V.A.

Schnitzelbeat Vol. 1 – I Love You, Baby!

In Sachen Novelty, Exotica und unglaublich seltsamer Musik ist unser kotelettförmiges südöstliches Nachbarland bislang wenig in Erscheinung getreten. Völlig zu Unrecht, wie sich mit dem Erscheinen des ersten „Schnitzelbeat“-Samplers zeigt.

Die fleißigen Archivare des Konkord-Labels haben in jahrelanger Sammeltätigkeit so einiges zusammengetragen, was die Grenzen des musikalisch Zumutbaren neu definiert. Gleich zu Beginn der Platte der härteste Tobak: der Titelsong, 1957 garantiert talentfrei aufgenommen in einer Tonaufzeichnungskabine in irgendeinem Wiener Kaufhaus, am Tag nach Bill Haleys erstem österreichischem Gastspiel.

Es folgen alkoholgeschwängerte Fernweh-Moritaten zwischen Calypso und Gangster-Jazz, Gespensterschloss-Hully-Gully, hüftsteifer Rock’n’Roll mit Weaner Schmäh, Tiki-Kitsch und Halbstarken-Eskapaden.

Samt und sonders Songs, die es absolut verdient haben, auf Ewigkeit in Vergessenheit zu geraten. Doch gerade die grenzenlose Abseitigkeit mancher Nummern („Maloja“ etwa, der Song über die heißbegehrte kubanische Barbekanntschaft) macht diese Songs aus der Zwischenwelt so faszinierend.

Allein die „richtigen“ Beat-Songs passen nicht so recht in den Rahmen, das wäre Stoff für eine eigene Sampler-Reihe. Trotzdem ein ganz starker Sampler für Hörer mit Nerven aus Drahtseilen.