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TOUCHÉ AMORÉ

Lament

Beim ersten Hören sticht ein Fakt besonders heraus: Auch wenn die Songs dieselbe emotionale und musikalische Intensität aufweisen wie das Vorgängeralbum, so ist doch die Grundstimmung deutlich optimistischer. Sänger Jeremy ist noch immer weit von den Antworten auf die wichtigen Fragen entfernt, so hat er doch eine Aussage in den Mittelpunkt seiner Texte gestellt: „It is okay to not be okay.“ In „Reminders“ zeigt er offen, wie wichtig es ist, sich immer wieder selbst dankbar zu zeigen und die Dinge zu zählen, die ihn durch den Tag bringen: „I need reminders of the love I have / I need reminders good and bad.“ Hier kommen wieder alle Stärken der Band zum Tragen: Gitarre und die zum Bersten mit Emotionen gefüllte Stimme Jeremy Bolms vereinen sich in einer bitter-schönen, klagenden Melodie, während die Rhythmusfraktion stets unerbittlich nach vorne treibt. Gänsehaut garantiert. Der ehrliche Umgang mit diesen schwer emotionalen Themen war selten musikalisch so gut in Szene gesetzt wie auf „Lament“ und so ist die Platte ein ebenso intensives wie durchdringendes Erlebnis, wie es damals „Stage Four“ war. Selten hat eine Band ein Meisterwerk so konsequent und stilsicher weiterentwickelt und mit einem zweiten Teil noch weiter bereichert, wie es TOUCHÉ AMORÉ mit „Lament“ getan haben. Wer sich mit „Stage Four“ anfreunden konnte, der wird auch „Lament“ in seiner emotionalen Gänze lieben und verstehen. Man begibt sich ab dem ersten Takt auf eine unbeschreiblich intensive Reise, die hier und da wilde Haken schlägt, und wenn dann „A forecast“ den Hörer mit den Worten „I’m still out in the rain / I could use a little shelter now and then“ entlässt und die Reise sich dem Ende neigt, wird kein Auge trocken bleiben.