V.A.

Dear Johnny. A Tribute To Cash CD

Warum noch ein Johnny Cash-Tribute-Sampler? Allein ich habe schon derer 11 und mit Sicherheit gibt es noch einige mehr. Gegenfrage. Warum nicht? Natürlich gibt es reichlich Gründe. Neben dem Charisma Cashs und der Zeitlosigkeit vieler seiner Songs sowie der gigantischen Anzahl derselben kommt natürlich auch noch der Aspekt hinzu, dass Johnny jetzt tot ist und dass Tributes ja schließlich Verneigungen vor dem Lebenswerk eines Musikers sein sollten, und von Lebenswerk kann man eigentlich erst sprechen, wenn selbiges ein Ende gefunden hat.

Manchmal muss man sich schon fragen, warum es manchmal schon Tribute-Sampler gibt, wenn die entsprechende Band oder der Interpret noch aktiv ist und gerade mal zwei Platten rausgebracht hat, die auch nur durch Hype bekannt geworden sind.

Müßige Diskussion, entweder man mag Tributes oder man mag sie nicht. Ich halte es mit erstgenannter Meinung. Nebenbei gehen Teile der Einnahmen an die SOS Kinderdörfer, die auch Cash bevorzugt unterstützt hatte.

Auf einem anderen Papier steht allerdings, ob das musikalische Ergebnis ein würdiges ist. "Dear Johnny" ist ein Solches. Wichtig ist natürlich die Auswahl an Bands und Interpreten, die sich hier zur Verbeugung einfindet.

Keine extra für den Sampler gegründeten Bands, die davor niemand kannte und die auch später niemand kennen wird. Auch schadet es meinen Ohren nicht, dass die musikalischen Styles meinen persönlichen Vorlieben an Musik entgegenkommen.

Nicht wirklich möchte man "Orange Blossom Special" von SCOOTER gecovert sehen und schon gar nicht hören. Gut also, dass diese Aufgabe hier großartig von DEADBOLT übernommen wurde. Des weiteren gibt es ein buntes Spektrum an Alternative Country, Rockabilly und Psychobilly, sowie vereinzelt Punk und sogar Industrial.

An vorderster Stelle steht für mich bei Coverversionen jedoch immer, ob das Stück einfach eins zu eins nachgespielt wurde, was in den seltensten Fällen zum Erfolg führt, gerade wenn die Messlatte des Originals immer einen Kopf höher hängt als man als Covernder groß ist, oder ob der Song weitergedacht wurde und der Schuster bei seinen Leisten blieb.

Auch an diesem Punkt galt Johnny Cash als Maß aller Dinge. Jeder Song, den er gecovert hatte, wurde dadurch zu einem Johnny Cash-Song. Dies zeigt sich auch besonders daran, dass man auf Cash-Tributes oft und gerne Songs hört, die er selbst nur gecovert hatte.

Tatsächlich gelingt es allen 19 Anwesenden mehr oder weniger, den Songs den eigenen Stempel aufzudrücken und dabei noch die Gratwanderung zu schaffen, das Original nicht zu verstümmeln. Paradebeispiel dafür ist "Drive on" von SPEEDBUGGY USA.

Was allerdings auffällt ist die Auswahl der gecoverten Songs. Schon mal gut, dass wie sonst oft üblich kein Song doppelt vorkommt, aber bis auf wenige Ausnahmen hat sich niemand an wirklich unbekanntere und deswegen nicht weniger gute Cash-Songs gewagt.

Auch wenn sich niemand an der 84. Version von "Ring of Fire" versucht, finden sich doch größtenteils Hits wie "Mean Eyed Cat" von den SUPERSUCKERS, "Long Black Veil" von BASTARDS SONS OF JOHNNY CASH, "Hey Porter" von Todd Stedman oder "I walk the line" von HOT ROD LINCOLN.

Da aber alle ihre Sache ausgesprochen gut machen, will ich hier ein Auge zudrücken. (56:30) (08/10)