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Heavy Kraut! – Wie der Hardrock nach Deutschland kam 1970-1976 Teil 1

Ende 2022 erschien Frank Schäfers Buch „Heavy Kraut“ mit dem Untertitel „Wie der Metal nach Deutschland kam“. Der zeigte darin auf spannende Weise auf, wie sich im von Volksmusik und Schlager dominierten kulturellen Niemandsland von Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor allem durch Krautrock (die ersten ACCEPT-Alben wurden noch auf dem Krautrock-Label Brain zwischen Schulze und NEU! veröffentlicht) eine eigeständige Musikszene mit den dafür wichtigen Strukturen entwickelte, die natürlich nicht völlig von der Musik aus England und den USA entkoppelt war. Das sieht man zum Beispiel sehr schön an dem Song „Der Hund von Baskerville“ des Schlagerduos CINDY & BERT, die damit erstaunlich gelungen „Paranoid“ von BLACK SABBATH coverten. In Schäfers Buch geht es vor allem um die Seite von Krautrock, die orientiert an DEEP PURPLE, URIAH HEEP oder eben BLACK SABBATH abseits von den Freestyle-Experimenten der Stockhausen-Schüler CAN konventionelleren Heavy Rock boten, zwischen plumper Kopie und echter Eigenständigkeit. Der erste Teil der auf zwei CDs verteilten Compilation „Heavy Kraut!“ liefert jetzt quasi den Soundtrack dazu. Dem liegt ein 96-seitiges, sehr hilfreiches Booklet (von Schäfer, der auch an der Songauswahl beteiligt war) bei, das aufdröselt, wer eigentlich hinter diesen ganzen, oft schon lange in Vergessenheit geratenen Bands und Eintagsfliegen steckt, und wo deren Mitglieder später landeten. Zu den bekanntesten Bands gehören hier natürlich die SCORPIONS, der deutsche Rockexport No. 1, die auf Brain 1972 ihr erstes Album „Lonesome Crow“ veröffentlichten, aber noch weit vom Weltruhm entfernt waren. Ebenfalls noch aktiv und sehr erfolgreich sind Frank Bornemanns ELOY, die hier mit einem Song von ihrem ersten, noch nicht sonderlich guten Debüt von 1971 vertreten sind. Auch von BIRTH CONTROL oder LUCIFER’S FRIEND könnte man schon mal was gehört haben. Eine unterhaltsame Entdeckungsreise zu den Anfängen von deutschem Heavy Rock, zwischen Belustigung und anerkennendem Staunen über die Qualitäten mancher Bands.