V.A.

Befreit! Lieder und Texte nach dem 8. Mai CD

Wunderbar reiht sich diese CD in die aktuellen Bemühungen der Bundesrepublik ein, Deutschland wieder zur Weltmacht auferstehen zu lassen und zwar nicht trotz, sondern wegen Auschwitz. Denn schließlich sind die Deutschen ja lernfähig und jetzt zwar keine Superarier mehr, aber dafür Superdemokraten, die der ganzen Welt erklären müssen was Menschenrechte und Frieden bedeutet, insbesondere den USA.

Denn mit den Regimes im Nahen und Mittleren Osten versteht man sich gut, nennt dessen Unterstützung und damit Aufrechterhaltung des antisemitischen Kampfes gegen Israel - der Staat der in unmittelbarer Konsequenz des 8.

Mais steht - dann halt "kritischen Dialog". Man kann über den Begleittext im Booklet das Kotzen bekommen, wenn dort davon gesabbelt wird, die Bombardierung Dresdens sei kein Beitrag zur Befreiung vom Faschismus gewesen und sich wohl noch gerade zurückhalten kann, nicht in das allgemeine "Bombenholocaust"-Horn zu blasen.

Da bekommen die Nazis endlich Bomben auf den Kopf geworfen, nachdem sie vorher jahrelang in Europa wüteten und der grossteil der heutigen Deutschen kann scheinbar nicht anders, als die dabei gestorbenen Volksgenossen zu betrauern.

Fix wird dann auch noch erklärt, wie die Nazis an die Macht kamen, nämlich mit Hilfe der Großkapitalisten. Kein Wort vom deutschen Nazi-Mob und der Reichskristallnacht, von der Volksgemeinschaft, die so reibungslos funktionierte, dass man innerhalb weniger Jahre 6 Millionen Juden industriell abschlachtete.

Schnell ist auf einer CD zur Befreiung vom Nationalsozialismus, also von der Befreiung von der deutschen Barbarei, dann auch der Übergang zu heutigen Kriegen gefunden und diese in die Nähe der Nazis gerückt, ganz vorne natürlich die USA.

Konstantin Wecker, der Autor dieses unheilvolles Textes, traut seinen Lesern dann wohl noch soviel zu, dass sie den Schluss "Die Amis sind die Nazis von heute" selbst ziehen, explizit schreiben tut er es nicht, anderes kann aber nicht gemeint sein.

Da wundert es auch nicht mehr, dass Reden von Friedensdemonstrationen in der Zusammenstellung sind und auf dem Cover die Pace-Fahne des Vatikans flattert. Da hat jemand aus der Geschichte gelernt, nämlich dass alle Kriege schlecht sind und nicht, dass Bedingungen zu schaffen seien, aus denen heraus Auschwitz niemals mehr geschehen kann, notfalls auch mit Krieg als letztem Mittel.

Unter all den friedensvernarrten Deutschen ist dann noch Rolf Hochhuth anzutreffen, der kürzlich der rechtsextremen Jungen Freiheit ein Interview gab, in dem er den Holocaust-Leugner und seinen Freund David Irving als seriösen Historiker verteidigte.

Noch mehr will ich niemandem zumuten, es ist schon jetzt zum Kotzen. Deutschland, du Opfer!