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V.A.

Oh! You Pretty Things: Glam Queens And Street Urchins (1970-1976)

Redet man mit Menschen, die Mitte der Siebziger – egal ob als Fan oder als Musiker – Punk in seiner ersten Stunde entdeckten, bekommt man immer wieder erzählt, dass die Einstiegsdroge britischer Glam- und Pubrock waren – die Grenzen verfließen hier. David Bowie, T. REX, SLADE, SWEET, Gary Glitter hatten zu Beginn der Siebziger einen neuen Style entwickelt, der teils mit weiblich konnotierten Looks spielte („Glam Queens“), und musikalisch wehte auch ein rauherer, gleichzeitig auch wilderer Wind, als man das noch von ROLLING STONES, BEATLES, BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN, PINK FLOYD und Co. kannte („Street Urchins“ – Gossenkinder). Von Punk sprach noch keiner, aber die NEW YORK DOLLS sind wohl ein perfektes Beispiel, wie eine Band aus dem einen Lager ins andere „crossoverte“. Diese drei CDs und 66 Songs umfassende Box macht es sich zur Aufgabe, diese Zeit von Anfang bis Mitte der Siebziger zu dokumentieren, und auch wenn lizenzrechtliche Hindernisse etwa Tracks von Bowie oder T. REX verhinderten, tut das der Sache hier keinen Abbruch: wer die offensichtlichen Bands aus der ersten Reihe hören will, findet dazu zig Online-Playlists. Wie eigentlich immer bei diesen musikhistorischen Zusammenstellungen aus dem Hause Cherry Red ist es die fundierte Auswahl von Bands und Songs, die den besonderen Reiz jenseits des Offensichtlichen ausmachen und auch mal überraschen. ROXY MUSIC sind hier dabei, ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA, SPARKS, PRETTY THINGS, Ian Hunter, HAWKWIND, die famosen THE HOLLYWOOD BRATS, Mick Ronson, HEAVY METAL KIDS, PINK FAIRIES, SLADE, THIN LIZZY, Lou Reed, John Cale, IGGY & THE STOOGES („Gimme some skin“), THE TROGGS, Wayne County, Tim Curry („Sweet transvestite“ aus „The Rocky Horror Picture Show“), SWEET, NEW YORK DOLLS, Leo Sayer (schrecklich!), FLAMIN’ GROOVIES, Kim Fowley, MOTT THE HOOPLE und zig andere, und wenn man die knapp vier Stunden durch hat, parallel das Booklet studiert hat (Foto und Kurzinfos zu jeder Band, Einführung von Compiler David Wells), ist man definitiv drin im Thema. Unter den Songs sind auch einige bis dato unveröffentlichte.