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V.A.

Notes From The Underground: Radical Music Of The 20th Century

Ende letzten Jahres erschien beim Cherry Red-Sublabel Él die auf vier CDs verteilte Zusammenstellung „A Revolution In Sound: Pop Culture & The Classical Avant-Garde“, die selbst größten Verächtern von musikalischer Hochkultur wie Jazz, Klassik oder Musique concrète einen spannenden Einblick in Musik des 20. Jahrhunderts lieferte, der – wenn man mal kurz seine Scheuklappen ablegt– gemäß des Titels im Kontrast zur Entwicklung kommerzieller Mainstreambeschallung tatsächlich Revolutionäres innewohnte. Das war zum Teil sogar erstaunlich zugänglich, aber besaß natürlich genauso auch seine extrem fordernden Elemente, abhängig von der individuellen experimentellen Abenteuerlust der überwiegend männlichen Künstler. Der Frauenanteil hat sich bei der Quasi-Fortsetzung „Notes From The Underground“ (ebenfalls mit vier CDs und dickem Booklet) zwar nicht verbessert, die Compilation ist aber ebenfalls ein sehr stimulierender, stilistisch breit aufgestellter Türöffner in musikalische Bereiche, um die man meist – aus Faulheit und/oder Ignoranz – einen großen Bogen macht, wo auch wieder Pioniere kompositorischer Avantgarde wie John Cage und Stockhausen vertreten sind, neben Größen der Klassik wie Edgard Varèse, Claude Debussy, Igor Stravinsky („Die Frühlingsweihe“) oder Erik Satie sowie Ornette Coleman, John Coltrane und Miles Davis. Auch Liebhaber von Filmmusik kommen hier auf ihre Kosten, denn enthalten ist auch Musik aus Luis Buñuels und Salvador Dalís surrealistischem Kurzfilm „Un Chien Andalou“, ebenso wie Stücke aus der legendären Sechziger-Jahre-Serie „Nummer 6“ mit Patrick McGoohan und Lindsay Andersons Film „If....“ („Sanctus“ von LES TROUBADOURS DU ROI BAUDOUIN, 1968 sogar als Single mit Verweis auf den Film erschienen). Ebenfalls wieder berücksichtigt wurde auch die britische, in der kürzlich auf Arte ausgestrahlten Dokumentation „Sisters With Transistors“ gewürdigten Elektronikpionierin Daphne Oram.