145. Woche – Ach! (Gretchen, Faust)
- Was kommt danach? Auf manche, die so furchtbare Angst vor dem Tod und letztendlich der Hölle haben, wartet da unten sicher schon ein Job in der höheren Beamtenlaufbahn. Als Agnostiker sag ich mal so: Kommt ganz auf das Angebot an, schließlich wollen die was von mir, nicht ich von ihnen.
- Alles Idioten. So sieht es aus, wenn einem auf der Autobahn hunderte Autos entgegenkommen.
- Top 10 Fantasy-Charts 2022
Platz 1: HELMUT KOHLS SÖHNE – Familienfest
Platz 2: BÜRGERGELDPOSSE – Hartz IV war gestern
Platz 3: DRESDENER ALLERLEI – Immer wieder montags kommt die Erinnerung
Platz 4: DIE LETZTEN TELEFONZELLEN – Insert coin
Platz 5: MOTHER THERESAS – Smile
Platz 6: THE BOLSONAROS – Crocodile tears
Platz 7: Maike Kohl-Richter – Warum ich? Pt. 12
Platz 8: DIE BESORGTEN BÜRGER MANNHEIMS – Heul doch!
Platz 9: ZURÜCKGEZOGEN MASKULIN – Breitbeinig
Platz 10: EBM FOR THE ELDERLY – Louder, slower, oxygen
146. Woche – 76 m²
- Good intentions. Trottelvorsätze für jedes neue Jahr:
1. Endlich Medienkompetenz entwickeln! Entweder im Darknet nachschlagen, den Nachbarn fragen, der montags immer alleine mit einem Plakat um den Block zieht, oder YouTube-Tutorials ansehen.
2. 100er-Pack Kondome bestellen, am besten gleich zwei Nummern größer, schon wegen dem Gerät aus den eBay-Kleinanzeigen. Positiv denken!
3. Mit dem Rauchen aufhören! Zum Start erstmal eine Kippe schnorren, eine ganze Packung wäre dann doch ein wenig übertrieben.
4. Mehr Spocht treiben. Neuer Trainingsanzug ist bestellt, der alte leiert im Schritt schon etwas aus und ist am Hintern durchgesessen. Natürlich nur Markenklamotten, wer will schon wie ein Asi rumlaufen?
5. Mehr gute Vorsätze, vielleicht wird dann wenigstens einer was.
6. Oma anrufen ... Ach nee, vielleicht mal wieder Blumen vorbeibringen und das Unkraut jäten.
7. Steuer dieses Jahr das erste Mal nicht auf den allerletzten Drücker machen.
8. Abos runterschrauben, Zeitschriften kündigen, Mobilfunkanbieter, Bank und Stromanbieter wechseln ... bald.
9. 14-tägiges Rückgaberecht für das alljährliche Raclette oder das Fondue nicht verpassen. Spart Platz im Schrank, und so doof wie die Discounter sind, bieten die das nächstes Jahr auch glatt wieder drei Tage vor Weihnachten an.
- KI 2023. Zwei Chatbots flirten über Monate miteinander, ohne zu merken, dass der andere auch kein Mensch ist. 2024 heiraten beide, um sich ein weiteres Jahr später wegen unüberbrückbarer Differenzen wieder scheiden zu lassen. Beide reden eindeutig zu viel.
147. Woche – Das Irrenhaus, das ich Zuhause nenne
- Trockener Monat. Vielen Dank an alle Freunde und Kollegen, die einen mit Bildern von „ach so leckeren Getränken“ versorgen. Ich freue mich aufrichtig für euer Feierabendbier, die exklusiven Whisky-Tastings und Feierlichkeiten. Notiz an mich: Sollte jemals einer von ihnen Priester, Einsiedler ohne Netzanschluss, Nonne oder Mönch werden, spendieren wir ein YouPorn-Abo.
- Ich habe keinen Sohn! (Darth Vader)
- Abstinenz. Jahrelange Abstinenz ist keine wirkliche Kunst. Ich für meinen Teil habe über 13 Jahre lang keinerlei Alkohol zu mir genommen, dann wurde ich 14.
