Neulich hatte ich eine Unterhaltung mit jemand, dem ich erzählt hatte, dass NOFX auf dem Ox-Cover sein werden, ein neues Album haben. Die Reaktion: „Echt? Hm, und wie klingen die heute so? Ich hab die ja in den Neunzigern viel gehört, aber braucht die denn heute noch jemand?“ Eine durchaus berechtigte Frage, sind es doch vielfach „ältere Semester“, die auch heute noch die Helden ihrer Jugend (in den Neunzigern) abfeiern, und – davon kann ich mich auch nicht ganz frei machen – deren NOFX-Lieblingsplatten sind alle schon aufgenommen.
Je nach „Einstiegsalter“ sind das „Liberal Animation“ (1988), „S&M Airlines“ (1990) und „Ribbed“ (1991) (in meinem Fall), oder eben „White Trash, Two Heebs And A Bean“ (1992), sehr wahrscheinlich „Punk in Drublic“ (1994) oder auch „Heavy Petting Zoo“ (1996), „So Long And Thanks For All The Shoes“ (1997) oder „Pump Up the Valuum“ (2000).
Seitdem haben Fat Mike und Band aber frecherweise einfach weiterhin Platten gemacht, „The War On Errorism“ (2003), „Wolves In Wolves’ Clothing“ (2006), „Coaster“ (2009) und „Self Entitled“ (2012), und sind mit „First Ditch Effort“ gar bei Album Nr.
13 angelangt – und es sieht nicht so aus, als würden sie so bald damit aufhören. Die lästerliche Frage, ob irgendwer ein neues NOFX-Album braucht, darf man als Konsument natürlich stellen und für sich selbst auch verneinen, doch Fakt ist: Mit keinem Album in all den Jahren haben NOFX verkackt.
Keine Platte war schlecht. Man mag, wenn man spontan Lust auf die Band hat, aus Gewohnheit eher zu bestimmten Platten greifen, doch legt man mal bewusst eine der anderen auf, ist die Erkenntnis, dass man eher vergessen hatte, wie gut diese oder jene doch (auch) ist.
Fat Mike erklärt das im Ox-Interview so: „Wir machen ordentliche Platten, konsequent, seit den Neunzigern. Ein paar Platten sind vielleicht nicht so gut wie andere, aber die letzte und ,The War On Errorism‘ – die Leute lieben die einfach! Wir sind immer noch so beliebt, weil wir immer noch gute Musik machen.“ Eine solche Äußerung mag von einem großen Selbstbewusstsein zeugen, aber unterm Strich hat Mike Recht.
Und so reiht sich „First Ditch Effort“ nahtlos ein in den Werkkanon der seit 1983 aktiven Band, mit einer Besonderheit: es könnte das letzte Album gewesen sein, das Mike „voll drauf“ gemacht hat: „Wir nahmen die neue Platte auf, und ich war jeden Tag voll drauf.
Es ist die erste Platte, die ich voll auf Koks gemacht habe. Und getrunken habe ich auch jeden Tag. Und dann hatte ich irgendwann die Schnauze voll davon.“ Seitdem ist er angeblich trocken und drogenfrei.
Hört man der Platte den Zustand des Sängers an? Nein, der Mann ist Profi, hat Profis um sich, und so ist „First Ditch Effort“ von „Six years on dope“ bis zu „I’m so sorry Tony“ (über Tony Sly) und „Generation Z“ (wo seine Tochter und die von Tony mitsingen) nicht mehr und nicht weniger als eine weitere (gute) Platte in einer langen Reihe.
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