196. Woche – Uns geht’s ja so schlecht! Haben tun wir auch nix!
- Bodycount 2023: Mit fortschreitendem Alter ist jedes Jahr, in dem niemand aus unserem direkten Umfeld und Freundeskreis verstirbt, ein verdammt gutes Jahr. Die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt allerdings immer mehr, bis sie, wenn man lang genug überlebt, auf einen Schlag in ungeahnte Höhen steigen kann. Allerdings ist man dann sehr, sehr einsam.
- The Procrastination-King: Dinge, die wichtiger sind als irgendetwas „Unaufschiebbares“ zu erledigen.
a. Neue Intimfrisur
b. Alte Batterien auf ihren Füllstand prüfen
c. Nasen- und Ohrenhaare trimmen
d. Schuhe aussortieren, paarweise
e. Den Küchenschrank nach abgelaufenen Lebensmitteln zu durchforsten und die, die „knapp drüber“ sind, wieder ganz nach hinten einzuräumen, damit man beim nächsten Mal was zum Wegwerfen hat
f. Themenabende mit Plattenauflegen
g. Alle Schubladen das vierte Mal nach der Plattennadelwaage durchforsten, um dann eine neue zu bestellen
h. Listen schreiben
- Stillschweigendes Zunicken: Wenn wir für eine Millisekunde ehrlich sind, wissen wir ganz genau, dass das alles nicht gut ausgehen kann.
197.-199. Woche – Arbeitsurlaub
- MHD-Concealer: Ein vielen unbekannter, aber weit verbreiteter Job, bei dem die Aufgabe darin besteht, das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Verpackungen so zu verbergen, dass die Menschheit möglichst viel Zeit mit der Suche danach verplempert. Weil Rahmenbedingungen relativ eng gesteckt sind, bedarf es einer dreijährigen Spezialausbildung, an deren Ende man auf einer kleinstmöglichen Oberfläche allen gesetzlichen Vorgaben Genüge tut und dieses vermaledeite Datum so gut versteckt, dass es schneller abläuft, als es jemand findet. Dieselben Spezialisten erfinden auch Tarnkappenbomber und tote Winkel in Fahrzeugen.
- Jeder Mensch, der auch nur einen einzigen echten Freund oder eine Freundin hat, die da sind, wenn man sie wirklich braucht, ist reicher als Elon Musk, Jeff Bezos, Bill Gates, Warren Buffet und Mark Zuckerberg zusammen. (Midas)
- Superweich: Selbst wenn du fünflagig kaufst, wird ein Blatt nicht reichen!
200. Woche – Back on the map
- Mein persönliches Highlight 2023 in nur einem Satz: „Da lag er nun, braungebrannt, gertenschlank, kerngesund und durchtrainiert nach seinem Herzinfarkt auf dem Seziertisch.“
- Langzeitstudie: Warum haben es rechte Arschlöcher eigentlich so leicht, Begriffe zu definieren und Debatten anzuzetteln, wo es eigentlich gar nichts zu diskutieren gibt? Man fragt sich.
a. Weil sie alle Zeit der Welt haben?
f. Weil sie nichts zu „verlieren“ haben?
d. Weil sie keinerlei Probleme mit Befindlichkeiten haben?
m. Weil sich 99% der Menschen triggern lassen?
u. Weil normale Menschen der Meinung sind, dass sich ihr Wertesystem, ihre Diskussionskultur 1:1 auf Rechte übertragen ließe?
s. Weil viele Menschen Antworten auf Suggestivfragen mit einem intellektuellen Prozess verwechseln?
s. Weil die Meisten einfach zu dumm sind, Langzeitstrategien zu durchschauen?
s. Weil sie keine Hemmungen haben, normale Menschen aber schon?
t. Weil es immer noch Unbelehrbare gibt, die meinen, dass Nazis sich mit Zugeständnissen und Kompromissen zufriedengeben würden?
e. Weil sie sich einer simplen Strategie bedienen, in der „nur eine Frage gestellt wird“, um dann mit weiteren Fragen ganz billig zu steuern?
r. Weil Gift langsam wirkt?
b. Weil sie permanent tausend Themenraketen abfeuern, von denen eine zündet, die sie dann als „ihr Thema“ ausschlachten?
e. Weil die Klaviatur der Desinformation leichter zu spielen ist als die der Fakten?
n. Weil „Ermüdung“ bei denen noch nie eine Option war?