148. Woche – nicht so oft dort, wo ich vertraglich hätte sein sollen
- Lucy in the sky. Mal ganz ehrlich: Die meisten der Helden meiner Jugend waren Junkies, Alkoholiker oder beides. Immerhin konnten sie ein Instrument spielen, leidlich singen und haben keine Kriege angezettelt.
- Alternative Fakten. Kaum ist der eine „Kollege“ mit den alternativen Theorien auf zu neuen Ufern gezogen, steht schon der designierte Nachfolger auf der Matte. Im Vergleich zum Vorgängermodell handelt es sich hier glatt um einen T-1000, mit schwerverdaulichen Informationen direkt aus russischen Propagandakanälen. Zack, schon wünscht man sich den alten Kollegen wieder zurück, der war wenigstens dauernd „krank“ und ging einem so nicht dauerhaft auf den Sack.
149. Woche – 2x in der schönen neuen Welt
- Sozialisation. Musiker gehen nicht in Rente. Nach der Abschiedstour kommt dann noch eine allerletzte, häufig dann auch noch der Rücktritt vom Rücktritt oder es erscheint ein seniles Alterssolowerk. Aber ein wohlverdienter Ruhestand? Manche Musiker scheiden mit Ü65 nur deswegen aus dem Rennen aus, weil sich der jahrzehntelange Missbrauch von komischen Substanzen auf das Hirn und die Gesundheit niedergeschlagen hat. Im Umkehrschluss heißt das natürlich auch, dass Musikmachen eigentlich gar keine richtige Arbeit ist, sonst würden die ja alle in die Rente drängeln.
- Frostbeule. Jeder kennt so einen Mitmenschen, der dereinst die Hölle betritt und als Erstes danach fragt, ob man nicht gefälligst die Heizung hochdrehen könnte, es wäre saukalt.
- Landeshauptstadt en Provence. Wenn man Stuttgart eine Sache zugutehalten kann, dann dass sie sich stets diesen amateurhaften Provinzcharakter bewahrt hat. Ohne diesen unbeholfenen Makel wären die zahlreichen ländlichen Possen, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Kesseldorfs ziehen, gar nicht erst möglich.
150. Woche – 2x Rot in der App
- Harmonie. Du möchtest gerne Menschen bei jeder Gelegenheit „abholen“ und „mitnehmen“? Dann bewirb dich als Busfahrer oder verding dich bei Uber, aber sülz mich nicht voll.
- Genauestensversteher. Leute die nach der exakten Backzutatenmischung eines Vollkornbrötchen fragen, bis die Bäckereifachverkäuferin keine Spucke mehr hat, die Schlange hinter sich komplett ignorieren und beim Rausgehen schon wieder alles vergessen haben. Das ist dieselbe Spezies, die sich wochenlang damit beschäftigen kann, warum ihre Textbeilage einer 1982er LP-Pressung auf beigem und nicht senfgelbem Papier kopiert wurde. Oder das handelsübliche Pendant, der „Ich“-Leute, die mitten auf der Straße anhalten, um ihr Navi neu zu programmieren oder einen wichtigen Anruf entgegenzunehmen, einfach weil ihnen alle anderen Menschen so was von scheißegal sind.
151. Woche – Regular 3/2/2
- Klein, aber fein. Der Unterschied zwischen einem Faschisten und einem Nazi? Ein Faschist ist wie ein frischer Hundehaufen, in den du mit deinen frisch geputzten Schuhen mit dem groben Profil getreten bist. Ein Nazi ist der Tritt in deine ausgelatschten Lieblingsschuhe, in die die Nachbarskatze geschissen hat. Beides will man nicht, trotzdem gibt es feine Unterschiede.
