Seit ihrer ersten Veröffentlichung, einem Demo im Jahr 2008, hat die Band aus Los Angeles viel erlebt. Nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Parting The Sea Between Brighness And Me“ auf Deathwish Records und der dazugehörigen Tour durch Europa im Sommer 2011 scheint die Band ein vollkommen neues Niveau erreicht zu haben. Während vor einem Jahr an der Seite von LA DISPUTE noch einige AZs abgeklappert wurden, fanden sich TOUCHÉ AMORÉ ein halbes Jahr später im Vorprogramm von RISE AGAINST und auf einigen der größten Bühnen Deutschlands wieder. 2012 konnte man ihren Namen sogar im Line-up diverser großer Festivals lesen, die zehntausende Fans anlocken. Abgesehen davon wurden aber auch drei Clubshows gespielt. Eine davon fand in der Räucherkammer des Wiesbadener Schlachthofs vor vielleicht 200 bis 300 Gästen statt. Im Anschluss an das herausragende Konzert beantwortete Sänger Jeremy ein paar Fragen zu den Entwicklungen der letzten Monate.
Lass uns ein wenig über das vergangene Jahr sprechen. 2011 ist eure LP „Parting The Sea Between Brightness And Me“ erschienen. Wie sind eure Erfahrungen bisher?
Wir alle waren unglaublich angespannt. Es war unsere zweite Platte und wir hofften, dass die Leute immer noch Gefallen an unserer Musik finden wüwww.toucheamore.comrden. Und dann wurden mit dem Erscheinen der Platte alle unsere Erwartungen in jeglicher Hinsicht übertroffen. Es eröffneten sich uns dadurch ganz neue Möglichkeiten und konnten viele unglaubliche Dinge tun. Das war alles ziemlich verrückt. Es ist so, dass wir mittlerweile eine paar Leute haben, die uns helfen. Es ist toll, Menschen hinter sich zu haben, die wirklich an deine Band glauben. Menschen, die hart für dich arbeiten und deren Bemühungen sich auszahlen. Dass wir nach der gemeinsamen Tour mit LA DISPUTE für eine Band wie RISE AGAINST eröffnen durften, war schon Wahnsinn. Nach Europa zurückzukommen und mit RISE AGAINST zu touren, war wirklich aufregend, du musst wissen, das war nichts, was wir gewohnt waren. Versteh mich nicht falsch, wir bereuen nichts, wir hatten einen tolle Zeit, aber ein kleines Konzert wie heute Abend zu spielen ist für uns sehr viel entspannter und angenehmer. Letztendlich ist es die Interaktion mit dem Publikum, die uns antreibt, und wir sind immer noch dieselben fünf Typen, die vor einem Jahr dieses Album geschrieben haben, und im Moment einfach sehr froh, alle diese Chancen zu haben.
Würdest du sagen, dass eure Musik nicht so gut auf großen Bühnen funktioniert?
Es ist nicht so, dass die Tour mit RISE AGAINST nicht gut war, aber es ist etwas anderes, wenn du vor ein paar tausend Leuten spielst, die noch nie etwas von dir gehört haben. Unsere Lieder sind so kurz, dass die meisten wahrscheinlich gar keine Wechsel bemerkt haben. Grundsätzlich glaube ich einfach, dass Hardcore-Bands in kleine Läden gehören, es fühlt sich einfach besser an. Ich bin jedoch der Meinung, dass es langweilig wird, wenn eine Hardcore-Band immer nur das Gleiche macht und daran festhält und sich nicht auf die Herausforderung einlässt, auch mal andere Dinge zu versuchen. Man sollte immer nach Herausforderungen suchen, um herauszufinden, was möglich ist. Denn wenn du immer und immer wieder nur den exakt gleichen Kram machst, verlierst du die Lust. Wir haben in den letzten Tagen drei riesige Festivals gespielt, danach haben wir in Berlin und heute Abend hier kleine Konzerte gespielt. Diese großen Shows und großen Festivals lassen einen die kleinen Konzerte umso mehr schätzen, da spüren wir, warum wir eine Band sind. Die großen Konzerte sind aber auch toll, weil du vor so vielen Menschen spielst, die noch nie von dir gehört haben und vielleicht Gefallen an deiner Musik finden. Das nächste Mal sieht einer die Band dann in einem kleineren Rahmen und genießt das Konzert. Zusammenfassend denke ich, dass große Touren und auch Festivals für Bands unserer Größenordnung von Vorteil sein können. Ich selbst habe zum Beispiel auf Festivals Bands zum ersten Mal gesehen, und manche fand ich so überwältigend, dass ich Fan wurde.
