119. Woche – 40/60 again
– Knoblauch. Die charmante Art zu sagen, dass man doch lieber gerne allein wäre.
– Es geht um unseren Wohlstand. Wie jetzt? Nicht mehr viermal im Jahr für je eine Woche in den Cluburlaub? Keine Spazierfahrten mehr mit der Spritschleuder? Schluss, aus, fertig mit der Shopping Queen?
– Kommunikativshirt. „Bist du ein Parfum?“ Hat etwas gedauert, bis ich die Frage einordnen konnte, aber „ja!“. Mein kommunikativstes Shirt ist eindeutig das von BOHREN & DER CLUB OF GORE. Mit keinem anderen Bekleidungsstück wurde ich in so kurzer Tragezeit derart häufig angesprochen oder verkomplimentiert, was das für ein schickes Shirt und/oder eine tolle Band sei. Hätte ich doch nur zwei davon gekauft.
– Trendy. Im verzweifelten Bestreben nach Individualität, machen die meisten dann doch nur wieder exakt dasselbe wie der Rest.
– Danke Brexit. Es ist mittlerweile schwieriger, ein stinknormales Päckchen aus Großbritannien zu erhalten als eine halbwegs gut verpackte Galapagos-Schildkröte, die aus Honduras (Züchtung) mit falschen Papieren versendet wird, oder ein Kilo Koks aus Kolumbien.
– WM in Katar. Achtung, kann Spuren von Sport enthalten. Kann!
– Buchhaltung. Der Ticketkauf für fünf Menschen ist eine Sache, die Rückbuchung einer abgesagten Veranstaltung in dieser notwendigen Buchhaltung eine ganz andere. Zum Glück bin ich fit mit Excel. Ach ja: Fick dich, Eventim, keine andere Kartenbude hat stärker auf das Ableben, auf die Unlust der Kartenkäufer gesetzt, sich die Kohle zurückzuholen, als dieser Laden.
– Mitleid. In Ermangelung von Tomatenpflanzen gieße ich mittlerweile sogar ab und an die Brennnesseln, die sich im leeren Topf angesiedelt haben.
120. Woche – Da und dort
– Winterhilfe. Wenn es dann kalt wird im Spätherbst und Winter, sollten wir in der kalten Bude all derer gedenken, die über die letzten drei bis vier Jahrzehnte alles dafür getan haben, um ihren Gönnern aus der Kohle-, Gas- und Atomindustrie jeden Wunsch aus dem Geldbeutel abzulesen. Kleine Hilfe: Es sind die, die sich derzeit entweder komplett wegducken oder mit Klugscheißerratschlägen und Ungeduld mit einem Bierhumpen voller Sprudel vorlaut zu Wort melden. Dankeschön, die Zehen sollen euch abfrieren.
– Energiequerdenken. Wenn die Vorbereitung für den voraussichtlich kalten Winter darin besteht, dass man sich nur mit einer Unterhose bekleidet mitten in der Sommerhitze daheim schon mal vorsorglich „abhärtet“, dann läuft’s.
121. Woche – Gemischt
– Tierarztratenzahlung. Was machen Menschen, die sich eine Behandlung ihrer kleinsten Familienmitglieder einfach nicht leisten können, selbst wenn sie es wollten? Ein kleiner Appetizer, wie das amerikanische Gesundheitssystem funktioniert.
– Falsch. Das ist nicht der „heißeste Sommer aller Zeiten“, das ist vielmehr der kühlste Sommer, den wir noch erleben werden. Zieht euch schon mal kühl an.
– Was Anständiges gelernt (von wegen). Ich bin immer wieder froh, dass ich meine Brötchen nicht im Musikbusiness verdienen muss. Ein Haifischbecken, in das jemand aus reinem Spaß auch noch ein paar Krokodile und Piranhas geworfen hat.
– TikTok-Grind. Der neue heiße Trend: TikTok-Grindcore, länger müssen Songs wirklich nicht sein. Es reicht für vollständige Videoclips, die billig zu produzieren sind. 15 Sekunden Fame und alles ist gesagt.
