NOFX

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Fuck the kids!

Mit fast vierzig Jahren im Business zählen NOFX mittlerweile zu den dienstältesten Punkbands, schaffen es aber immer noch, frisch und kreativ daherzukommen. Wir haben uns mit Frontmann Fat Mike zum Interview verabredet, um über das neue Album der Band, aber auch seine Kreativität zu sprechen.

Hey Mike, du siehst gut aus, wie geht es dir?

Ausgezeichnet! Ich trinke aktuell nicht. Eines Morgens hing ich bei dem Sänger von AVENGED SEVENFOLD ab und hab plötzlich Blut gespuckt und gepisst. Ich dachte, ich sterbe. Im Krankenhaus stellte sich aber heraus, dass es an einem bakteriellen Infekt lag. Jetzt lebe ich gesünder.

Reden wir doch mal über euer neues Album. Eigentlich wolltet ihr ein Doppelalbum veröffentlichen?
Ich wollte ein wirklich gutes Doppelalbum schreiben. Es gibt keine guten Doppelalben. Außer „The Wall“ von PINK FLOYD. Als ich mit den 23 Songs fertig war, kam jedoch Unzufriedenheit auf. Sie waren gut, aber Teil eins der Platte war einfach besser. Ich wollte nicht, dass unser erstes Album nach vier Jahren eine Enttäuschung wird, so wurde dann am Ende das „Single Album“ daraus. Eigentlich haben wir es schon 2019 geschrieben und es sollte 2020 erscheinen, aber wegen des Split-Albums mit Frank Turner haben wir es verschoben. Ich sah Frank bei unserem eigenen Punk in Drublic Festival und wusste, dass wir mit ihm eine Split-Platte machen wollen, weil wir so unterschiedlich klingen. Ich habe ihn also gefragt, ob er mitmacht. Sechs Monate später rief er an und fragte, wie weit wir seien, er sei nämlich fast fertig. Wir hatten nicht mal angefangen. Also musste wir uns erst mal darum kümmern. Nun erscheint aber „Single Album“. Ich liebe es und hoffe, ihr tut es auch. Das erste und letzte Lied des Albums sind meine absoluten Lieblingssongs von NOFX. Und die Videos sind fantastisch geworden. Schaut sie euch unbedingt an.

Das Album ist ja trotzdem sehr abwechslungsreich. Von der Pianoballade über eine Reggae-Nummer bis hin zu einem fast schon post-hardcore-esken Stück. Im Gesamtkonzept grandios, aber glaubst du, dass Leute noch Alben hören wollen? Junge Leute hören eher Playlists ...
Ich gebe einen Scheiß darauf, was Kids denken. Leute, die Musik lieben, werden es zu schätzen wissen. Punk wird immer in Mode bleiben und das Albumformat ist wichtig. Es ist die Königsdisziplin – wie viele Leute können schon ein gutes Album schreiben? Nicht viele!

Aktuell spricht man ja davon, dass Leute wie Machine Gun Kelly oder Yungblud den Punk retten. Stimmst du als Genre-Ikone da zu?
Ich kenne beide nicht. Aber viel Punk der 2000er-Majors ist ziemlich gut. Zum Beispiel „The Black Parade“ von MY CHEMICAL ROMANCE ist großartig. Es gibt jüngere Generationen als uns und daran ist nichts Schlechtes. Zur Zeit bin ich aber bei Billie Eilish hängengeblieben. Sie macht extrem coole Videos, tut, was sie will, und ist mehr Punk als viele Bands, die sich so nennen.

Selbst Punk ist moderner geworden und sucht neue Wege, um die Kunst zu monetarisieren. Auch ihr plant etwas mit Twitch?
Wir haben schon angefangen, unser neues Album aufzunehmen. Auch wenn „Single Album“ erst erscheint, sind wir schon wieder dabei ein neues aufzunehmen. Seit ich aufgehört habe zu trinken, schreibe ich am laufenden Band, ich habe hier schon wieder vierzig Demos. Weil wir keine Shows spielen können, nehmen wir eben zehn Dollar im Monat, damit Fans uns im Studio beobachten können. Ihnen gefällt es und wir verdienen etwas Geld – ich habe immerhin vier Kinder!

Ich nehme an, euch hat Corona auch schwer getroffen?
Zur Zeit kann man von der Musik nicht alleine leben, es ist unmöglich. Unser Smelly schreinert jetzt Surfboards, El Hefe spielt neuerdings in einer TV-Show und Melvin ist nun Lifecoach. Das ist verrückt! Ich habe Glück, dass ich noch Fat Wreck habe und die Bands alle neue Musik aufnehmen, weil sie sonst nichts tun können. Dementsprechend läuft das Label sehr gut! Aber ich will mich nicht beschweren, ich habe genug Projekte. Momentan liegt mein Fokus auf meinem Museum.

Museum?
Ja, ich eröffne ein Punkrock-Museum in Las Vegas. Wir brauchen einfach eins. Ich habe eine über tausend Quadratmeter große Halle und dort werden fünf Generation Punk verewigt. Von den SEX PISTOLS bis heute. Es wird vierzig Räume geben und jeder widmet sich einem Jahr. Es wird auf Labels eingegangen, auf Fanzines, jeder Raum wird komplett mit Flyern tapeziert sein. Selbst eine lokale Bands aus Omaha, Nebraska wird sich dort an den Wänden finden können! Ich will, dass die Leute sich fühlen, als wäre es ihre Kirche. Jede Band will dabeisein – es macht mich wirklich glücklich.

Aber du verfolgst noch mehr Projekte? Du schreibst Musik fürs Fernsehen, hast ...
Verdammt! Ich weiß nicht, wie man entspannt! Erst neulich habe ich eine Sitcom geschrieben, die nun produziert wird. Ich erzähle noch nichts, aber ihr werdet sie lieben!

Wenn du etwas machst, ist es ja grundsätzlich spannend. Ich denke da auch an das Musical „Home Street Home“, das du geschrieben hast.
Ich liebe Musicals und finde, dass sie sehr gut zu meinem Schreibstil passen. Sie sind ehrlich und düster. Meine ersten Erfahrungen habe ich mit der „Rocky Horror Show“ gemacht, und es hat mein Leben verändert. Vor allem die Zeile „Don’t dream it – be it!“ – ich habe das Zitat als Tattoo auf dem Arm. Ich wollte auch ein Musical machen, das andere berührt. Leute, die nicht das Gefühl haben dazuzugehören, sollten sich besser fühlen und ich glaube, das habe ich erreicht.

Könnte es eine Möglichkeit sein, dass du selbst mal mit einem Musical auf Tour gehst und einen Charakter darin spielst?
Nein. Das überlasse ich Schauspielern und Leuten, die wirklich singen können.

Ist die Kunstfigur Fat Mike die gleiche Person wie Michael John Burkett?
Auf der Bühne bin ich meistens betrunken, aber geschauspielert wird nichts.