!. Weil viele vergessen haben, dass man mit Arschlöchern einfach nicht spricht?
- Happiness is a warm gun: Ich beobachte sie mit einem gewissen Vergnügen, die permanenten Lebensoptimierer, die jedes Jahr den Stromanbieter und die KfZ-Versicherung wechseln, ständig am Grübeln, was sie alles davon abhält, das vollkommene Glück zu erleben, und nachhaltig mit ihrem Dasein hadern, statt einfach mal zufrieden zu sein mit dem, was sie haben. Tagtäglich todunglücklich, immer auf der Suche nach weiterem Optimierungspotenzial des Lebens, das für nahezu alle anderen schon ziemlich prima wäre, aber solange es nicht ab-so-lut perfekt ist – also nie –, stellt sich die Zufriedenheit nicht ein. Natürlich kann man sich stets die Frage stellen, warum man immer irgendwie unzufrieden ist, statt einfach mal glücklich zu sein. Viel Spaß! Es gibt genug Menschen, die wirklich allen Grund für Depressionen haben, dagegen sehen die „Probleme“ vieler Lebensoptimierer häufig derart lächerlich aus, dass es geradezu beschämend ist.
201. Woche – Zielgerade an alter Stätte
- Gärtnerlatein: Wie heißt eigentlich das genaue Gegenteil von einem „grünen Daumen“? Die Brandrodungshand? Der dürre Finger? Glyphosatarm?
- Aufräumarie: Auch beim vierten Mal Durchgehen durch die inzwischen „leere Wohnung“ meiner Eltern hängt da noch ein Bild, eines, das seit 45 Jahren dort hing, was dazu führt, dass es zu etwas geworden ist, das immer da war und daher gar nicht mehr wahrgenommen wird. Ach, das gehört ja gar nicht zum Haus. Dabei dachte ich, dass es ein tragendes Teil wäre. Immerhin: Meine Eltern hatten keinen versteckten Safe.
- Megan’s Law: Gibt es auf Internetkarten für die Nachbarn von Mar-A-Lago nun auch einen Hinweis auf einen „Sexualstraftäter“ und „verurteilten Vergewaltiger“? Wer möchte schließlich in eine Nachbarschaft ziehen, in der ein Mensch wohnt, der nachweislich Frauen dorthin fasst, wo er es gerade für richtig hält, auch wenn sie das gar nicht wollen?
- Laaangweilig, können wir nicht was anderes machen? Ich mag Menschen, insbesondere solche, die den Finger nicht aus dem Arsch bekommen, aber alle vollnölen, dass es so stinklangweilig wäre. Wenn man dann fragt, was sie denn gerne als Alternative tun würden, kommt nur ein: „Äääh, weiß nicht“!
- Incel: Wenn man zu blöd zum Wichsen ist, sollte man sich nicht über den schlechten Sex beschweren.
- Seitenranz: Menschen mit einem publizistischen Output passiert es immer mal wieder, dass sie in sozialen Medien aus heiterem Himmel von einer bis dahin unbekannten Person von der Seite her angeranzt werden. Nicht selten handelt es sich dabei um Nichtexistenzen mit lustigen Fake-Profilen, inklusive kaum Freunden und wenig Historie. Dafür ist die Anmache dann immer sehr persönlich und deutlich angefressen. Instinktiv fragt man sich als betroffener, normaler Mensch dann doch, „Oha, woher kennt der mich denn eigentlich und woher dieser untervögelte Hass?“ Anschließend beginnt der hoffnungslose Prozess der Selbstreflexion (Notiz an mich: Abstellen!). Habe ich vielleicht mal ein mieses Review über seine Lieblingsband verfasst, gar seine Hobbykapelle oder sein Fanzine verrissen? Wäre eine Entschuldigung eventuell eine Option? Dann meldet sich mein tiefstes Inneres: „Ach was, du Weichei, das wird schon so seine Richtigkeit gehabt haben!“ Und so steht es schließlich da, das putzige, kleine „Fick dich!!!“.