Versucht ihr also auch in Zukunft weiterhin sowohl die großen Konzerte zu spielen, aber auch die kleinen Bühnen im Auge zu behalten?
Was uns glücklich macht, ist Musik zu spielen, die wir genießen, ganz egal ob das Publikum aus vier oder viertausend Menschen besteht, das macht keinen Unterschied. Wir haben in Clubs gespielt, die vielleicht ein Viertel der Größe des heutigen Ladens hatten, und wir würden, wenn sich die Gelegenheit ergibt, eben auch in einem Stadion.
Was ist das nächste Ziel, das ihr mit TOUCHÉ AMORÉ erreichen wollt?
Die größte Herausforderung wird wahrscheinlich das Schreiben unseres dritten Albums sein. Den Sommer über waren wir zu Hause und fingen mit den Arbeiten für eine neue Platte an, aber frag mich nicht, wann sie erscheinen wird, ich habe überhaupt keine Ahnung. Wir werden bis zum Ende des Jahres mehr oder weniger komplett auf Tour sein, also haben wir erst im Januar wieder Zeit, um daran zu arbeiten. Wir sind alle ein wenig angespannt deswegen. Es war schon schwer genug, unser zweites Album zu schreiben und die Vorstellung, auch noch eine dritte Platte, die beim Publikum Anklang findet, schreiben zu wollen, ist ein wenig beängstigend.
TOUCHÉ AMORÉ bewegten sich lange in einem D.I.Y.-Kontext. Wie würdest du das jetzige Verhältnis der Band zu diesem Ansatz beschreiben?
Jede Band startet irgendwie als D.I.Y.-Band. Du musst einfach alles selber machen, du hast keine Wahl. Was uns betrifft, gibt es immer noch viele Bereiche der Band, die wir selbst übernehmen. Zum Beispiel ist unser Gitarrist Nick schon immer für unser Artwork verantwortlich, dafür bringt er wirklich viel Zeit auf. Klar, ich habe auch unsere ersten Touren selber gebucht, so Sachen halt. Für uns hat es sich einfach ergeben, dass neben den Bandmitgliedern auch noch andere Menschen bei TOUCHÉ AMORÉ eingebunden sind. Wenn es Leute gibt, die dir unter die Arme greifen und in deinem Interesse handeln, läuft vieles einfach viel reibungsloser ab. Solche Leute zu finden, die ehrlich und gut sind in dem, was sie tun, ist sehr schwer und wir hatten einfach das Glück, dieses tolle Team im Rücken zu haben, das uns wirklich versteht. Sie respektieren, wofür wir stehen. Sie wissen, was für uns angebracht ist und was nicht und was für eine Art Band wir sind. Sie würden uns niemals mit bestimmten Anfragen belästigen, da sie wissen, dass wir kein Interesse an gewissen Dingen haben.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel gibt es in den Staaten die Warped Tour, das ist etwas, an dem wir uns nie beteiligen würden. Vielleicht, wenn die Veranstalter der Warped Tour etwas an ihrer Bandauswahl und an der Art und Weise, wie die Bands auf dieser Tour behandelt werden, ändern würden, dann bestünde eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass ich meine Meinung ändere, aber ich denke nicht, dass das jemals geschehen wird. Solche Sachen eben, es gibt gewisse Prinzipien, an denen wir festhalten. Definitiv würden wir niemals mit Bands touren, von denen wir wissen, dass sie homophob oder sexistisch sind. Es gibt Leute, die glauben, dass du, wenn du eine D.I.Y.-Band warst und jetzt keine mehr bist, auch deine Ideale über Bord wirfst und keine moralischen Werte mehr vertrittst.
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