NOFX sind NOFX und bleiben NOFX – bis zum Ende. Dass sich dieses nun so langsam, aber sicher abzeichnet, ist nach fast vierzig Jahren Punkrock, an die 80 Singles, 15 Alben, unzähligen Konzerten in allen Teilen der Welt, Chaos, Spaß, Abstürzen und Drogen nicht wirklich verwunderlich. Laut Fat Mike wird sich eine Abschiedstour in vierzig Städten weltweit und mit vierzig verschiedenen Songs an jedem Abend über die Jahre 2023/24 ziehen, sehr wahrscheinlich ein 16. Album während dieser Tour und posthum diverse Live-Platten erscheinen. Wir werden sehen. Klingt aus meiner Sicht wie ein guter Plan. „Double Album“ ist der Nachfolger zu „Single Album“, die ursprünglich zusammen als wahrhaftes Doppelalbum veröffentlicht werden sollten. Hat nicht geklappt, weil das Gefälle zwischen den ersten zehn Songs und dem Rest damals offenbar zu groß war. Überraschte der Vorgänger mit durchaus beeindruckenden ernsten, nachdenklichen Texten und teilweise melancholischen Songs, so herrscht auf „Double Album“ der gewohnte NOFX-Humor und der übliche Mix aus Midtempo-Songs, Upspeed-Tracks und Ska-Nummern vor. Keine Überraschungen also und auch wenn sich die Vorfreude auf das nächste Album seit ein paar Jahren in Grenzen hält, während ich früher von echter Euphorie sprechen konnte, so bin ich doch immer noch ein „Must-have“-Fan der ersten Stunde – schließlich habe ich keine Band so oft live gesehen und immerhin haben wir mit DROWNING ROSES zwei Tourneen mit ihnen zusammen durchgestanden. Und na klar haben sich Livestyle und Konzertstruktur im Laufe der Jahre verändert. Beim letzten Zusammentreffen mit Mike und Melvin im Jahr 2016 mussten wir uns an Bouncern vorbei durch einen überwachten Backstagebereich wühlen. Aber dann? Alles wie immer. Wie 1988 und 1990. Mehr braucht es nicht. Dudes und Buddys. Forever. Daneben sind NOFX musikalisch nach wie vor für Highlights gut. Waren es damals nach „Punk In Drublic“ die Alben „Pump Up The Valuum“ und ganz besonders der Knaller „The War On Errorism“ (so ernst, wütend und politisch waren NOFX nie wieder), so sind es im Falle von „Double Album“ die ersten drei Tracks „Darby crashing your party“, „My favorite enemy“ und „Don’t count on me“, die wirklich mitreißend sind. Daneben ragen „Fuck day six“ und „Alcopollack“ heraus. Bei „Three against me“ trägt Mike mal wieder sein Herz auf der Zunge und „Gone with the heroined“ ist der inzwischen schon fast übliche, nachdenkliche Rausschmeißer. Habe ich erwähnt, dass die Bassläufe auf „Double Album“ absolut herausragend, exorbitant lässig, prägnant und prägend für die Songs sind? Nein? Dann möchte ich das hiermit tun. Und Fat Mike einfach mal für sein Spiel, sein Songwriting, seine Texte, seine Beharrlichkeit und seine Offenheit huldigen. Kann man mal machen, finde ich. Nach vierzig Jahren.
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