V.A.

Punk 45: Burn, Rubber City, Burn!

„Akron, Ohio: Punk And The Decline Of The Mid-West 1975-80“ lautet der erläuternde Untertitel dieser neuen Compilation in der Punk 45-Serie von Soul Jazz Records. Diese beschäftigt sich mit verschiedenen lokalen Punkszenen in jenem recht eng definierten Zeitfenster, in dem diese, um es etwas zu pompös zu formulieren, „popkulturelle Relevanz“ erlangte.

Dies geschieht mittels der Kompilierung ausgesuchter Singletracks (daher der Serien-Name), und jedes Mal gibt es im beiliegenden Booklet sehr umfangreiche Erläuterungen (hier: von „Projektleiter“ Steve Baker).

Akron, Ohio, das klingt ungefähr so sexy wie Gelsenkirchen oder Eisenach, aber die Industriestadt in der Nähe von Detroit erlangte im letzten Jahrhundert, als nach der Erfindung des Automobils auch synthetischer Kautschuk eine immer größere Bedeutung bekam, den Status der „Rubber City“, der „Gummistadt“, waren hier doch die Reifenhersteller General Tire, Goodrich, Firestone und Goodyear ansässig – den Dreck und den Gestank kann man sich vorstellen ...

Eine verhältnismäßig reiche Arbeiterschaft war die Folge, die Region prosperierte, und die Söhne und Töchter studierten ein paar Kilometer weiter an der Kent State University, wo es am 4.

Mai 1970 bei Protesten gegen den Vietnamkrieg zu einem Gemetzel kam: die Ohio-Nationalgarde schoss auf die Studenten, vier starben. In diesem Kontext entwickelte sich eine Gegenkultur, aus der ab Ende der Sechziger und im Laufe der Siebziger, spätestens mit dem Aufkommen von Punk, auch eine Reihe von Bands hervorgingen – zeitgleich mit dem Beginn des Niedergangs der Reifenindustrie.

Die bekannteste Akron-Band war und ist DEVO, hier mit „Mechanical man“ vertreten, aber auch TIN HUEY kann/sollte man kennen, ebenso THE BIZARROS und RUBBER CITY REBELS. Lokale Bands veröffentlichten ihre Singles auf Clone Records, dem Label von BIZARROS-Frontmann Nick, sie schauten sich Konzerte in der Crypt-Bar an, und mit dem Umweg über DEVO gelangte die Kunde von der Musikszene jener Stadt auch nach Europa, wo Stiff Records 1977 die „The Akron Sound“-Compilation veröffentlichte.

Da hatte die Szene ihren Schwung schon verloren, aber mit DEVO ist der Name der Stadt im popkulturellen Gedächtnis geblieben. Erwähnt sei noch die enge Verbindung der Akron-Szene zu der im nahen Cleveland, aber das ist eine andere Geschichte.