(LP, No Fun, 1980)
Schon das erste No Fun Festival 1978 im Jugendzentrum in Hannover-Badenstedt mit ROTZKOTZ, HANS-A-PLAST, BLITZKRIEG, SCHLEIM und KATAPULT wurde auf Revox-Tonband mitgeschnitten. Leider war die Aufnahmequalität zu schlecht, um einen Sampler zu veröffentlichen. Das war erst dem zweiten No Fun Festival vergönnt, das am 7. und 8. März 1980 im UJZ Glocksee stattfand. Doch schon die Vorgeschichte ist eine Story für sich. Die Idee, mit den Einnahmen einen Sampler zu produzieren, stieß zunächst bei allen Bands, die auftreten wollten, auf Zustimmung. Doch zwei Wochen vor dem Festival stiegen die sogenannten Gossen-Punkbands BLITZKRIEG, FUCKS und KONDENSATORS aus, unter anderem auch deshalb, weil sie nicht mit den vermeintlich „etablierten“ Bands auftreten wollten. Das Festival fand statt, ohne die befürchteten Störaktionen. Laut eines vor dem Festival kursierenden Flugblatts hatten die „Hannoverscher Rude Girls / Rude Boys“ dazu aufgefordert, die Veranstaltung zu stören und die Kasse zu klauen, was sich im Nachhinein als nicht ernst gemeint entpuppen sollte. Insgesamt spielten elf Bands, die die ganze Bandbreite dessen, was seinerzeit unter Punk beziehungsweise New Wave lief, repräsentierten – von Punkrock über den Psycho-Beat von 39 CLOCKS, der einzige Studiotrack, bis hin zur musikalisch untermalten Publikumsbeschimpfung von ROSA. SPLIZZ, eine der Bands, die nach einer der zahlreichen Auflösungen von ROTZKOTZ entstand, sollten sich kurz nach dem Festival ebenfalls wieder auflösen. CRETINS spielten hier ihren fünften Gig und sind mit „Dachau-Disco“ dabei. Der Song wurde 1984 für die Split-EP mit BLUT + EISEN mit geändertem Text neu aufgenommen, um den haltlosen Faschismus-Vorwürfen entgegenzutreten. DER MODERNE MAN verbannte alle ins „Discoland“, ebenso wie KALTWETTERFRONT kein „Disco boy“ sein wollen. HANS-A-PLAST, die mit ihrem selbstbetitelten Album die erste Hannoveraner Punk-Platte aufgenommen hatten, besingen „Amerikaner“. PHOSHOR mit Jens Gallmeyer spielen Wave-Punk und ROTZKOTZ klingen very British. SCHWANZKANN’S waren für die drei abgesprungenen Bands mit dabei und lösten sich kurz nach dem Auftritt ebenfalls auf. Einzig DAILY TERROR (aus Braunschweig) sind keine Hannoveraner Band, die mit „Andere Zeiten“ ihr Talent für gute Punk-Reggae-Songs unter Beweis stellten. Der Sampler war die erste Veröffentlichung des Labels No Fun. Beim Albumcover wurde das „No“ in Hannover und eines der drei „Fun“ durch Großbuchstaben hervorgehoben, so dass der Titel auch auf das Label „No Fun“ verwies. Die Compilation wurde schon 1980 nachgepresst. Beiden Auflagen lag ein 16-seitiges A5-Booklet bei. 2010 gab es verdient eine CD Neuauflage.
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