205. Woche – Die Guten ins Töpfchen ...
- Denkfabrik: Wird in Thinktanks und Denkfabriken eigentlich im Akkord gearbeitet oder reicht ein guter Gedanke für das komplette Wochensoll? Ich kann mir wirklich nur sehr schwer vorstellen, was die dort den ganzen Tag produzieren, außer 99,99% heißer Luft.
- Schluss mit lustig: Am 19.02. bekam die Hölle ihre Heizkostenabrechnung für 2023 und hat umgehend Privatinsolvenz angemeldet.
- Chaos over Dingenskirchen: Ach, wie oft haben wir schon Flyer und Plakate mit allen möglichen „Chaos over ...“, „Chaos in ...“ erhalten, verbunden mit martialischen Zeichnungen von gestyleten Figuren, die sich zumeist an irgendwelchen Hochhäusern schadlos hielten. Alles Blödsinn und ein klassisches Understatement! Abgesehen von ein paar verschnarchzapften Jugendhausveranstaltungen und einigen Ausnahmen in besetzten Häusern, in denen die Dosenbiervorräte nicht ausreichend waren oder die Kasse gestohlen wurde (allesamt im letzten Jahrtausend), waren sämtliche dieser „Chaos-Veranstaltungen“ straffer und besser organisiert als ein Altennachmittag mit Alzheimerpatienten, von denen schon mal einer verschütt gegangen ist.
- Der Reiz von Punk: Würde mich jemand fragen, was für mich damals den Reiz von Punk ausgemacht hat, was niemand tut, also antworte ich ungefragt: Unter anderem die ganzen Bekloppten und Irren, die trotzdem oder gerade deswegen was auf die Kette bekommen haben. Ohne diese Irren wär’s fad gewesen. Heute sind diese Bekloppten nicht mehr im aktuellen Angebot enthalten. Stattdessen werden den orientierungslosen Jugendlichen noch mehr Regeln auferlegt, als sie daheim bei den eigenen Eltern vorfinden. Wäre ich heute 14 oder 15, würde mich dieses Minenfeld an Befindlichkeiten und Stolperfallen definitiv nicht interessieren. Höchstwahrscheinlich hätte ich mich bei diesen Optionen heute glatt für eine Beamtenlaufbahn begeistern können.
- Schlüsselbund: Mit Übergabe der elterlichen Wohnung ist mein Schlüsselbund gefühlt um drei Kilo leichter geworden. Jetzt kann ich ihn endlich wieder gefahrlos nach Rentnern und unverschämten Jugendlichen werfen, ohne mehr als eine mittlere Körperverletzung fürchten zu müssen.
- Gelungene Einstellungsgespräche: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ – „So allgemein oder heute auf den Tag genau?“
206. Woche – Hurra, wir leben noch!
- „Geh doch nach drüben, wenn’s dir hier nicht passt!“: Ein gern gehörter Satz in den Siebzigern und Achtzigern des letzten Jahrhunderts, der vornehmlich langhaarigen Linken entgegengeschleudert wurde. Meist ausgespien von unzufriedenen Menschen gehobeneren Alters, die leider irgendwie in der „guten alten Zeit“ der HJ hängengeblieben sind. Heute sind es dieselben Menschen, denen man denselben Satz stündlich um die Ohren hauen möchte, nur ist jetzt „drüben“ eben ein paar Kilometer weiter östlich. Egal, drüben bleibt drüben.
- Wer gerne auf Beerdigungen geht, sollte sich keine allzu gesunden Freunde suchen.
