135. Woche – Dort, wo man sich den Arsch abfriert
– Boris. Ein Phänomen, das man offenbar nur dann verstehen kann, wenn man in Tübingen wohnt. Ähnlich wie Saumagen, lauwarme Cervisia, das gegenseitige Verprügeln mit Maßkrügen respektive nassen Weidenruten oder das Hobby des täglichen Einlaufs mit gut abgestandenem Gurkenwasser. Für alle Auswärtigen ist und bleibt es unbegreiflich.
– 50 Shades of Grey. Reiseerinnerungen an den Urlaub 1984 in der ehemaligen SBZ. Eine Fahrt durch Magdeburg, Bitterfeld, Calbe an der Saale und das architektonisch ebenfalls anmutige Köthen, auf der Suche nach einer Kiste Wernesgrüner, die es letzten Endes leider nicht gab. #bücherdieichnochschreibensollte
– Ein Herz für Kinder. (John Wayne Gacy)
– Post. Was zur Hölle ist eine Postfaschistin? Ich kenne Post-Punk, der sich aus Punk entwickelt hat, um diesen auf eine höhere, virtuosere Ebene zu heben, aus dem engen Korsett der drei Akkorde auszubrechen und eine breitere Masse anzusprechen. Oh!
136. Woche – 3x Zughausen, den Rest dort, wo es schön ist
– Müde. Selbst die schrecklichsten Meldungen stumpfen auf Dauer ab, wenn sie alltäglich werden.
– Kleiner Feigling. Wenn man sich nur noch die Platten von ein und derselben Band kauft, kann das durchaus etwas mit Versagensängsten und Mutlosigkeit zu tun haben. Eine Platte, die man längst in- und auswendig kennt, kann einen im DeLuxe-Reissue einfach nicht enttäuschen und bewahren einen vor dem Unbekannten oder der Not, sich mit neuer Musik auseinandersetzen zu müssen. „Ach, eine neue Band? Wo ich mich doch gerade mal so an die vier Typen aus Liverpool gewöhnt habe. Da greife ich doch lieber zu deren komplettem Backkatalog, der frisch von zwei autistischen Toningenieuren mit Dauertinnitus abgemischt wurde.“
– We’re a happy family. (Fred & Rose West)
– 10,2%. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Das ergibt in Zeiten der Inflation leider herzlich wenig Sinn.
137. Woche – 50% im Gefrierfach, das manche „Büro“ nennen
– Kleeblätter. Früher, wenn ich ein vier- oder fünfblättriges Kleeblatt gefunden habe, war der erste Gedanke immer: Hui, ich wünsch mir was. Heute finde ich eines und denk mir: Yes, ich brauch doch noch keine Brille!
– Winterzeit. Es ist nicht das Aufstehen, sondern der Abend. Gerade mal 18:53 Uhr, du wirst zum Konzert aufgelesen, es fühlt sich an wie 23:13 Uhr und du willst eigentlich ins Bett.
– Liebe dein Zuhause, dann liebt es dich. (Josef Fritzl)
138. Woche – Zwiegespalten
– Geheimtipp. Nie vergessen: Wenn ein Superreicher dir einen guten Rat oder eine ausdrückliche Empfehlung gibt, ist das immer nur zu deinem Besten, schließlich ist derjenige aus reiner Nächstenliebe so verdammt schwerreich geworden.
– Irgendwann gibt es bei VW nur noch Tofuwürstchen. (Fritz Haarmann)
139. Woche – 3x bekocht, 5x gut gegessen
– Diät. Wenn du nicht so viel Essen kannst, wie du kotzen könntest, ist das genau der richtige Zeitpunkt, um über eine Diät nachzudenken.
– Diss-Diss-Battle. Ein Spiel für Musikbekloppte. Die Aufgabe: Einen Diss-Song mit einem gelungenen Stück der Band kontern, der ursprünglich ans Bein gepinkelt wurde. Geht wie folgt: BAD BRAINS „How low can a punk get“ contra BIG BOYS „Fun fun fun“. ANGRY SAMOANS „Get off the air“ vs. RODNEY AND THE BRUNETTES „Little GTO“. BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE „Schleim“ gegen SLIME „Schweineherbst“ ...
