Foto

V.A.

All The Young Droogs – 60 Juvenile Delinquent Wrecks: Rock’n’Glam (And A Flavour Of Bubblegum) From The ’70s

Sprechen wir über Genres, die nicht existierten, als die Bands, die diesem zugerechnet wurden, noch spielten. Junkshop Glam gehört dazu und beschreibt im weitesten Sinne jene Bands, die in der Hochzeit des Glamrock-Genres in der ersten Hälfte der Siebziger aktiv waren, aber im Gegensatz zu den Genregrößen längst vergessen sind oder waren.

Tony Barber, Ex-Bassist der BUZZCOCKS, und Phil King von LUSH prägten zu Beginn der 2000er Jahre diesen Begriff, um den Gegenstand ihrer Vinyl-Sammelleidenschaft zu beschreiben – zu einer Zeit, als man die entsprechenden Scheiben noch billig aus Ramschläden bergen konnte.

Diese Zeiten sind längst vorbei, andere Sammler auf dieses Terrain eingeschwenkt, und mit den von Genre-Fachmann Mark Stratford zusammengestellten Samplern „Velvet Tinmine“ (2003), „Glitterbest“ (2004) und „Boobs“ (2005) wurde das neugeprägte Genre auch popkulturell verankert.

Jener Mark Stratford hat nun zusammen mit Phil King für Cherry Red diese Triple-CD-Box zusammengestellt für all jene, die Junkshop Glam-Neulinge sind oder zu knickrig, sich die mittlerweile teuren Originale zusammenzukaufen.

Jede der drei CDs hat dabei einen musikalisch-thematischen Schwerpunkt: „Rock Off“ „for the heads down boogie sounds“, „Tubthumpers & Hellraisers“ „for the footstomping handclapping pop pounders“ und „Elegance & Decadence“ „for the mascara masquerading gender bending weird and wonderful“.

Ich würde lügen, wenn ich nun behauptete, dass mir andere als die paar großen Namen hier (welche die Genredefinition ad absurdum führen) bekannt gewesen wären, bei einigen Bands trifft man zumindest auf später anderweitig erfolgreiche Musiker.

THE BRATS etwa ,die NEW YORK DOLLS-Vorgängerband um Rick Rivets, BABY GRANDE, wo Steve Kilbey vor THE CHURCH spielte, und TV Smiths frühe Band SLEAZE. Aber auch IGGY & THE STOOGES mit „I got a right“ sind dabei, MOTT THE HOOPLE, Harpo und THIRD WORLD WAR.

Aber große Namen sind Schall und Rauch, hier überzeugen die einzelnen Songs, etwa „Teenage love affair“ von IRON VIRGIN oder „I like it both ways“ von SUPERNAUT – das hätten beides Hits werden können damals.

Über drei Stunden musikalische Unterholz-Safari wird hier geboten, ich fühle mich bestens unterhalten und hinterher ein Stück klüger, auch dank des dicken Booklets mit reichlich Hintergrundinfos.