– Söldner. Der Einsatz von Söldnern ist betriebswirtschaftlich gesehen optimal, man müsste dazu nur mal einen BWL-Studenten fragen. Für tote Söldner braucht man keine Hinterbliebenenrenten zahlen, man muss nicht einmal ihre Leichen zurücknehmen, um sie kostspielig zu begraben. „Söldner? Könnt ihr behalten, Loch reicht!“ Überlebenden Söldnern muss man keine Pension auszahlen oder für ihre Krankenhauskosten aufkommen. Man muss sie auch nicht weiterbeschäftigen, wenn denn irgendwann mal kein Krieg mehr übrig sein sollte, in dem sie gebraucht werden, obwohl ich mir da weniger Sorgen mache. Es ging noch nie billiger als mit saisonalen Leiharbeitern. Wenn man es konsequent richtig machen würde, müssten sie sogar für ihre Ausrüstung einen Kredit aufnehmen und wie bei Hermes oder einem DHL-Subunternehmer das Zeug erst mal abarbeiten, bis es das erste Mal Sold gibt. Auf diese Weise könnte man mit alten leicht durchlöcherten Uniformen sogar noch Geld verdienen.
– Halbinselbegabung. Wenn es noch nicht mal zu einer anständigen Inselbegabung reicht, siehe auch „Halbdackel“.
– Kinderhaarallergie. Sorry, ich kann nicht zu eurem Fest kommen, ich habe eine noch zu entwickelnde Kinderhaarallergie. Ja, so was Ähnliches wie eine Katzenhaarallergie, nur schlimmer. Nein, liegt nicht an der Spucke, wie sollen die denn mit der Zunge an den Kopf kommen? So was Blödes! Es ist dieses quietschbunte Kindershampoo, davon kriege ich Pusteln. Ja genau, ähnlich den Pusteln, die du wegen deiner Laktoseintoleranz, dem Gluten und den Spuren von Erdnüssen in der Ültje-Packung bekommst. Danke für dein Verständnis! Ich bin sooo gut in Ausreden. Dabei mag ich Kinder, solange sie nicht von mir sind.
– Robert Neville. Wenn man sich so langsam, aber sicher wie der Omega-Mann fühlt, nur weil man „es“ aus unerfindlichen Gründen noch nicht hatte, andere aber sogar schon zwei oder drei Mal. Den Film könnte man auch wieder mal ansehen. Mach ich, sobald es mich dann auch erwischt hat.
122. Scheißwoche (RIP Alf)
– bobtorture.de/alf/122.html
123. Woche – Irgendwo mit dem Kopf ganz woanders
– Cleaning up my closet. Es macht keinen großen Unterschied, ob man die Klamotten des Vaters oder die Spielsachen seines behaarten Ex-Mitbewohners ausmistet. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es für Katzenspielzeug und gebrauchte Kratzbäume keine Altkleidertonne gibt. Ausmisten, trennen, Schlussstrich ziehen, Kopf befreien.
– Subkulturelle Aneignung. Geschieht immer dort, wo man nix hat, sei es aus Unvermögen, Ressourcenknappheit oder fehlender falscher Schamgrenzen.
– Weissagung der Tascam. Wenn der letzte Euro vertankt, der letzte Bitcoin verzockt ist, wirst du feststellen, dass man Schallplatten nicht essen kann. Dann verhungere ich eben, aber wenigstens mit einem guten Soundtrack.
124. Woche – Kita-Eingewöhnung
– Katerstimmung. Gegen Katzenjammer hilft ein Kater. (Oscar Wilde)
– Alt.Rocker. Gibt es eigentlich eine nennenswerte Anzahl an Bikern, die noch nicht Ü50 oder gar Ü60 sind?
– Ausgehen! Wie man es schafft, auch in fortgeschrittenem Alter (50 ist das neue 25) noch vor die Tür zu kommen?
1. Keine eigenen Blagen, die einem die Haare vom Kopf fressen, die fallen von ganz alleine aus.
2. Die Wohnung nicht zu hübsch ausgestalten. Ein kaputter Fernseher und Schimmel an den Wänden wirken Wunder.
3. Kühlschrankdefizite, oder „Ich trinke nie daheim!“ Wenn es daheim nix zu fressen und zu trinken gibt, fällt die Entscheidung leicht.
