Beschwert euch beim Chef und der Einfallslosigkeit der großen Filmstudios, die lieber ein Sequel nach dem anderen heraushauen als neue Ideen produzieren. Hätte der „Boss“ wegen zu geringer Schriftgröße (!) nicht einen Helden ersatzlos gestrichen, der dann ganz alleine, mitleiderregend und verloren in der Gegend rumstand, könnten wir uns längst mit wichtigeren Dingen beschäftigen. Allerletzte, definitiv letzte, Bonusrunde, wie das allerallerletzte Abschiedskonzert von POISON IDEA.
King Ballermann aka King Bee
Kräfte/Fähigkeiten: Ein deutlich auf den ersten Blick für alle erkennbarer Fremdkörper auf jedem Punk- und Hardcorekonzert, der in etwa so dezent in der Menge untertauchen kann, wie es dem Zivilpolizisten früher mit Schnauzer in Kunstlederjacke gelang, unauffällig zu bleiben. Kann immer und überall feiern, was er in aller Regel auch auf Kosten aller anderen tut. Verbringt in der Vorbereitungsphase lange Zeit vor dem Kleiderschrank, um sich das Shirt herauszupicken, das seines Erachtens nach am meisten nach Punk aussieht, um dann ein Shirt mit lustigem Spruch wie „I wurd groß mit Spätzle und Soß“ herauszuangeln oder immer noch Karohemdenzeit in Seattle anno 1989 feiert. Leider endet damit auch schon der Punkweg, der Rest ist Aprés Ski-Pogo, Volksfestattitüde und ein Leben als Jock. Manchmal nur anwesend, weil er eigentlich nach nebenan in den Club wollte, das aber erst merkte als er bereits seinen Eintritt bezahlt hatte. „Scheißegal, Party!“ Unerträglich, wenn man im Dunstkreis dieser Spezies landet, auch wenn er es selten bis zum Schluss durchhält, weil er nicht selten von einem der aufmerksamen Türsteher vor selbige geleitet wird, nachdem er gegen alle deutlich aushängenden Regeln des Ladens mehrfach verstoßen hat. Labert eigentlich nicht viel, aber was er von sich gibt, ist 100% gequirlte Jauche.
Natürliche Feinde: Jeder mit einem IQ über Zimmertemperatur, der Bouncer, No-Homophobia-No-Sexism-Thingy, alle, die den Typ noch als Bully von der Schule kennen, Rühreiertrittgirl
Präsenzquotient: exakt 23%
Nervfaktor: 9
The Asmussen und the Joke
(das „r“ ist und bleibt stumm)
Kräfte/Fähigkeiten: Eine der gefährlichsten Superheldenpaarungen überhaupt, weil sie das Eis bricht, sich besonders empfindliche Momente für ihr perfides Werk herauspickt und so die Saat in die Köpfe des bis dahin gebannten Publikums setzt, dass es vielleicht doch andere Dinge geben könnte, die gerade wichtiger sind als den Schmerz der Band zu teilen. Jeder hat es schon einmal erlebt, ein ganzer Saal wirkt wie elektrisiert, der Sänger kündigt an, beim nächsten Song das Innerste seiner Seele auszubreiten, widmet das Stück seiner vor einer Woche verstorbenen Mutter, seinem ersten Haustier oder einer vergangenen Liebe, alles steuert auf diesen einen perfekten Moment hin, bis ein einsames hysterisch-dümmlich-irres Lachen aus den Untiefen eines uralten kaputten Lachsacks in Sekundenbruchteilen alles zerstört. Zwei, die ganz offensichtlich nicht bei der Sache sind, erzählen sich gegenseitig Zwergenwitze oder Anekdoten aus einer vergessenen Teeniekomödie. Der tödliche Schuss im Wald ist abgefeuert. Dann ist er dahingerafft, der Moment, die Seele des Sängers verletzt, der Stachel gesetzt, und viele werden sich noch Jahre später nur noch an dieses irre Lachen aus der Hölle der Schenkelklopferei erinnern, nicht aber an die Band auf der Bühne. In letzter Konsequenz kann dieser verpatzte Augenblick tödlich verlaufen, so sagt man, obwohl das nie bewiesen wurde. Laut unbestätigten Gerüchten waren die beiden bei den letzten Konzerten von Kurt Cobain, Ian Curtis und David Farrell zugegen, aber das ist vielleicht auch nur eine Legende, wer weiß?