140. Woche – Unwillig und entnervt*
– Black Friday matters. Ja, genau das will die Werbung dir weismachen!
– Die kleine Flucht. Jede Droge, jede Ausflucht aus dem grauen Alltag wird früher oder später zu ebendiesem neuen grauen Alltag.
– Aberglaube ist etwas für Vollidioten. (Jason Vorhees)
– Meine Welt. Warum darf man bei Facebook eigentlich nicht melden, dass jemand einfach nur strunzdumm ist und auf ein Wählscheibentelefon oder ein Fax reduziert werden sollte? „Dingdong! Guten Tag, wir sind von der Idiotenpolizei. Sie wurden von mehreren Internetnutzern als dümmlicher Troll gemeldet. Eine Überprüfung Ihrer fünf Fakeprofile hat ebendies bestätigt. Wir beschlagnahmen hiermit Ihre Mobiltelefone, kappen Ihre Internetleitung und konfiszieren sämtliches elektronisches Equipment, das nach 1991 hergestellt wurde. Zur Außenkommunikation erhalten Sie von uns ein Wählscheibentelefon in Mausgrau und eine Schreibmaschine. Außerdem bekommen Sie von unserem Kollegen Bruno ein volles Dutzend Backpfeifen verpasst, einfach so, weil ein Gerichtsverfahren viel zu lange dauern würde und Sie aus einer Bewährungsstrafe ohnehin nichts lernen würden. Bruno, würdest du?“
– Hinter jedem erfolgreichen Menschen steht immer eine liebende Mutter. (Norman Bates)
– Wachset und mehret euch. Die Frage ist nicht, ob die Pflanze theoretisch auch zehn Milliarden Blattläuse ernähren könnte, die Frage ist, ob sie das überleben würde?
141. Woche – 60% Hintergundhusten, 40% in der heilen Welt
– Jahresendkonzerte. Mein Lieblingstag für Dezember-Konzerte 2022? Der 17. Dezember! Bei sechs parallel stattfindenden Konzerten im eigenen musikalischen Dunstkreis habe ich aufgegeben. Folgerichtig werde ich mich aus Protest an diesem Abend keinen Millimeter von der Couch wegbewegen. Gut, vielleicht aufs Klo oder zum Kühlschrank, aber ich streike. Stimmt euch besser ab oder macht den Quatsch im Januar. P.S. Ich war dann doch lieber krank.
– Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. (Freddy Krueger)
– Geschäftsidee, die 368. Automatenstand mit Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Kein Anstehen, genauso lauwarme Plörre wie an den anderen Ständen, aber 1 Euro billiger. Falls jemand wegen Jugend und Alkohol kommt, das ist so weit runterverdünnt, davon kriegt man lediglich Kopfweh, ganz wie beim Original.
– Foodmesse. Gin ist der Bubbletea und der Burgerladen des Zwanziger-Jahrzehnts.
142. Woche – Teilzeitbüroseffelfurzer vs. Sitzheizung
– Die hohe Kunst der Verhöhnung. Jemanden auf wüste Art zu beschimpfen, ist so einfach wie einer schlechten Platte einen Totalverriss zu verpassen und irgendwie langweilig. Im Netz ganz besonders, weil man dann von irgendwelchen Handlangern für eine kurze oder längere Weile mit einem Bannfluch belegt wird und nur noch mitlesen darf.
Um der Sperre zu entgehen, muss man sich also ein bisschen was einfallen lassen und so plumpe, aber wahre Worte wie „Depp“, „Vollpfosten“, „eselgebumster Ostmongole“, „Putinscherge“ oder „Pimmelzwerg“ vermeiden, so gerne man diese Worte auch im täglichen Leben benützt, wenn man den Tourette-Stempel im Ausweis hat. Seit mir das – wie üblich beim Zähneputzen – eingefallen ist, bin ich einigermaßen davon besessen, Umschreibungen für „MoFos“ und sparsam möblierte Gehirne zu finden.
