V.A.

Punk Chartbusters Vol. 6

Meinetwegen mag man mich gerne einen bornierten Miesepeter schimpfen, aber was Coververersionen betrifft, gibt es meines Erachtens nach zwei absolute Sakrilege, bei denen für mich jeglicher Spaß ein Loch hat: Zunächst mal sollte man es nämlich tunlichst unterlassen, Songmaterial zur Verwurstung heranzuziehen, welches schon im Original dermaßen unterirdisch beschissen und zutiefst verabscheuungswürdig ist, dass man sich da auch nicht mehr mit einem superironischen „zwinker, zwinker, knick, knack“ rausreden kann.

Ich meine, ein stinkender Haufen Scheiße wird ja wohl bitteschön nicht deswegen zu einem leckeren Kuchen, nur weil man ihn mit Zuckerguss glasiert! Und in diesem Sinne ist es mir halt unverständlich, wie man sich solcher musikalischen Verbrechen wie zum Beispiel „Sexy“ von Westernhagen, „Life is life“, „Lemon tree“, „Looking for freedom“ oder Jackos „Earth song“ auch nur mit der Kneifzange nähern kann.

Die betreffenden Bands, welche für die genannten Tribute-Versionen verantwortlich zeichnen, werde ich jedenfalls bis auf weiteres nur noch mit aufrichtiger Verachtung strafen, wenn ich das, wie zum Beispiel im Falle der VERLORENEN JUNGS („Das geht ab!“ – um Himmels Willen), nicht ohnehin schon so gehandhabt habe.

No-Go Numero zwei wiederum besteht darin, sich ohne jegliches Gespür und Feingefühl an Hits zu vergreifen, die – wenn überhaupt – aufgrund ihrer Brillanz nur von Experten bearbeitet werden sollten, die sich mit so was auskennen: Aber für das, was beispielsweise die Knalltüten von STAGE DISASTER mit „My Sharona“ von THE KNACK angerichtet haben, wünsche ich den Verantwortlichen, dass ihnen sämtliche zum „Musizieren“ erforderlichen Extremitäten auf der Stelle verdorren mögen! Nun gut, soweit also zu den Rohrkrepierern der vorliegenden Doppel-CD.

Zugegebenermaßen besteht ja auch ein Großteil der hier versammelten 48 Neuinterpretationen unterschiedlichster Beispiele des letzten halben Jahrhunderts Rock- und Popgeschichte aus zwar lieblos runtergeschraddelten, aber wenigstens noch als irrelevant bis mittelmäßig zu klassifizierenden Stücken.

Wirkliche Volltreffer können jedoch lediglich die SCALLWAGS mit einer tatsächlich exzellenten Version von Michael Jacksons „Beat it“ sowie die kanadischen Eierköppe MCRACKINS mit Shaun Cassidys „Hey Deannie“ landen.

Recht tapfer schlagen sich dann unter anderem noch FRONTKICK mit MEN AT WORKs „Overkill“, COTZRAIZ mit „Los Paul“ von TRIO und die GRUBBY THINGS, deren „Footloose“-Cover in seiner Infantilität ja fast schon wieder Charme hat.

Alles in allem bin ich dann aber wohl doch etwas zu sehr Gourmet, um an diesem offensichtlich beliebig dahergeschluderten Sammelsurium so etwas Ähnliches wie Freude entwickeln zu können. Klingt wahrscheinlich leicht großkotzig, aber ist halt nun mal so.