V.A.

Beat mit Tempo Vol. 1+2

Gleich zwei Compilations randvoll mit Songs, die die Welt kennt, aber nicht braucht: Bear Family hat höchst überflüssige Aufnahmen ausgegraben und mit all der Pracht, die ihre Wiederveröffentlichungen auszeichnen, ein zweites Mal unters Volk gebracht.

Das deutsche Label Tempo, seit den Dreißiger Jahren im Schlagergeschäft tätig, wollte Mitte der Sechziger auch ein Stück vom hochprofitablen Beat-Kuchen und veröffentlichte kurzerhand eine nicht enden wollende Flut von kruden Beat-Coverplatten.

Alles, was auch nur ansatzweise ein Hit war, wurde in den hauseigenen, technisch wenig ausgereiften Studios von namenlosen Hausbands mit wohlklingenden Namen (die völlig anonym blieben!) wie STARS, BEAT KINGS, BLUE CATS oder VENTURE FIVE in musikalisch nicht reizlosen, aber halbgaren, seelenlosen Interpretationen neu eingespielt.

Nicht ein einziger Song unter den unzähligen Tempo-Beat-Scheiben ist ein Original, ohne Ausnahme bestimmten mehr oder weniger begabte Neueinspielungen der damaligen Top 40 das Repertoire.

Erstaunlicherweise verkaufte sich dieser Schrott gar nicht mal so schlecht, was man heutzutage noch auf Trödelmärkten beobachten kann, wo in jeder dritten Plattenkiste zwischen Roy Black und Wim Thoelkes „3x9“-Scheiben auch Tempo-Platten oder die Zweitverwertung als „Beat aus Liverpool“ zu finden sind.

In der Summe sind die Bear Family-Sampler natürlich wie immer sehr informativ, aber kaum an einem Stück zu genießen, ja nicht mal unter Novelty-Aspekt zu brauchen. Trotzdem 1A-Aufmachung, dicke Linernotes, Coverscans, Veröffentlichungsdetails, also alles, was das Sammlerherz begehrt, in gewohnter Bear-Family-Qualität.