Demnächst in Erprobung:
- Schon cool, wenn man mit nur einem Kind sowohl Bruder als auch Vater des kleinen Rackers ist.
- Ihre Familie wäre ein perfektes Perpetuum Mobile, wären da nicht diese Wechseljahre von Oma.
- Bei Ihnen bleiben wenigstens noch Blut und Äcker beieinander, Respekt.
- Ich bin doch richtig hier bei der Selbsthilfegruppe für Leute, die mit fünfzig immer noch bei den Eltern leben?
- Verlaufen Sie sich bei einem Montagsspaziergang auch regelmäßig ohne Navi?
– KI. Fast alle reden derzeit von Künstlicher Intelligenz, die einem unter die Arme greift, wenn einem selber nichts einfällt. Warum denkt niemand an eine ausgewogene Ernährung als Gegenpart? KUI: die Künstliche Unintelligenz, die all denen die Arbeit abnimmt, die sich mit 3,4 Promille kaum noch vor der Tastatur halten können oder aber sich heimlich schämen, dass ihnen die Autokorrektur aus Effizienzgründen nur noch die richtigen Worte rot unterstreicht.
– Auch diese Hand kann zärtlich sein. (Eiskaltes Händchen)
– Twättr. In einer alternativen Realität kauft Hitler Twitter und droht allen Werbekunden, die daraufhin ihre Anzeigen zurückziehen, mit einem Blätzkräg. Moment mal!
143. Woche – Hust, röchel, schwitz at home
– Es geht auch ohne Corona. Nach nur drei Jahren endlich mal wieder Rotz und Husten! Ich hab es so vermisst.
– Faustformel. Der Unterschied zwischen grippalem Infekt oder einem Männerschnupfen und Grippe? Bei einer echten Grippe hast du keinen Hunger. Wenn der Jammerlappen auf dem Sofa also mit weinerlicher Stimme nach Nahrung verlangt, ist alles im Lot und der Notarzt kann warten.
– Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, kommt darin um. (Julius Cäsar)
– Jammertal. Eine Frage, die ich mir schon mehrfach beim Anblick von Bildern der Witwe von Helmut Kohl gestellt habe: Wie nennt man eigentlich das Maike-Kohl-Richter-Syndrom, also das personifizierte Leiden Christi 3.0? Na, nach der Erfinderin natürlich, also MKR-Syndrom, was für eine blöde Frage.
– Ceterum censeo usw. Im Übrigen bin ich bei der Androhung von 20 Millionen Rentnern immer noch für ein modifiziertes Wahlrecht, um der Jugend, die den ganzen Scheiß ausbaden muss, wenn die Rheumadeckenfraktion auf Altersstarrsinn schaltet, überhaupt eine Chance zu geben.
144. Woche – Hier
– Diese Zeit des Jahres. Derselbe Mist wie immer, nur in festlich bedruckten Verpackungen. Wir wischen uns den Arsch mit Zimtaroma ab und zur Feier des Festes ziehen wir lustige Elche, niedliche Schneemänner oder Tannenbaummotive durch die Kimme, als ob es beschissenes Klopapier in besinnlich gäbe. Warum es kein Toilettenpapier mit Spekulatiusduft gibt? Denk einfach mal kurz selber nach, du kommst drauf.
– Wie man sich bettet, so liegt man. (John Coffin)
– Hlg. Ahmd. Alle sind kurz nett zueinander und hinterher dann doch wieder beleidigt, weil man wieder einmal mehr reinstecken musste, als am Ende rauskam. Wenn das Nullsummengeschäft erreicht ist, sollte man sich gegenseitig einfach nichts mehr schenken oder aber damit abfinden, dass ab sofort nur noch draufgezahlt wird.
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