V.A.

Punk 45. Sick On You! One Way Spit!

Soul Jazz Records aus London veröffentlichte Ende 2013 den ersten Teil der „Punk 45“-Serie, der sich dem frühen US-Punk widmete und den Untertitel „The American Nation Destroys Its Young – Underground Punk In The United States Of America“ trug und zusammengestellt wurde von Soul Jazz-Gründer Stuart Baker, der parallel via Soul Jazz auch zusammen mit Jon Savage ein Buch gleichen Titels veröffentlichte, das auf über 400 Seiten frühe Punk-Single-Cover dokumentiert.

Vol. 2 widmet sich ausweislich des Titels „ Underground Punk And Post Punk In The UK 1977-81“ und nun ist Vol. 3 erschienen, mit dem nicht minder langatmigen Dreifach-Titel „Sick On You! One Way Spit! – After The Love & Before The Revolution – Proto-Punk 1969-1976“.

Wie bei den anderen „Punk 45“-Compilations auch gibt es ein begleitendes Booklet, dessen Diminutiv nicht angemessen ist, denn mit 44 Seiten handelt es sich schon um ein richtiges Book. Nach dem einleitenden Essay von Jon Savage werden auf jeweils einer Seite die Bands mit allen relevanten Infos vorgestellt – genug Material für rund eineinviertel Stunde Musikstudium in der Bibliothek, ein Glas Rotwein oder Whiskey auf dem Tischchen neben sich, mit lustig flackerndem Kaminfeuer, die Katze zu Füßen ...

Als „Proto-Punk“ wird immer wieder Musik bezeichnet, die Punk war oder hätte sein können, bevor es Punk gab, Musik also, die „anders“ war als der Mainstream jener Zeit, die man – und das ist wohl das entscheidende Kriterium – heute hört und auf der Zeitschiene vielleicht fünf Jahre später einordnet, als es der Realität entspricht.

Bands also, die ihrer Zeit voraus waren, die zu ihrer Zeit härter und progressiver waren als die allermeisten anderen, die nicht oder kaum verstanden wurden. Vorgestellt werden unter anderem DEATH, DEBRIS, ZOLAR X (Jello Biafra ist großer Fan und hat sie später auf AT veröffentlicht), HOLLYWOOD BRATS, CRIME (die SF-Punks mit ihrem Überhit „Hot wire my heart“, den später SONIC YOUTH bekannt machten), CABARET VOLTAIRE, ELECTRIC EELS, COUNT BISHOPS, THE 101ERS (Joe Strummers Prä-CLASH-Band), SIMPLY SAUCER, STAVELY MAKEPEACE und andere.

Wie bei den beiden anderen „Punk 45“-Comps eine gelungene Mischung aus (Semi-)Bekanntem und wirklich Obskurem. So macht Geschichtsunterricht Spaß!