- Langsam habe ich das Alter erreicht, in dem ich mich bei Konzerten, die in einem Jugendhaus veranstaltet werden, im Vorfeld immer etwas unbehaglich fühle:
g. Werden mich die buntbehaarten Halbwüchsigen an der Bar womöglich siezen?
e. Welche Toilette mit den unspezifischen Kennzeichnungen war jetzt noch mal die richtige?
r. Wie viele der Anwesenden sind Kinder von Leuten, die ich kenne oder sogar meine, von denen ich nichts weiß?
i. Muss ich irgendwelchen Aufsichtspflichten als vertretungsweiser Erziehungsberechtigter nachkommen, wenn ja, wie peinlich ist das denn?
a. Keine Geschichten von „früher“, bitte.
t. Wie hätte das damals auf uns gewirkt, wenn ältere Menschen, die im letzten Jahrhundert/tausend geboren sind, in unser Habitat eingedrungen wären? Hätten wir die nicht für Zivilpolizisten gehalten?
e. Den ganzen Abend den Bauch einziehen, Junge!
n. Ja nicht anbiedern.
- Fünf Wochen ohne einen Tropfen Lebergift: Die ersten beiden Stunden waren die schlimmsten, dann lief es von ganz alleine. Pro-Tipp: Vorher alles wegsaufen und einfach nix nachkaufen.
- Rasterfahndung: Die Frage, die sich mir für eine halbe Sekunde gestellt hat, inwieweit ich mich von den RRs (RAF-Rentnern) akut bedroht fühle, konnte ich relativ zügig mit „nullkommanicht“ beantworten, manche Schmierblätter vermitteln da ein gänzlich anderes Bild der Lage.
207./208. Woche – Wo steht mir der Kopf?
- Altershumor: Wenn Kahlköpfige Witze über seltsame Frisuren machen.
- Streichergebnis: Lord Woldemir P. hat sich zu seinem mehr oder minder überraschenden Erdrutschsieg selber Blumen und eine Packung „Moi Cherie“ geschenkt. Die 88% der „Stimmen“ stehen natürlich im gebräuchlichen rechten Zahlencode für „Heil Hinkel“. Es bleibt die Frage, wie man als einziger Kandidat ohne Mitbewerber eigentlich 12% versemmeln kann? Muss man sich dafür nicht ganz schön ungeschickt anstellen?
- Duales System: Führerschein und Internet haben so viel gemeinsam. So viele Menschen haben es, können damit aber einfach nicht umgehen.
209.-211. Woche – 14 Tage Urlaub (... was können sie für mich tun?)
- 67 Euro: Beträgt der derzeitige Kurs für ein Gramm Feingold. Ein Punkt auf der To-Do-Liste war das „Versilbern“ des Goldschmucks meiner Mutter, denn ich trage keinen sichtbaren Schmuck. Also den vertrauenswürdigsten Goldankäufer im Umkreis von 20 Kilometer gegooglet und ohne Termin einfach hingefahren. Zweieinhalb Stunden, eine Schmuckschatulle und zwei weitere Kistchen später, habe ich gelernt, dass nicht alles Gold war, was da glänzte, aber doch noch sehr viel. Die Sitzung wurde dreimal für Leute unterbrochen, die Termine hatten, schließlich weiß ich, was sich gehört. Darunter war eine Frau, die offenbar dringend Geld brauchte, aber bis auf einen Ring und etwas Silberschmuck nur Imitate besaß. Silber wird zum Kilopreis gehandelt, den Rest kann man sich ausmalen. Pro-Tipp: Lieber Kupferrohre klauen, das bringt mehr, weil die einfach größer und schwerer sind. Noch deprimierender war das ältere Paar, das „nur mal kurz“ seine Goldbarren loswerden und die etwas mehr als 25.000 Euro gnädigerweise nur zur Hälfte in bar mitnehmen wollte. Kennt man ja, einfach mal den Tresor aufmachen, weil der Kurs gerade günstig ist, und ein paar Barren unters Volk schmeißen.
212. Woche – Hustinettenquarantäne
- Zweieinhalb Wochen Seuche and going: Husten ist auf Dauer dann doch irgendwie eine Lösung.
