Legendäre Compilations

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V.A. Underground Hits 2 (LP, Aggressive Rockproduktionen, 1983)

Schon im Frühjahr 1982 hatte Aggressive Rockproduktionen auf dem Textblatt des zweiten „Soundtracks zum Untergang“-Samplers seine weitere Labelpolitik nicht nur angedeutet, sondern klar auf dem Punkt gebracht. In der dort zu lesenden Ankündigung zum „Underground Hits“-Sampler empfahl AGR „allen, die den gesamten langweiligen OI-Scheiß über haben, wärmstens die tollen Scheiben von diversen Ami-Bands (CIRCLE JERKS 1 + 2, D.O.A. 1 + 2, CH3, TSOL, ADOLESCENTS, FEAR, BLACK FLAG, ANGRY SAMOANS ++++)“. Das Label hatte im Laufe des Jahres damit begonnen, neben diversen deutschen Bands auch Alben von BLACK FLAG, MEATMEN, MISFITS oder NECROS herauszubringen. Die Veröffentlichung des zweiten „Underground Hits“-Samplers am 23. November 1983 unterstrich diese Entwicklung noch.

Halten sich auf dem Vorgänger, der Ende 1982 erschienen war, noch deutsche und amerikanische Bands die Waage, so dominieren auf dem zweiten Teil eindeutig die USA – und das nicht nur in Bezug auf die Anzahl der Bands. Neben sieben US-Bands sind nur zwei aus der BRD vertreten. CANAL TERROR liefern hier nach diversen Umbesetzungen ihre letzten beiden Songs vor ihrer Auflösung ab – leider sind sie die schwächsten des Samplers. SPUX, die zweite deutsche Band, geben hier ihr Plattendebüt. Leider sollte ihr Beitrag – straighter, politischer Pogo-Punk – zugleich ihr letztes Lebenszeichen bleiben. Die Zusammenstellung der US-Bands liest sich dagegen wie ein Who’s Who der damaligen Szene und stellt wieder einmal das Gespür von Karl Walterbach, dem Betreiber von AGR, für gute Bands unter Beweis. ANGRY SAMOANS, YOUTH BRIGADE, MEATMEN, FU’S, GOVERNMENT ISSUE, HÜSKER DÜ und ADRENALIN O.D. – für viele war der Sampler ihrer erste Veröffentlichung in Europa.

In der Retrospektive zeichnet sich hier schon deutlich ab, dass zumindest für die Achtziger die musikalische Weiterentwicklung von Punk nicht mehr von Europa aus erfolgen und die wichtigen Impulse nun aus den USA kommen würden. Im Gegensatz zu „Underground Hits“ Teil 1, auf dem mir die deutschen Bands wesentlich besser gefallen, wirken die US-Bands hier frischer, abwechslungsreicher und auch wesentlich wütender. Einziger Kritikpunkt war und ist die Covergestaltung. Ein angekettetes Monster auf dem Frontcover, Grabstein und Harpyien auf der Rückseite – so etwas bringe ich immer noch mit den zahlreichen Poser-Metal-Platten dieser Zeit in Verbindung. Beide „Underground Hits“-Sampler wurden 1992 von AGR auf CD wiederveröffentlicht. Die Aufmachung war wie bei allen Rereleases des Labels ausgesprochen lieblos. So besteht das „Booklet“ enttäuschenderweise nur aus einer Werbebeilage für AGR.