Foto

V.A.

Do The Strum! Joe Meek’s Girl Groups And Pop Chanteuses (1960-1966)

„Let’s Go – Joe Meek’s Girls“ war 1996 ein Sampler mit 29 Songs von weiblichen Künstlerinnen aus Meeks Studio. Seinerzeit war das in „meekophilen“ Sammlerkreisen bereits eine kleine Sensation. Mittlerweile ist allerdings noch viel viel mehr unveröffentlichtes Meek-Material aufgetaucht (die legendären „Tea-Chest Tapes“ mit etlichen hundert Demos, alternativen Fassungen, Outtakes und Raritäten.) Auf der Grundlage dieses sensationellen Fundes – alle Aufnahmen wurden von Cherry Red angekauft, neu gemastert und nun peu à peu ans Tageslicht gebracht – ist die „Do The Strum!“-Box mit 88 Titeln auf drei CDs entstanden. CD1 ist dabei quasi deckungsgleich mit dem „Let’s Go“-Sampler; für Fans sind die beiden weiteren CDs spannender; hier gibt’s (unterteilt in die Phasen 1960-1963 und 1964-1966) lange verloren geglaubtes Material aus der Mottenkiste des DIY/Indie-Produzenten. Darunter Songs von den üblichen Verdächtigen (Jenny Moss, die burschikose Soul-Croonerin Glenda Collins, Pat Reader und die beinahe punkigen SHARADES, die als Prototypen der B-52’S gelten können). Zudem sind zwei Songs dabei, die sich nicht zugeordnet werden können („Say baby“ und „Johnny Oh“, hier waren weder die Backingband noch die Sängerin identifizierbar!). In der Summe ist es wie bei vielem Material aus Joe Meeks Studio: Man muss sich darauf einlassen können. Arg süßlich, aber unter dem Zuckerguss stecken viele abgedrehte Produktionstricks, die ihrer Zeit weit voraus waren. Und spätestens, wenn dann Session-Gitarrist Ritchie Blackmore mit seinen Proto-Metal-Soli die Zuckerwatte-Songs aufbricht, zeigt sich eine finstere Abseitigkeit hinter der Fassade. Ein umfassend aufgestellter Sampler mit informativem Booklet, kundigen Linernotes von Craig Newton und soundtechnisch auf die Höhe der Zeit gebracht.