V.A.

Godfathers Of L.A. Punk CD

Definitiv keine Platte, die man sich wegen des Covers kauft ... Sowohl Front- wie Backcover dieser Compilation sind von ausgesuchter Hässlichkeit und layouterischem Dilettantismus gekennzeichnet. Dabei sollte man auf keinen Fall daraus auf die Qualität der Platte an sich schließen, denn jeder, der sich für die Wurzeln der L.A.-Punkszene interessiert, wird hier bestens bedient.

Wem das Label Siamese Dog nichts sagt, der ist sicher kein Sammler rarer STOOGES-Platten: Gegründet wurde es von Philippe Mogane, der schon in den Sechzigern sein Herz an laute amerikanische Musik verloren hatte, als Rock in Paris noch für abartig gehalten wurde.

1970 entdeckte er für sich die STOOGES, packte aus lauter Begeisterung für die unerhörten Klänge seine Fotoausrüstung zusammen, flog in die USA und machte sich daran, die STOOGES zu finden, um sie zu fotografieren.

Nach langer Suche gelang ihm das auch, er wohnte mit ihnen 1971 in L.A., wo Iggy und Co. für Aufnahmen weilten, in schäbigen Motels, man hatte sich angefreundet, und später, zurück in Paris, gründete er Siamese Dog Records, um die "I got a right/Gimme some skin"-Single zu veröffentlichen.

Schnitt. Wir schreiben das Jahr 2005, und Philippe hat diesen Sampler zusammengestellt, auf dem das Urgestein der L.A.-Punkszene versammelt ist. Weshalb die STOOGES, hier mit zwei Versionen von "I got a right", "Gimme some skin" und "Rock action" vertreten, für ihn dazugehören, wurde eben erläutert, die anderen Bands kamen tatsächlich aus L.A.: die MAX LAZER BAND mit eigenwilligem Drag Queen-Rock, die CONTROLLERS als Urheber des von den WEIRDOS bekannt gemachten "Neutron bomb", die WEASELS mit dem seinerzeit heftigst angefeindeten, Gewalt gegen Frauen thematisierenden "Beat her with a rake", THE ATTITUDE mit dem damals vom Radio verbannten, unglaublichen Cover "Hound dog", bei dem kein geringerer als Little Richard am Piano zu hören ist, und schließlich der seltsame Synthie-Rock von NU AMERICANS.

Höchst eigenwillige, obskure Musik, Songs, die man anderswo kaum finden dürfte, dazu ausführliche Linernotes, die zwar etwas konfus wirken, aber trotzdem höchst interessant sind. Ein wirklich besonderer Sampler, den sich niemand entgehen lassen sollte, der sich für genannte Bands und die damalige Zeit interessiert.

(57:02) (08/10)