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V.A.

Blood On The Cats (Even Bloodier Edition)

Ein Blick zurück in die Welt fast vergessener Jugendkulturen: In den Achtzigern war Psychobilly neben Punk, Hardcore, Wave/Goth und Skinhead eine der gern genommenen Optionen, wobei die Grenzen fluide waren und speziell in kleineren Städten kaum eine Trennung vorhanden war beziehungsweise man heute das eine und morgen das andere war. Entsprechend gab es nur wenige Bands, die sich trennscharf einordnen ließen, wofür die 1983 auf Anagram Records veröffentlichte Compilation „Blood On The Cats“ ein gutes Beispiel ist. Dort sind mit METEORS und GUANA BATZ zwei Bands vertreten, die bis heute aktiv sind und wo der Sänger der einen – P Paul Fenech von METEORS – für sich in Anspruch nimmt, die einzig wahre Psychobilly-Band zu sein (sic!). Das größte Ego aller Psychobillies hat er jedenfalls. Aber die Auswahl der elf Songs zeigte bereits damals, wie unterschiedlich die Bands waren, musikalisch wie optisch wie von der Attitüde her. Apropos Optik: den typischen Flat, eine Art Rest-Iro oberhalb der Stirn bei sonst fast Glatze, Domestos-Jeans und Docs oder Creepers trugen von diesen Bands hier nur die wenigsten. Screaming Lord Sutch sicher nicht, und nicht Nik Fiend von ALIEN SEX FIEND, und die Nordirland-Punks THE OUTCASTS („Seven deadly sins“) hatten nur zum Schluss hin mal so eine Psychobilly-Phase. Und Tav Falco war mit PANTHER BURNS zwar purer Rock’n’Roll, aber in Optik und Attitüde auch weit von „echtem“ Psychobilly entfernt. So gesehen war diese Compilation eine verzerrte Momentaufnahme von dennoch historischer Bedeutung, und erst diese um 45 Songs ergänzte Neuauflage schärft das Bild und rundet es ab. So gesellen sich nun einige weitere Psychobilly-Bands hinzu, erkennbar oft am vorangestellten „The“. RESTLESS sind dabei, THE POLECATS, THE SHARKS, KING KURT, THE RAYMEN, FRENZY, THE KREWMEN ... Aber eben auch THE CRAMPS, THE GUN CLUB, THE SCREAMING BLUE MESSIAHS, THE NOMADS, THE MILKSHAKES (Billy Childish!), THE REVILLOS, INCA BABIES, SCIENTISTS, THE VIBRATORS ... Spräche man manche diese Bands darauf an, ob sie jemals Psychobilly waren, käme heute sicher ein klares Dementi, aber Psychobilly war damals, Mitte der Achtziger, ein Trend, und da die Szene wie beschrieben nicht immer klar definiert war, hörte man rechts und links der „echten“ Bands alles, was (noch) passte. Die „Even Bloodier Edition“-Doppel-CD-Version von „Blood On The Cats“ schafft es, dieses Phänomen zu beleuchten, und deshalb ist sie so spannend und lehrreich. Kommt mit dickem Booklet mit Infos zu jeder Band.