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Legendäre Compilations

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Ein Vollrausch in Stereo – 20 schäumende Stimmungshits

(LP, Schnick-Schnack-Tonträger, 1983)

Auf der Suche nach etwas Neuem im Punkrock fanden sich 1982 in der Berliner Punk-Szene einige Bands, denen das Herunterbrettern von Akkorden und Hass und Wut gegen alles allein nicht mehr genügte. Getragen von Punk Values, DIY-Spirit und einer politischen Grundeinstellung entstand eine Szene, die man später mit Fun-Punk beschrieben hätte. Dazu gehörten etwa DEUTSCHE TRINKER JUGEND, DIE ÄRZTE, frisch gegründet, FRAU SUURBIER oder die PANZERKNACKER AG. Nach den ersten gemeinsamen Konzerten spielten die Bands zwischen November und Dezember 1982 ihre Songs für diesen Sampler ein. Unterstützung bekamen sie aus Düsseldorf, von wo aus Campino und Kuddel von DIE TOTEN HOSEN anreisten, um zusammen mit Sahni von DIE ÄRZTE und Wölli, dem Schlagzeuger von FRAU SUURBIER, als TANGOBRÜDER zu spielen. Wie der Untertitel schon verrät, wurden es insgesamt zwanzig Songs. Seite 1, mit „Die Stimmungshits“ bezeichnet, beginnt mit der Frage „Wollt ihr das totale Brötchen?“ (natürlich mit rollendem „Rrrr“), und dann geht es mit DIE ÄRZTE auf „Zum Bäcker“, ein Song, dem der zynische Humor der Vorgängerband SOILENT GRÜN zu eigen ist. TANGOBRÜDER klingen stark nach DIE TOTEN HOSEN, während FRAU SUURBIER dreimal Rockabilly beisteuern und PANZERKNACKER AG „Traumboy ahoi“ singen. Seite 2 enthält dann „Die Sauflieder“. Großer Gewinner ist hier DEUTSCHE TRINKER JUGEND mit vier Songs, Punk-Coverversionen von „Knecht Ruprecht“ und eigenen Stücken, wie ihre Antwort auf die „Alkoholsteuer“. DIE ÄRZTE outen sich als „Vollmilch“-Trinker, während die TANGOBRÜDER auf „Frühstückskorn“ schwören. Eine Zusammenstellung von Perlen deutscher Lyrik wie „Bier her“ kommt von ZAPFHAHNJODLER, glücklicherweise sind das nur 1:53 Minuten. Zum Abschluss gibt es dann die Urversion von „Bis zum bitteren Ende“ von TANGOBRÜDER. Über die Entstehung des Songs, ob jetzt von Campino und Kuddel auf der Zugfahrt nach Berlin oder dort selbst zusammen mit Sahni geschrieben, scheiden sich die Geister. Fakt ist, dass daraus in den Achtziger Jahren einer der Hits von DIE TOTEN HOSEN werden sollte, und auch ich kann ihn auch heute noch im Schlaf mitsingen. Die Erstauflage des Samplers kam mit vierseitigem A4-Textblatt, während die Platten verschiedenfarbige Labels hatten. Für DIE ÄRZTE, FRAU SUURBIER und DEUTSCHE TRINKER JUGEND war dies die erste Vinylveröffentlichung und für TANGOBRÜDER auch die letzte. Gewidmet dem „Stimmungsbomber der ersten Stunde, der seine Gesundheit einer gnadenlosen Unterhaltungs- und Alkoholindustrie opferte: Harald Juhnke“, bleibt ein Sampler, der nicht nur für die damalige Zeit seinesgleichen sucht.

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© by Ox-Fanzine / Ausgabe #161 April/Mai 2022 und Triebi Instabil

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