DIE STIMME DER VERNUNFT

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Überall, nur nicht bei der Arbeit

215.-216. Woche – Überall, nur nicht bei der Arbeit
- Things that never get old: Wenn einem von diesen lässigen Supergrillern die Wurst in die Asche fällt und man die einsetzende Hektik mit „Drei-Sekunden-Regel“ ganz entspannt steigern kann.
- Diskrepanz: Der Niedergang wird von Menschen verursacht, die sich in einem „All you can eat“-Systemgastronomiebetrieb darüber beschweren, dass das Essen nicht schmeckt.
- Spare in der Zeit, dann hast du in der Not: Erstaunlich, dass man ein komplettes BWL-Studium durchziehen muss, um am Ende doch nur die eine Lösung (Personalabbau) parat zu haben, wenn es mal kurz nicht so rund läuft. Man erinnert sich dann selbstverständlich an den Gehaltsverzicht, die Nullrunden zum Inflationsausgleich, die Überstundenkürzungen im Vorfeld und entlässt die Trottel trotzdem.
- Albini: Merker an mich, niemals Handynachrichten lesen, wenn es am schönsten ist. Im Zweifelsfall ist der- oder diejenige nachher immer noch genauso tot. Während des letzten Drittel des NOUVELLE VAGUE-Konzerts brummte und vibrierte mein Mobiltelefon ununterbrochen. 32 Nachrichten, denen man hätte widerstehen sollen. Danach war das Konzert nicht mehr dasselbe.
- Vorschlag zur Güte: Vor einem Konzert den Gesprächs- und Belehrbedarf kurz abfragen, es spart jede Menge redundante Bühnenpredigten. „Gehen wir bei AfD, Polizeigewalt, Sexismus usw. konform, dass das scheiße ist? Gut, dann hätten wir das abgehakt. Sonst offene Punkte, Dinge, die ihr nicht kapiert habt, obwohl es der gesunde Menschenverstand gebietet? Irgendjemand?! Nein, dann also nur kurze Ansagen, danke für euer Verständnis.“ In besonders engagierten, ehemals alternativ-autonomen Kulturepizentren könnte ich mir auch einen Kummerkasten vorstellen, aus dem sich auftretende Bands ein Thema ziehen können, um darüber Kurzreferate zu halten.
- Fusselbärtige Zeckenmatten: Woher kommt eigentlich auf einmal dieses verfilzt-schweißmaukige Hippierevival? Und wo bestellt man im Jahr 2024 eigentlich diese Batikpumphosenklamotten? Ah, okay, für 13,49 bei Temu oder für 34,99 bei Bonprix. Ich fürchte, der Trend wird auch diesmal an mir vorübergehen.

217. Woche – Back to work as work can
- Sechs Fäuste für ein spätes Halleluja: Käpt’n Karma, Karma Boy und Kid Karma sind das Superheldentrio, das für späte Gerechtigkeit sorgt. Wo immer Nebel aufzieht und Helikopter Berge rammen, wo Flugzeuge sich in Luft und Wohlgefallen auflösen, Scheißtypen von Arschkrebs heimgesucht werden oder sich einen Hoden in der Fahrstuhltüre einklemmen, ist die Karma-Family nicht weit. Hier sorgt niemand proaktiv für Recht und Ordnung, hier wird klassisch gerächt. Aufgrund der Vielzahl an Aufträgen expandiert die Familie und sucht (vielleicht dich) Karma-Girl, Karma-Lady, Major-Karma, Karma-Chamäleon und natürlich Wonderkarma. Bewerbungen (m/w/d/Ø) per Lichtsignal auf dem bekannten Batman-Kanal.
- Berühmte dumme Worte: „Schatz, Lass uns doch ein Sequel zu unserem erfolgreichen ersten Kind machen!“ Wie beim Film geht das dann auch ab und an in die Hose, weil die jungen Eltern Fortsetzungen wie „Starship Troopers 2“, „Terminator Dark Fate“, „Zoolander No. 2“ (gibt davon tatsächlich einen zweiten Teil), „Der Prinz aus Zamunda 2“, „Highlander – Die Rückkehr“ oder „Men In Black International“ vergessen.
- Albert Rosenfield: „Die erste Gestalt, die mich mit diesem Kufyia-Putzlumpen mittels Tröpfcheninfektion vollsabbert, fängt sich eine. Sucht euch Arbeit, ihr Penner!“
- Dann lieber doch nicht: Ich wäre durchaus für ein Kalifat zu gewinnen, aber nur unter Harun al Pussah. Dummerweise sind die, die im Angebot sind, allesamt von Isnogud und seinen Vettern besetzt.