- Alternative Alternativfakten: Vielen von denen, die meinen, sie hätten aufgrund ihrer umfangreichen Recherchen in den Untiefen des Internets eine fundierte, dediziert-alternative Meinung, hat man einfach nur ins Hirn geschissen.
- Weisheiten aus dem Leben: Immer wenn dir ein Verkäufer im Telefonladen sagt, das „ist doch gar kein Problem“ (Glasfaser zum Waldgehöft, LTE im Schwarzwald, W-LAN im Bunker), hol dir lieber eine zweite Meinung ein.
- Wenn du bei einem „No-Brainer“-Angebot nach einem Referenzkunden fragst und das einsetzende Nachdenken länger dauert als dein letztes Zähneputzen, hast du dein Kein-Gehirnen.
- Ismirworschd: Warte ab, bis bei dir die Altersmilde gnadenlos zuschlägt und viele Dinge dir einfach nur noch „egal“ sind.
- Swabian Gossip:
a. Wenn du einen Schwaben in den Wahnsinn treiben willst, schenk ihm einfach drei 10-Euro-Gutscheine von Fleurop.
b. Auf einschlägigen Portalen, die Leistungen wie „Nacktputzen“ anbieten, selbiges in Anspruch nehmen, um als Feedback lediglich ein „putzt nicht sauber“ abzugeben.
c. Die Kehrwoche demonstrativ laut, mit viel Wasser, aber eben nicht allzu gründlich durchführen und mit einem Tag Verspätung. Huch!
d. Unnatural Speaker zu weiteren Bonmots im Kreise von eingeborenen Urschwaben zu ermutigen. Ja, man kann Menschen mit Maultaschen erschlagen, wenn man sie vorher in eine alte Socke packt.
e. Karlsruhe und Baden als „Nordschwaben“ inkludieren.
- Lassen Sie mich durch, ich habe ein YouTube-Tutorial gesehen. Alle sagten: „Das geht so nicht!“ Dann kam einer, der alles besser wusste und hat es noch viel schlimmer gemacht.
213. Woche – Nothing husts forever, but ...
- IT-Tools: Wenn dir bei einer Produktpräsentation erklärt wird, dass man mit einem Löffelstiel ja durchaus auch Flaschen öffnen kann, schaust du dir definitiv gerade das falsche Werkzeug an und kannst ganz entspannt innerlich Bullshitbingo spielen, während du so tust, als würde dich das Ganze noch irgendwie interessieren.
- Die Zeiten ändern sich: Früher konnte man an nur einem zerlumpten T-Shirt einen Gesinnungsgenossen auf 100 Meter erkennen. Heute denke ich mir immer häufiger: „Boah, was für eine Scheißband, lass mal einen Umweg machen.“
- Kinolehre: Wer mit der „Star Wars“-Filmreihe (IV-VI) aufgewachsen ist, weiß, dass es eine blöde Idee ist, so lange stillzuhalten, bis das Imperium den Todesstern endlich fertiggestellt hat.
- Spielermütter: Ich träume von Rugby- oder Soccer-Moms, die bei einem miesen Spiel zur Halbzeit in die Kabinen gerufen werden, damit der Trainer nicht die ganze Drecksarbeit machen muss. 15 respektive 11 Pepperpots kommen von der Tribüne gestürmt und scheißen ihre Gurkentruppensöhne persönlich zusammen. Alle Mütter haben exakt dieselbe Stimme wie die Mutter aus „Das Leben des Brian“ und ziehen ihnen beim Einlauf die Ohren lang. „Was hab ich dir gesagt, du Nichtsnutz? Blamier deine Mutter nicht. Unter Schmerzen hab ich dich geboren, und dann spielst du so einen Haufen Mist zusammen? Schämen sollst du dich, wenn das so weitergeht, werden sie dich hoffentlich an einen miesen Club nahe an den Salzminen verkaufen.“ Wenn diese Ansprache nicht hilft, dann weiß ich auch nicht.
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