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V.A.

No Songs Tomorrow – Darkwave, Ethereal Rock And Coldwave 1981-1990

Spricht man mit Bands über ihre Musik, stößt man beim Erwähnen von Genrebezeichnungen meist auf Widerstand: Punk – ja, gut, das ist eine denkbar weite Basis. Schon bei „Post-Punk“, „Wave, „New Wave“, „Goth“ oder „Coldwave“ wird es heikler – niemand will es gewesen sein. Ein seltsamer Reflex. In meiner Erinnerung wurde in den 1980ern nur recht pauschal und alltagspraktisch unterschieden zwischen Punk, Hardcore, Psychobilly und eben „Wave“ – der Rest war Rock, Heavy Metal, Pop. Und quasi all die Bands, die hier unter „Darkwave, Ethereal Rock And Coldwave“ rubriziert werden, waren bei uns unter Wave abgelegt. So einfach war das in unreflektierten Prä-Internet-Zeiten. Die Zusammenstellung „No Songs Tomorrow“ deckt mit den Jahren 1981 bis 1990 einen Zeitraum ab, der nach heutigen Maßstäben gar nicht so lang wirkt, aber auf die Jahre damals bezogen und aus der Sicht von Menschen, die sie miterlebt habe, ist das beinahe wie die Spanne vom ersten leichten Beben eines Vulkans über den Ausbruch, das lange Fließen der Lava bis zu deren Erkalten. Will heißen: Als Quasi-DJ-Set ergibt das Sinn, von der Spannbreite her, musikalisch wie zeitlich, liegen teils Welten zwischen den Songs. Und die Frage, warum diese dabei sind und jene nicht, sollte man auch nicht unbedingt stellen. Die Klammer hier erschließt sich mir also nicht so ganz ... man könnte vielleicht von den leichteren, emotionaleren Songs des/der Genres sprechen. Ein Hörvergnügen ist die 4CD-Box mit sechzig Bands/Songs und fünf Stunden Spielzeit allemal. Los geht es mit THE CURE („The funeral party“), es folgen teils sehr bekannte Bands wie COCTEAU TWINS, DEAD CAN DANCE, SOFT CELL, SAD LOVERS AND GIANTS, THE ESSENCE, MINIMAL COMPACT, CLAN OF XYMOX („Louise“), DANSE SOCIETY, X-MAL DEUTSCHLAND, RED LORRY YELLOW LORRY, MITTAGEISEN, MALARIA!, ALIEN SEX FIEND oder NO MORE („Suicide commando“), aber auch jede Menge, die einst eher in der zweiten und dritten Reihe zu finden waren und typischerweise nicht in den generelleren Playlists auftauchen. Und so ist „No Songs Tomorrow“ auch für Menschen, die schon alles zu kennen glauben, eine unterhaltsame Angelegenheit.