- Klick da nicht drauf! Gut, dann kriege ich jetzt eben wieder monatelang Vorschläge für Orgoniten im oberen dreistelligen Teurobereich, nur weil ich auf so ein lustiges Bild geklickt habe. Diese knallbunten Dinger in Pyramiden-, Zäpfchen- oder Zauberstabform, die immer so aussehen, als hätte sie jemand in einer Bastelstunde entworfen, um die Natur zu verhöhnen, die niemals auf solche Verirrungen kommen würde. Dabei existiert das Wort „Orgonit“ nicht mal in unserer Sprache. Demnach könnte man sich den in Epoxidharz gegossenen Müll eigentlich mal rechtlich schützen lassen, um so die Verbrecher gegen den Geschmack und das Augenlicht zur Kasse zu bitten.
152. Woche – 2-3-2-System ohne Libero
- Wach um zwei Uhr. Die Anfangssequenz von „American Pie“ ist im eigentlichen Sinne Foodporn, ist mir bisher tatsächlich nie aufgefallen.
- Schlafentzugsfazit. Nach nur fünf Tagen mit zwei nachtaktiven Katern bewundere ich aufrichtig alle Eltern*, die ihre Kinder nach wochenlangem Schlafentzug nicht aus Versehen in der Regentonne ertränkt und irgendwie großgezogen haben. *Gilt nicht für Eltern, die mit Workarounds wie Oma, Ohrstöpseln, Bier in der Kindermilch oder Schlaftabletten gearbeitet haben.
- Ich hasse Fasching, da saufen auch die Amateure! (Gottlieb Wendehals)
153. Woche – 3x gut gegessen
- 74 Minuten Spielzeit. Einer der vielen Gründe, warum Platten der Neunziger so scheiße sind (neben der Musik), ist die erweiterte Spieldauer, die mit dem Pyrrhussieg der CD einhergegangen ist. Auf einen Schlag mussten Bands 50 bis 65 Minuten Material abliefern, statt der bisher üblichen 30 bis 40 Minuten, die ohne Qualitätsverlust auf eine LP passten. Wer so kreativ war, nahm vor der Erfindung der CD eine Doppel-LP auf. Die Doppel-LP war die Königsdisziplin der Musik, die man sich nur antat, wenn man wirklich von der Muse mit der Zunge geküsst wurde und vor Kreativität nur so übersprudelte. Jetzt halten wir mal kurz inne und überlegen scharf, wie viele Bands richtig gute Doppel-LPs abgeliefert haben. Prima, jetzt streichen wir alle Live-LPs aus deiner Liste und schon wird es dünn. Noch mal: Wie viele makellose Doppel-LPs fallen dir auf Anhieb ein? Lass dir ruhig Zeit. Gut, hat ein wenig gedauert, also zur zweiten Frage. Wie viele makellose Einfach-LPs stehen dem gegenüber? Aha!
Statt einer einfachen LP mit 30 bis 40 Minuten, auf der man zwei, drei mittelmäßige Songs noch problemlos verstecken konnte, musste man der Plattenfirma nun etwas abliefern, das der CD mit ihrem Verkaufsargument der erweiterten Spieldauer gerecht wurde. Also noch mehr Füller und unausgegorene Scheiße, die man normalerweise nicht mal auf einer Single als B-Seite verbraten hätte.
Die mundgeblasenen Vasen und fußgetöpferten Aschenbecher der Musikgeschichte prägen zahllose CDs aus dieser Ära. Glaubst du nicht? Dann erhebe deinen Arsch, pilgere zum Staubfänger-CD-Regal, nimm dir ein halbes Dutzend Alben aus der Zeit zu Hand, streiche die Müllsongs auf der CD mit dickem Edding durch und ärgere dich anschließend, dass du sie so nicht mal mehr auf dem Flohmarkt für einen Euro verkaufen kannst.
- HiFi. Ich lege mein Aufnahmegerät bei Konzerten sehr gerne oben auf die Box. Jeder Tontechniker, der das sieht: „Das klingt aber scheiße!“ – „Ja, das mag sein, aber dafür quatscht da keine Sau rein!“ Lieber quäle ich mich eine volle Stunde bei der Nachbearbeitung damit ab, einen Bass in den Vordergrund zu holen, als eine Quasselstrippe auf der Aufnahme ertragen zu müssen, die ich nicht eliminieren kann, nur weil sie auf derselben Frequenz wie der Gesang labert.
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