V.A.

We Are Only Riders – The Jeffrey Lee Pierce Sessions Project

Am 31. März 1996 starb Jeffrey Lee Pierce im Alter von 37 Jahren an einer Hirnblutung – es hätten auch Leberversagen oder eine Überdosis sein können. Pierce war im Arsch, ein musikalisches Genie, aber durch jahrelangen Drogenkonsum ein Wrack, psychisch wie körperlich.

Das muss so klar gesagt werden, ist es doch kein Stück romantisch, so zu krepieren. Und mir sind Musiker lieber, die vielleicht auf ihre alten Tage keine ganz so tollen Platten mehr aufnehmen, als solche, die tot sind, bevor sie schlecht(er) werden.

Diese Compilation nun ist eine ultimative Verbeugung vor dem Musiker, Künstler und Songwriter Jeffrey Lee Pierce, der sowohl mit GUN CLUB als auch solo großartige, epochale Alben eingespielt hat.

Ausgangsmaterial sind Song-Fragmente, die Pierce’ Freund Tony „Cypress Grove“ Chmelik beim Hausputz auf dem Dachboden fand, auf einer alten Cassette mit der Beschriftung „JLP Songs“. Die lief Anfang der Neunziger mit, als die beiden zusammen musizierten, eine Cooperation, aus der dann 1992 das „Ramblin’ Jeffrey Lee And Cypress Grove With Willie Love“-Album hervorging.

Die Song-Fragmente auf dem staubigen Tape waren untauglich, um sie für sich alleine zu veröffentlichen, doch nahm Chmelik sie als Ausgangspunkt für ein Tribut-Album für den toten Freund. Drei Jahre lang ging er Wegbegleitern, Freunden und Verehrern von GUN CLUB und Pierce auf den Geist, um von ihnen Interpretation von Pierce-Songs unter teilweiser Einbeziehung der wiederentdeckten Songs zu bekommen, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Nick Cave nahm „Ramblin’ mind“ auf, Mark Langean „Constant waiting,“ die RAVEONETTES „Free to walk“, Debbie Harry, Nick Cave, Chris Stein und Tony Chmelik interpretierten „Lucky Jim“ neu (bekanntlich war Pierce einst Chef des BLONDIE-Fanclubs), Mick Harvey und Lydia Lunch trugen ebenso Stücke bei, und so ist „We Are Only Riders“ eine wundervolle Hommage geworden, jenseits eines simplen Coveralbums.

Eine Compilation für Fans, nicht für Neueinsteiger, mit einem dicken Booklet, in dem unter anderem Jeffreys Schwester Jacqui, Wim Wenders und Henry Rollins von ihren Begegnungen mit JLP erzählen.