Foto

V.A.

1979 Revolt Into Style

Wer nimmt Musik über Jahreszahlen wahr? Klar, die Jahre 1967, 1968, 1969 werden auf ewig mit der Hippie-Bewegung verbunden sein, die Jahreszahlen 1976/77 mit Punk, und dann wird es auch schon wenig trennscharf. Wer „drin“ ist in einer subkulturellen, musikaffinen Bewegung, der wird vom Strom mitgerissen, der erlebt, der reflektiert nicht – das kommt erst später. Ob eine Platte von 1977, 1978 oder 1979 ist, das dürfte die wenigsten Menschen interessieren, die Fan einer Band sind, diese Jahre oder gar Jahrzehnte später entdecken. Erst wenn dann mit viel Distanz und quasi „herausgezoomt“ ein Jahr betrachtet wird, die Optik fokussiert und die Vergrößerung des Forschungsinstruments eingestellt wurde, wenn ein musikhistorischer Blick angewendet wird, stellt sich – eventuell – eine Erkenntnis ein. „76 year defining tracks“ lautet der Untertitel dieser Triple-CD-Box in typischer Cherry Red-Aufmachung, der ein dickes Booklet beiliegt, in dem von David Wells, der zusammen mit John Reed für die Zusammenstellung verantwortlich zeichnet, der Kontext dieses Jahres-Projekts erläutert wird –und auch die Herkunft des Satzes „he turns revolt into a style“. Punk war 1979 (das Jahr, in dem Thatcher an die Macht kam) nicht vorbei, aber innerhalb von drei Jahren hatten sich schon zig Versionen davon entwickelt, und diese Compilation versucht, einen roten Faden zu finden. THE CLASH sind hier zu hören („Groovy times“), THE SKIDS, ECHO & THE BUNNYMEN, GANG OF FOUR, JOY DIVISION, THE TEARDROP EXPLODES, ADAM AND THE ANTS, THE UNDERTONES, FÀSHIÖN, PRETENDERS, THE JAM, THE RUTS, THE STRANGLERS, EDDIE AND THE HOT RODS, SHAM 69, SIOUXSIE & THE BANSHEES, THE FALL, TUBEWAY ARMY, MAGAZINE, X-RAY SPEX, TOYAH, XTC, SWELL MAPS, 999, THE MEKONS, PUBLIC IMAGE LTD, MADNESS, SPIZZENERGI und zig andere. Ich bin mir sicher, man könnte das Projekt auch kritisch auseinandernehmen und zig Bands auflisten, die hier fehlen, doch ich sehe das eher als Ansatz, als Anreiz für weiteres Graben, für eigene Playlists.