202. Woche – Aftermath – Fuß hochlegen
- Die neue HAMMERHEAD-LP: Die große Frage lautet: Gibt es bereits Selbsthilfegruppen und Foren, die sich wie bei der „Yesterday And Today“ der BEATLES untereinander heiße Tipps für das Ablösen des vermaledeiten Aufklebers geben, um dem Schweinesystem wenigstens einmal auf die alten Tage noch in den Arsch zu treten? Wenn ja, gibt es dann auch Unzipping-Videos mit final enttäuschten Gesichtern, weil’s mittendrin in die Autofahrerhose ging und sich all die Mühe dann am Ende doch nicht gelohnt hat? Selbst wenn das Cover am Ende ruiniert ist, bleibt immer noch ein Brett von einer Platte. Wem es nicht gefällt: m-/vg++ (kaum gespielt) und ab nach Discogs.
- Das Geheimnis eines alkoholfreien Monats? Einfach nicht saufen! So leicht und exakt so schwer ist das.
203.-204. Woche – Auf- und Umräumen
- Minimalste Medienkompetenz: Ich erwarte wirklich nicht viel von meinen Internetfreunden, aber wenigstens einmal auf das Profil der Person zu klicken, deren Meme man gerade teilt, weil man den Text nur so halb gelesen und ebenso viel davon verstanden hat, kann doch nicht so schwer sein. Vielleicht noch zweimal runterscrollen, ob man nicht über ein Bild von Alice Weidel oder ein AfD-Fähnchen stolpert, ist nun wirklich kein Akt. Hirn an, nicht vor der Tastatur saufen, und bei blauen Fähnchen nicht einmal dann auf „teilen“ klicken, wenn aus Versehen mal kein Bullshit erkennbar ist.
- Die beste Gleitcreme der Welt: Das Geheimnis, wie tief man eine Hand im Rektum stecken haben kann, um dabei immer noch artig zu lächeln und zu nicken? Einfach Tucker Carlson fragen.
- Wahre Liebe: Definiere „innere Werte“ so um 1981/82. Kein beschissener Musikgeschmack! Mädchen mit einem einigermaßen brauchbaren Musikgeschmack waren höchst selten. Je weiter es raus aufs Land ging, desto rarer wurden sie. Da half alles gute Aussehen nichts, wenn man für ein bisschen frühpubertäre Zuwendung mit BARCLAY JAMES HARVEST oder, im aller übelsten Fall, Chris de Burgh auf einer Schneider-Kompaktanlage gequält wurde. Wer bei klarem Verstand war und da noch echte Gefühle entwickeln konnte, hebe die Hand und schäme sich.
- Minimalgoals: Das Ziel deiner Band sollte wenigstens sein, dass andere erwähnen, sie hätten mit euch zusammengespielt.
- Manche Termine sind wie eine Verabredung zum Gangbang, bei dem dann nur schmerbäuchige, ungewaschene Typen auftauchen. Extrem ungeil, Augen zu und durch. Langes Duschen mit einer Drahtbürste im Nachgang hilft übrigens kein bisschen.
- Umweltprämie beim Bäcker: Offenbar wurden meine Klagen erhört. „Sind Sie zu Fuß oder mit dem Rad da?“ Horst-Uwe aus der individuell-eintönigen Einfamilienhaussiedlung (jedes Haus ein beschissenes Unikat, dessen geschmackloses Interieur noch schlimmer ist als das der hochverschuldeten Nachbarn) mit gesenktem Kopf: „Auto.“ Die anderen bekommen an diesem Sonntag eine Gratisbrezel, weil sie ihren Panzer stehengelassen haben.
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