LEGENDÄRE COMPILATIONS

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Heisenstraße: Es bleibt ungerecht aber nicht ungerächt ...

(LP, AC, 1996)

Nachdem während der Chaostage 1995 die Cops vergeblich versucht hatten, die von vielen Punks bewohnten Häuser in der Heisenstraße 6 und 6a in der Hannoveraner Nordstadt zu stürmen und auch mit einem Wasserwerfereinsatz gegen das Vorderhaus nicht erfolgreich waren, blieben die Häuser unter Beobachtung. Im Oktober schoss dann jemand, der nichts mit den Punks zu tun hatte, vom Dach aus mit einem Luftgewehr auf einen zufällig vorbeikommenden Polizeihubschrauber. Die Cops nahmen diese absolute Schwachsinnsaktion zum Anlass, um die Häuser zu räumen. Am 8. Oktober 1995 stürmte ein SEK-Kommando mit Maschinenpistolen bewaffnet die Heisenstraße 6 und 6a. Türen und Fenster wurden eingetreten und dann sämtliche Bewohner inhaftiert. Das Hab und Gut und auch die Möbel wurden zum Teil aus den Fenstern geworfen und dann per Container abtransportiert. Die nun leerstehenden Häuser wurden anschließend mit Genehmigung der niedersächsischen Landesregierung sofort abgerissen. Sämtliche Bewohner:innen wurden in die Obdachlosigkeit entlassen. Nur kurze Zeit später veröffentliche das Peiner Punklabel AC-Records diesen Sampler. „Dies ist ein Zeichen gegen das Vergessen. Es ist nicht wichtig, dass die meisten Stücke schon veröffentlicht sind ... Es ist wichtig, dass es diese Platte gibt. Ein Mahnmal gegen das Vergessen“, wie im Beiheft zu lesen ist. Insgesamt 16 Polit-Punk-Bands, vor allem aus Norddeutschland, geben ihr Statement zur Räumung ab. Den Sampler eröffnen KORRUPT mit „Spiesser Schweine“, gefolgt von A.A.K., die in ihrem Song „Häuserkampf“ die Räumung besetzter Freiräume thematisieren ebenso wie PERSHING BOYS mit „Juze bleibt“. Weiterhin sind DRITTE WAHL, P.S.R. (PROJEKT SCHWARZ ROT), KALTE ZEITEN, ANSCHISS, BLOODY BONES, ANGER OF BACTERIAS, SHOCK VALUE, THE STRIKES und WWK mit dabei. Und drei Bands haben den gleichen Schlagzeuger. CHEMICAL MAZE aus Hannover, aus denen die ebenfalls auf dem Sampler vertretenen RECHARGE hervorgingen, und THE LOSERS aus Nottingham und damit auch die einzige ausländische Band. Der Sampler war also nicht nur ein klares Statement gegen die Räumung der Häuser in der Heisenstraße sondern gleichzeitig ein guter Überblick über die damalige Polit-Punk-Szene. Und diese Compilation ist auch fast das Einzige, was noch an die „Terrorzentrale“ – so titelten Hannoveraner Zeitungen nach der Räumung – in der Heisenstraße erinnert. Nach dem Abriss, der eine Besetzung der Altbauten verhindern sollte, wurde die Brache nach einiger Zeit mit äußerst hässlichen Neubauten wieder bebaut. Im Nachhinein gesehen war das bereits ein Vorzeichen für die mittlerweile auch in der Nordstadt fortschreitende Gentrifizierung.