Natürliche Feinde: Als invasive Art von einem anderen Planeten tatsächlich keine echten, außer einem grippalen Infekt.
Präsenzquotient: 13% (sie können nicht überall sein, nur ihre permanent albernen amateurhaften Adepten)
Nervfaktor: 10+
Eurythmikos
Kräfte/Fähigkeiten: Das Zugbläschen im Augenwinkel aus den Untiefen alternativer Erziehungsmethoden, die sich nur die schlimmsten aller Menschen ausdenken konnten. Während fast das komplette Publikum andächtig lauscht, tanzt Eurythmikos wort- und geschlechtslos seinen Tanz, mit dem er die Musik fühlt, weil jede Zelle seines Körpers so verdammt nochmal glücklich ist. Warum er das Ganze ungelenk, tentakelhaft, brechreizerregend neben dem eigentlichen Takt, und in jedem Fall immer so vollzieht, dass es den eigenen Flow wie ein einsam nächtlich tropfender Wasserhahn für immer zerstört, ist ein Teil seiner Superkraft. Ein anderer ist die Langzeitwirkung, die bei mehrmaligem Zusehen unweigerlich zu Augenkrebs oder – wenn man Glück hat – nur zur Erblindung führt, weil sein Gesamtbild sonst nur beim Kartenlegen auf Astro-TV oder auf sündhaft teuren Selbstfindungsseminaren in kleinen Dosen dargereicht wird. In ganz einsamen Momenten tanzt Eurythmikos seinen Tanz auch zu Fahrstuhlmusik, bei aufziehendem Unwetter oder bei Sichtung eines potentiellen Partners, um diesen bewusstlos zu tentakeln. Wird einst beim ersten Besuch der ersten Aliens den Untergang der Welt auslösen, weil das von ihm getanzte „Willkommen“ in deren Sprache „Ihr hässlichen Tentakelvögler“ heißt.
Natürliche Feinde: Pogobär und Slamdancemaus, der Türsteher, Bestuhlung
Präsenzquotient: Relativ seltene Spezies, seit Indien nicht mehr das hippe Reiseland ist.
Nervfaktor: 4 (bei Ankunft der Aliens 100)
The Parental/PG
Kräfte/Fähigkeiten: War ursprünglich mit „all ages show“ eine Tugend aus der Not gemeint, um halbwüchsigen Amerikanern den alkoholfreien Zugang zu Konzerten zu ermöglichen, legt der Parental dies vordergründig mit musikalischer Früherziehung aus. Eigentlich geht es ihm aber nur darum, die Kohle für den Babysitter zu sparen, der zudem um 23:00 Uhr daheim sein muss. Zwei Fliegen mit einer Klappe, dem nur noch eine stundenlange Diskussion vor der Abendkasse im Weg steht, denn schließlich sollten Kinder unter zehn Jahren selbstverständlich umsonst oder wenigstens zum ermäßigten Preis eingelassen werden. Drinnen werden den Kleinen erst einmal überdimensionale Ohrenschützer aufgesetzt, um dann mit den Instruktionen für den Verlauf des Abends zu beginnen. Verhaltensregeln, „gefälligst amüsieren“ und die „Musik verstehen“. Wohlgemerkt mit Ohrenschützern aus dem Baumarkt, die für schweres Gerät wie Presslufthämmer, Schlagbohrmaschinen und Betonmischmaschinen ausgelegt sind. Die Unlust der Sprösslinge – wir erinnern uns, dass es für Kids schon immer cool war, die Musik ihrer Eltern zu hören – wird im Verlauf des Abends gebetsmühlenartig in dezenter Lautstärke (Micky Maus-Ohrschützer) abwechselnd mit Drohungen und Ermunterungen zwischen Zuckerbrot und Peitsche bekämpft. Mal gibt es den Finger, Haustiere, Warten draußen im Auto oder ab zur Oma, eben alles, was man in wertvollen Elternberatern aus den 70ern so alles findet. Wer bis hierhin noch heimliche Kinderwünsche hegte, wird mit dem Kampf gegen die zwangsläufig einsetzenden Ermüdungserscheinungen belohnt. Wenn den Kleinen dann die Augen zufallen, wird der Vati (die Mutti tanzt irgendwo vorne oder ist seit einer Stunde auf der Toilette) aber richtig, richtig pädagogisch, stets zur Freude der ebenfalls anwesenden „Anlieger“, die ihren nächsten Urlaub in einem kinderfreien Ressort buchen werden, das eigentlich „elternfrei“ heißen müsste, denn die Kinder sind ja selten das Problem. Ganz wichtig: Nicht zu verwechseln mit richtigen Eltern, die ihre Kinder zum „Tag der offenen Tür“ mitnehmen, weil ein Teil von ihnen auf der Bühne steht, die können mit so etwas in der Regel immer umgehen.
