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V.A.

Eins und Zwei und Drei und Vier: Deutsche Experimentelle Pop-Musik 1980-86

Unter dem Namen „Geniale Dilletanten“ fand 1981 im Tempodrom in West-Berlin ein Musikfestival statt. Eine Begrifflichkeit, die in der Folge zu einem Synonym für einen künstlerischen Aufbruch der besonderen Art und Avantgarde wurde, bevor das Ganze vom schmierigen Moloch NDW verschluckt wurde. Auf dieser gelungenen Zusammenstellung mit zwanzig Tracks finden sich diese Protagonisten, die in eine Welt von Dadaismus, Experimentierfreude, Kunst, ganz eigener textlicher Versiertheit und kongenialer Kreativität abtauchten und New Wave, Punk, frühen NDW, Krautrock, Funk und Spielarten von Synthie-Geklimper verschmolzen, wie PALAIS SCHAUMBURG, DER PLAN, PYROLATOR, DUNKELZIFFER, FOYER DES ARTS, DIE FISCHE, POPULÄRE MECHANIK (eine tolle Wiederentdeckung), DIE ZIMMERMÄNNER, ÖSTRO 430, DIE RADIERER, Andreas Dorau und Xao Seffcheque, der 1981 mit Peter Hein FAMILY*5 gründete. Eine Musik- und Jugendkultur war geboren, die aus den besetzten Häusern, Galerien, Kunstakademien und lehrstehenden Fabrikhallen in Hamburg, Düsseldorf und West-Berlin ausströmte, um Kunst und Musik als untrennbare Symbiose zu manifestierten. Man traf sich im Plattenladen des Vertrauens, wühlte in Boxen mit 7“s, plauderte – natürlich literarisch bewandert – über die jüngsten Reclam-Heftchen und verstand sich als eine:r im Geiste von Jean-Paul Sartre, Bert Brecht, Heiner Müller und als getreue Gefolgsleute von Joseph Beuys. Mit Wein bewaffnet wurde über die Malerei von Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Daniel Richter und Walter Dahn schwadroniert und eben diese Musik gehört.