In einer Zeit, in der viele mit Musik aus New York und Umland eher den typischen NYHC verbinden, gründen 1994 Mike Pogo und Pedro Punx, zwei Punks, ein neues Label – Pogo Punk Records. Ihr erstes Release ist ein Vinyl-Sampler, den sie auf den Namen „Pogo Attack“ taufen. Auf der Compilation versammeln sie insgesamt zwölf Bands mit je zwei Songs aus den Bundesstaaten New York, New Jersey, Connecticut und Pennsylvania. Schon die Optik des Covers weist auf den Inhalt hin. Auf dem Frontcover sind die Logos aller Bands um den Albumtitel angeordnet. Das zum Teil gezeichnete Backcover zeigt einige Nieten-Punks mit Stachelhaaren oder Iro, die auf Pogo Sticks – einem Spiel- und Sportgerät zum Auf- und Abhüpfen aus den Sechziger Jahren, von dem sich die Bezeichnung „Pogo“ ableitet – durch die Gegend springen. Zwei Punkettes tanzen Arm in Arm „Sirtaki Pogo“ und ein Oi!-Skin hüpft ebenfalls rum. Auch musikalisch macht der Sampler seinem Namen alle Ehre. Die Bands spielen alle Hardcore-Punk in seinen verschiedenen Facetten. Rauh und derb wie THE CASUALITIES oder THE PIST, punkrockiger wie BLANKS 77, THE BRISTLES oder DYSFUNCTIONAL YOUTH, während THE WRETCHED ONES eher vom Streetpunk kommen. BANNER OF HOPE vertreten den klassischen UK82-Punk und MANKIND? spielen Anarchopunk mit Female/Male-Wechselgesang. DISTRAUGHT sind eher Crust-lastig, während AUS-ROTTEN mit zwei Songs von ihrer ersten EP brachialen Hardcore-Punk herunterbrettern. 86’D sind dann die einzige All-Female-Band und rotzen zwei herrlich krachige Punkrock-Songs heraus. Und die Sängerin von VOMIT PUNX kreischt sich dermaßen die Seele aus dem Leib, dass sie mit ihrem „Gesang“ sogar Panzerglas zum Zersplittern bringen könnte. Ich habe vorher und auch nachher keine derart schrille und gleichzeitig heftige Stimme gehört! Der Sampler war seinerzeit meine erste Begegnung mit einigen Bands, die mich noch mein weiteres Leben begleiten sollten. Dazu zählen AUS-ROTTEN, BLANKS 77, THE CASUALITIES und MANKIND?. Ich hatte das Glück, zumindest die ersten drei in den folgenden Jahren in Hannover live erleben zu dürfen, CASUALITIES dann noch mal vergangenes Jahr in Köln. Sie sind auch die Einzigen, die von den Beteiligten noch aktiv sind. Der Sampler besticht nicht zuletzt dadurch, dass er spürbar mit viel Herzblut und Detailverliebtheit gemacht ist. So wurde die Schwarzweißgrafik auf dem Backcover nachkoloriert und Irokese und Stachelhaare nun rot leuchten. „Pogo Attack“ sollte leider das einzige Output des jungen Labels bleiben. Nasty Vinyl hat 1996 den Sampler noch mal auf CD aufgelegt, wobei das Booklet natürlich nicht an das Originalcover herankommt.
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