218. Woche – Short weeks, hot nights
- Ohne Verzehr: Dass auch reiche Yuppies Nazis sein können ... geschenkt. Ist ja nun seit 1933 keine Neuigkeit mehr, und ohne die großzügigen Geldgeschenke reicher Arschgeigen würde uns die AfD heute nicht so sehr beschäftigen. Was mich an der Sylt-Geschichte wirklich irritiert: Der Eintritt in den Ponyhof kostete pro Kopf 150 Euro (ohne Getränke und Eventim-Gebühren), der Wirt entschuldigte das Nichtbemerken der FmKs (Faschisten mit Kohle) mit dem regen Betrieb und der vollen Hütte mit 400 Gästen. 150 x 400 macht 60.000 Euro, ohne Verzehr und Getränkeumsatz, nur fürs Reinkommen.
- Realitätsfremd: Im Januar 2022 erwähnte ich erstmals das Zeitalter des Diskonsens, wir nähern uns langsam aber sicher dem Goldenen Zeitalter des Diskonsens, in dem absolut nichts mehr sicher ist und jede:r, wirklich jede:r eine eigene Meinung zu allem hat, ohne Kompromisse eingehen zu müssen oder zu wollen.

219. Woche – Grau, grauer, feuchtgrau: der Herbst im Mai
- 200%-Awareness: Wenn du es wirklich allen recht machen willst, musst du auch die Verklemmten berücksichtigen, die beim Masturbieren alle Rollläden runterlassen und das Licht ausknipsen, damit ja keine versehentlichen Blicke auf ihre verabscheuungswürdigen Körper fallen können, schon gar nicht die eigenen. Ich bin dann mal woanders, wenn die kommen und sich wohl fühlen.
- Minimalismus: Man muss überhaupt nicht superschlau und oberintelligent sein, ein klein bisschen weniger dumm als der Rest genügt meistens schon.
- Farbenblind: Wer sich beim Kauf von Wand- oder Tapetenfarben überfordert fühlt und verarscht vorkommt, weil man dort mit mauve, erdfahl, falb, melisse, puce, oder milchbleich konfrontiert wird, sollte bei Platten stets auf klassisches Schwarz bestehen, um nicht wahnsinnig zu werden. Andernfalls erwarten einen cokebottlegreen, dark minty, doublemint black galaxy, ashtraygreymarbled, bone, oxblood und andere Kreationen, die sich am Ende auch immer noch marmorieren oder splattern lassen, um eine verbindliche Farbgestaltung komplett unmöglich zu machen.
- Ich kenn da eine Abkürzung! (Moses)

