Kürzlich kommentierte Deathwish-Gründer und CONVERGE-Sänger Jacob Bannon einen Artikel des amerikanischen Rolling Stone-Magazins über seine Label-Schützlinge TOUCHÉ AMORÉ: jeden, der ihm, als er Deathwish gründete, gesagt hätte, eine seiner Bands würde eines Tages im (US-)Rolling Stone landen, hätte er für wahnsinnig erklärt.
Aber genau so ist es geschehen, und für TOUCHÉ AMORÉ selbst müsste die Überraschung ähnlich groß gewesen sein, als sie Anfang 2013 das erste Mal seit dem Release ihres Debüts „... To The Beat Of A Dead Horse“ im Jahre 2009 in Ruhe auf die vergangenen vier Jahre und die Entwicklung seit dem zurückblicken konnten.
Vier Jahre, in denen die fünf Kalifornier im engen Van D.I.Y. die kompletten USA betourten, vor RISE AGAINST in Stadien spielten, sichtlich gerührt beim tschechischen Fluff-Fest in den Sonnenuntergang rockten, sich zuletzt mit CONVERGE einen Nightliner teilten, ein weiteres Album „Parting The Sea Between Brightness And Me“, sowie Splits mit TITLE FIGHT, PIANOS BECOME THE TEETH oder THE CASKET LOTTERY veröffentlichten.
Von diesem Standpunkt aus beginnt auch „Is Survived By“ seine Geschichten zu erzählen – denn jetzt, da man doch eigentlich mit seinem Leben glücklich sein kann, weil man mehr erreicht hat, als man sich hätte träumen lassen, jetzt ist die Zeit, sich den großen Fragen zu stellen.
So beginnt das vorab veröffentlichte „Just exist“ mit einer gewohnt bescheidenen und bodenständigen Beantwortung der Frage nach dem Sinn des Lebens, ausdifferenzierter und weniger rastlos als auf „Parting The Sea ...“, wie man TOUCHÉ AMORÉ schon von den vorangegangenen Split-Releases kannte.
Danach, überraschend frickelig, aber weiterhin eingängiger als bekannt, „To write content“ – worüber schreiben, wenn man zufrieden ist? Es folgt der Zwei-Song-Komplex „Praise / Love“ und „Anyone / Anything“, der eine neue Seite von TOUCHÉ AMORÉ zeigt – ein waschechter Refrain.
Beim ersten Hören verstörend und unerwartet und beinahe ein richtiger Rock-Song. Glücklicherweise folgt mit „DNA“ der klassischste TOUCHÉ AMORÉ-Song auf „Is Survived By“, das könnte so auch auf allen anderen Alben Platz finden.
Noch nicht mal zehn Minuten sind hiernach vergangen und schon denkt man, man habe alles gehört, einen Querschnitt aus dem, was diese Band im Jahre 2013 ausmacht. Immer noch haarscharf, sprudelnd vor Ideen, energiegeladen und ehrlich.
Doch auch im Weiteren gibt man sich nicht mit der Wiederholung von Altbekanntem zufrieden – „Blue angels“ bemüht sogar eine Gastsängerin herbei. Ja, TOUCHÉ AMORÉ haben gegen Ende auch noch Songs, die die Drei-Minuten-Marke knacken, jedoch ohne, dass der Hörer es wirklich merken würde, so vollgepackt und intensiv sind Songs wie „Social caterpillar“, das an PIANOS BECOME THE TEETH erinnernde „Non fiction“ oder der Titeltrack, der die Platte textlich wie musikalisch hervorragend abschließt.
„Is Survived By“ ist kein zweites „Parting The Sea ...“ und das hat es auch nie werden sollen, es ist anders, und anstatt wie zuvor vor dem Leben wegzulaufen, klingt es so, als nähmen sich TOUCHÉ AMORÉ die Zeit, es in vollen Zügen zu genießen.
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