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V.A.

Dark Exotica: As Dug By Lux And Ivy

Dem Phänomen „Exotica“, das Ende der Fünfziger Jahre ein kurzlebiger Trend abseits der gängigen Rock- und Pop-Pfade wurde, hat das Cherry Red-Unterlabel Righteous bereits die beiden Sampler „Pure Exotica“ und „Total Exotica“ gewidmet. Mit der „Dark“-Compilation geht man noch einen Schritt weiter und stellt gleich vier komplette Alben aus der dem obskuren Musikgenre (zwischen Jazz und Filmscores) zusammen. Den Anfang macht das BUDDY COLLETTE SEPTET mit dem 1959er-Songzyklus „Polynesia“, so etwas wie der heilige Gral der Tiki-Kultur. Collette und seine Jazz-Combo sind hier mit „West Side Story“-Sängerin Marni Nixon und Schauspieler Robert Sorrels zu hören, die düstere Moritaten zu Südsee-Klängen und Wellenrauschen in Szene setzen. Weiter geht es mit John McFarlands Album „Provocatif“ aus dem selben Jahr. Hier setzt vor allem das Flötenspiel von Roland Alexander Akzente bei einem schrägen Jazz-Vibe, der Miles Davis’ schrägere Momente vorwegnimmt und mit Field-Recordings (Vogelgesang und dem unvermeidlichen Meeresrauschen) effektiv die exotische Stimmung ausbaut. In eine ähnliche Kerbe schlägt Stan Kenton mit dem „Cuban Fire!“-Album (1956); hier vermischen sich Latin Jazz und Experimentierwut, schräge Arrangements und eine brandheiße Performance bestimmen die Szenerie. Der Posaunist und Pianist Bill Russo liefert schließlich das vierte (Konzept-)Album „Seven Deadly Sins“. Experimentell und voller Spielfreude, dabei führt der Weg von sanfter „Mood Music“ über verschmusten Barjazz bis hin zu protopsychedelischem Ambient beziehungsweise Dub. Vier völlig eigene Ansätze zum Themenkomplex „Exotica“ werden hier vorgestellt, jeder einzelne ist hochkomplex und verlangt mehr Aufmerksamkeit, als der oft als „Fahrstuhlmusik“ abgewerteten Jazz-Spielart üblicherweise zuteil wird.