Dass die Sounds sich vorwiegend ätherisch bis psychedelisch geben, überrascht dabei natürlich wenig. Dass aller Esoterik zum Trotz hier wirklich gute Musik zu hören ist, ja, kleine Meisterwerke wie Alice Damons „Waterfall winds“ sogar, schon eher.

Alle Klischees erfüllt und gleichzeitig überwunden.