4. Schlimme Nachbarn! Unbezahlbar.
5. Bukowski. Da draußen wartet möglicherweise schlechter Sex auf dich oder wenigstens ein Drink.
6. Mit der Miete im Rückstand. Bist du nicht daheim, kann dich der Vermieter schon nicht nerven.
– James Webb Space Telescope. Bei der Betrachtung von Bildern riesiger Galaxien, Schwarzer Löcher, entstehender Sterne und Gasnebel, stellt sich mir immer dieselbe eine Frage: Ihr macht auf diesem Winzplaneten wirklich wegen ein paar Quadratkilometern rum!? Ernsthaft?
– Jeopardy. FDP! Was ist juckender Ausschlag an einer Stelle, an die man einfach nicht rankommt oder ein gelber Pickel in der Ohrmuschel?
– Relevanz. SLIME sind eine der wenigen Bands, zu der wirklich jede:r, absolut jede:r mindestens eine Meinung hat. Erstaunlich, wie viele Menschen sich sehr viel Zeit nehmen, um exakt ihren unumstößlichen Standpunkt zu erklären und genauestens darzulegen. Die anderen Bands sind übrigens DIE TOTEN HOSEN und RAMMSTEIN.
– Nachspielzeit. Als Kind der Achtziger bin ich genau genommen seit nunmehr über vierzig Jahren in der Bonusrunde. Was hatten sie uns nicht alles versprochen? Atomkrieg, Weltuntergang, Supergau, Waldsterben, AIDS und mindestens ein Schwarzes Loch. Aber wir kriegen das schon hin, dauert nur noch ein Weilchen, Geduld!
125. Woche – 1x dort, 4x hier
– GEZ. Gut zu wissen, dass mein Geld dort für die Work-Life-Balance von Führungskräften in bester Tebartz van Elst-Tradition verwendet wurde. Parkett für 217.000 Euro, Luxusbüroausstattung, VIP-Reisen und ein dicker Geschäftswagen. Das ist allemal besser, als die Kohle für blöde Schlagersendungen, überteuerte Sportübertragungen oder einen weiteren dämlichen „Tatort“ auf den Kopf zu hauen? Oder wie wär’s mit „Tatort“ Castrop-Rauxel, Marbach, Darmstadt, na?
– Accept your age. Die Bewerbung von Veranstaltungen mit Bandfotos, die zwischen 30 und 45 Jahre auf dem Buckel haben, ist nur eines von vielen Dingen, die mich neben dem fehlenden Nachwuchs auf breiter Ebene nachdenklich machen. Wer heute noch ernsthaft als YOUTH OF TODAY oder THE KIDS auf die Bühne geht, verleugnet jeglichen Reifeprozess. Dabei sollte man dem Alter Rechnung tragen und wenigstens bei neuen Bandgründungen die Jahresringe und die Narben im Lebenslauf berücksichtigen.
Ich hätte da ein paar Vorschläge für neue Bands, die mich altersgerecht abholen:
THEE DIVORCEES, DIABETICS, GICHT, GREY STARS, THE ALZHEIMERS, LIVERTRANSPLANTS, DIE RUNZELÄRSCHE, GERITATRIC IDLES, OLD SPICE, CHRONICAL ARTHRITIS, EMM/ESS, DIE RHEUMADECKEN, NORMAN BATES MUMS, URNENFAKTOR, ABGELAUFENES VERFALLSDATUM (Deutschpunk), LITERALLY STIFF FINGERS, TREPPENLIFTERS, NAPHTHALIN (mit ihrem Hit „Smells like 4711“), THE MIGHTY ROLLATORS, SEIT ZEHN JAHREN TROCKEN, THROMBOSSES, OMMA UNTER DEN ACHSELN, BLOODPRESSURE, DIE KÜNSTLICHEN HÜFTEN, UNTERZUCKER, THE WAIGELS (CDU-Ska), CHOLESTERIN, PETER PARKINSONS, TOO OLD TO DIE YOUNG, THE MATLOCKS, KLEEBLATTTERROR.
– Klärbär. Auch das wäre eine Berufsbezeichnung, die für meine Tätigkeit durchaus zutreffend ist, neben Kummerkasten, Lexikon, Escalator, Wogenglätter, Guter Cop, böser Cop auf Donut-Entzug, Bürodeko und einigen anderen.
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