220. Woche – Wherever I may roam
- Europawahl 2028: Bis dahin setze ich all meine Hoffnung auf die Gründung einer Partei, deren Programm nur aus einem einzigen Punkt besteht (der Rest ist wie bei all den anderen schmückendes, aber inhaltsloses Beiwerk). „Für die Aufhebung aller Produkt-Warnhinweise, Absperrungen und Warnschilder, die für den gesunden Menschenverstand selbsterklärend sind. Hersteller werden in dieser Zeit von Regressforderungen freigestellt.“ Nach diesen vier Jahren wird durchgezählt und es wird einige Probleme, die ihre Ursache in der Überbevölkerung und Bildungsverweigerung ihren Ursprung haben, wahrscheinlich nicht mehr geben. Manche Landstriche werden dann wieder so dicht bevölkert sein wie kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, aber dann ist das eben so.
- Jeopardy: Hirn an und mitgerätselt. Allesamt Fragen, die mir unter der Dusche, beim Kaffeekochen oder mitten in der Nacht eingefallen sind. Ja, in meiner Sendung gäbe es diese Kategorien.
a. Fantasy 400: Der Vater von Conan.
b. Applikation 800: Traumprinzessin aus dem Playstore.
c. Geriatriesex 200: Ü70-Herrenpartie.
d. Getränkekarte 500: Labbriger als Blümchenkaffee.
e. Rechtsaußen 1000: AfD-Politiker und Gartengerät im Yogakurs.
Die richtigen Antworten lauten natürlich:
a. Wer ist Barbarpapa?
b. Wer ist Tinderella?
c. Was ist die Blue Man Group?
d. Warum Tee?
e. Was ist ein Klappspaten?

221. Woche – Irgendwie normal, andererseits auch wieder nicht
- Handwerk hat goldenen Boden! (Midas)
- Antiprokrastination 2025: Ab-so-lut nix vornehmen und alles erreichen, ohne einen Finger krumm zu machen!
- Technische Evolution: Das Schlimme ist, dass wir bei Softwareprodukten mittlerweile auf der Stufe angekommen sind, in der wir uns bereits mit einem lausigen Workaround zufriedengeben, der uns vom Hersteller zu Verfügung gestellt wird, um ihn bei jeder Benutzung über Monate hinweg anzuwenden. Das ist in etwa so, als würde man zu jedem Paar sündhaft teurer Schuhe eine Gratisrolle Gaffa und Schnellkleber dazubekommen, weil sich nach 2-3.000 Schritten die Sohle ablöst, und sich darüber auch noch zu freuen. Juhu, Gratiskleber!
- 25+1 Dinge, die ich nur knapp noch langweiliger finde als Fußball:
1. Socken bügeln
2. Anlagetipps von offensichtlich mittellosen Mitmenschen
3. Klassisches Briefschach
4. Numismatik
5. Sachbücher über antike Sanitärinstallationen
6. Schiffe aus Streichhölzern bauen
7. Gesichter auf Steine malen, um sie anschließend „auszusetzen“
8. Sich auf den Spuren von Moses in der Wüste Sinai verirren
9. Mit Volltrotteln diskutieren
10. Cricket
11. Uralte Disketten formatieren
12. Menschen zuhören, die von ihren besten Tagen erzählen, wenn die Geschichte mit den Worten beginnt: „Damals, als ich beim Bund war“
13. Paarungsrituale von Nacktschnecken
14. Rostige Schrauben nach Größe und Gewinde sortieren
15. Alte ungehörte mp3s mit niedriger Bitrate gegen neue Files mit höherer Bitrate upgraden, die dann auch nur rumliegen
16. Ahnenforschung
17. Putzmittelinventur
18. VHS-Kurs über neue T-Shirt-Falttechniken
19. 350l Aquaristik mit nur einem Fisch, den man nie sieht
20. Die Vodafone-Warteschleife
21. Binge-Watching alter Serien, die ich noch nie mochte („Friends“, „Sex and the City“, „Seinfeld“, „Das Haus am Eaton Place“)
22. Prophylaktisches Fiebermessen
23. COLDPLAY
24. Teebeutelrecycling
25. Kippen auf Vorrat drehen, ohne selber zu rauchen
26. DIY-Homöopathie: Aspirinverdünnung auf 1:100.000
- Cogito, ergo dumm: Stellt ein grandioser Fehlschluss von Bands, die eine explizit politische Agenda mit Dingen haben, die einem sonst durchaus vernünftig erscheinen, eigentlich auch den kompletten Rest infrage?
- Immer schön höflich bleiben: Ich würde ja sehr gerne mit Ihnen diskutieren, aber ich befürchte, dass das nicht funktionieren würde, ohne Sie zu beleidigen.