Natürliche Feinde: Anwesende vom Fach, Eltern, die ihren Kindern so etwas nicht im Traum zumuten würden, „Adults only“-Booker, Jugendamtwoman
Präsenzquotient: Häufiger bei „familienfreundlicher“ Musik anzutreffen, die auch die älteren Generationen anspricht, so dass Oma und Opa als Abstellplatz ebenfalls ausfallen. Je poppiger, desto häufiger.
Nervfaktor: 8 bis zur spontanen Vasektomieanmeldung
Negative One
Kräfte/Fähigkeiten: Er und seine Artgenossinnen sind der Grund, warum es in touristisch erschlossenen Gebieten Schweinshaxen und Weißbier gibt, in Etablissements, die nach deutscher Pünktlichkeit zu öffnen haben, und nicht so wie die einheimischen Faulpelze, einfach nach Lust und Laune. Konzerte sind für ihn kein Vergnügen, sondern wie bei Johnny Ramone harte nach der Stempeluhr zu verrichtende Arbeit. Jegliche Abweichung der auf der Eintrittskarte aufgedruckten Zeit (Facebook, Homepage des Veranstalters, Twitter, alternative Quellen – wobei immer der früheste mögliche Beginn zählt), wird mit verbal lautstark ausgeschütteter negativer Energie quittiert, der alle Umstehenden wie eine Seuche erfasst und bereits ausdrücklich VOR Beginn des Konzertes in anhaltend schlechte Laune versetzt, und sei es nur aus dem Wunsch heraus, dem Part-Time-Prince-of-Tourette den Hals umzudrehen. Das völlige Fehlen von Verständnis für kleinste Abweichungen, weil die Künstlernase durch den Ausfall des Schneemanns noch trocken ist, gehört nicht zu den einzigen Aufregern in seinem Repertoire. Wahlweise kann er auch über die miese Beleuchtung, stockenden Einlass, schales Bier, Toiletten von zweifelhafter Hygiene, Ost- wie Westgoten, Zugezogene, Ordner oder ein fehlendes Stück auf der vorab entdeckten Setliste in Rage geraten. Negative One belegt, dass das alte Vorurteil der Untervögelung ein falsches ist, denn wenn man vom Leben so ganz offensichtlich permanent gefickt wird, hat das weitaus schlimmere Nebenwirkungen. Seine Drohungen gegen die Band, den Tourmanager, sowie gegen die Location, die er morgen abfackeln wird, verfliegen im Nu, sobald die Band verspätet den ersten Ton anschlägt. Dann ist er der Einzige im Umkreis seiner Hörweite, der ausgelassen tanzt, während der Rest nach stundenlangem Genörgel weiterhin Mordgedanken hegt.
Natürliche Feinde: Rod Steward, OASIS, GUNS N’ ROSES, die unendliche Vorband, Briten, Studentenlocations, die grundsätzlich nie vor 23 Uhr öffnen, auch wenn auf jeder Ankündigung als Beginn „21:00 Uhr, pünktlich“ steht (ein Hinweis, der eigens für ihn gedruckt wurde, um ihn in den Wahnsinn zu treiben), Loose Fist
Präsenzquotient: Bei den genannten Bands 100%, sonst eher sporadisch
Nervfaktor: exakt 10
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