Legendäre Compilations

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HARDCORE BREAKOUT USA (LP/CD, New Red Archives, 1990)

Ich weiß noch genau, wie an einem Samstag im ersten Ox-HQ in Heidenheim der Paketbote klingelte und ein Päckchen ablieferte. Darin das ULTRAMAN-Album „Non-Existence“, die titellose LP einer Band mit dem seltsamen, von allen „Sammjamm“ ausgesprochenen Namen, den erst später mir gegenüber jemand korrekt als „Sam I am“ aussprach – und diese Doppel-LP-Compilation. Absender: New Red Archives aus San Francisco. Darauf zu hören: zehn Songs von zwölf Bands, die ich alle nicht kannte, die mich aber fortan fast alle viele Jahre lang begleiten sollten, manche bis heute.

Gegründet vom frühen UK SUBS-Gitarristen Nicky Garratt und in San Francisco ansässig, war NRA von Anfang bis Mitte/Ende der Neunziger ein enorm einflussreiches Label mit einem guten Händchen für neue Bands. SAMIAM blieben NRA lange treu, SWINGIN’ UTTERS wurden hier entdeckt, ANTI-FLAG, BADTOWN BOYS, NO USE FOR A NAME ... Mit dieser Zusammenstellung zum Sonderpreis und einer zweiten LP mit weiteren Bands als kostenloser Dreingabe bekam man einen massiven Input spannender, neuer Musik. Die leider in Vergessenheit geratenen ULTRAMAN aus St. Louis, Missouri legen los, die famosen JAWBREAKER aus San Francisco (hier mit einer L.A.-Postadresse aufgeführt) machen mit „Rich“ weiter, dann SAMIAM, erst mit „Indigestion“ und auf der Flipside noch „New queen“, die wundervollen BEDLAM HOUR, die später den wohl nur auf einer alten Ox-CD zu hörenden Killersong „My mother doesn’t know that I’m a punk rocker“ veröffentlichten, die Straight-Edge-Parodie CRUCIAL YOUTH mit dem Anti-Bart-Song „Shave clean“, die nach einer alten TV-Serie benannten New Jersey-Hardcoreler HOGAN’S HEROES, die NYC-Punk-Legende KRAUT um Doug Holland (später auch CRO-MAGS), G-WHIZZ aus Arizona (heute als HIGLEY wieder aktiv, siehe Ox #133!), die Thrashcore-Combo DIRGE aus New Jersey, und zum Schluss die AGITATORS aus Texas, über die man eigentlich gar nichts weiß. Ob es Exklusiv-Nummern waren – keine Ahnung. Auf jeden Fall wasserklares Vinyl – und laut Discogs für recht kleines Geld zu bekommen.

Nicht exklusiv, sondern von den NRA-Releases entnommen, sind die zwölf Songs auf dem Bonusalbum. Fast die gleiche Bandauswahl, plus UK SUBS („Megalopolis“ von „Killing Time“, „Sabre dance“ von der 12“) und P.E.D. Grandios: „Home sweet home“ von SAMIAM und das wundervolle „Underground“ von der gleichnamigen EP. Und natürlich CRUCIAL YOUTH (deren „The Posi-Machine“ man sich echt zulegen sollte) mit dem Zahnpflege-Hit „Positive dental outlook“. Viel geniale Musik für kleines Geld, leider aber ohne Booklet oder Linernotes, was in Prä-Internet-Zeiten ein erhebliches Informationsdefizit darstellte.