DIE TOTEN HOSEN

In aller Stille

Oft muss ich mir von meiner Liebsten anhören, dass ich mich, seitdem wir uns kennen, mehr und mehr zu einem langweiligen, alten Furz entwickelt hätte. Ein Vorwurf, den ich aus meiner Sicht auch den TOTEN HOSEN machen könnte.

Konnten wir trotz gelegentlicher Unstimmigkeiten viele Jahre gut miteinander, überraschten mich die Düsseldorfer irgendwann zwar immer wieder mal mit guten bis großartigen Songs – so wie ich die Liebste mit gelegentlichen Ambitionen, die Wohnung mal zwecks Spaßhabens zu verlassen – unterm Strich aber: langweilige, alte Fürze.

Trotz aller Sympathie. Leider ändert auch das (reguläre) 14. Album „In aller Stille“ nichts an dem Dilemma. Zwar freue ich mich über eine zum Teil beinahe völlig verloren geglaubte musikalische Aggressivität, über das Fehlen jeglichen Klamauks, ärgere mich dann aber wieder über belanglose Songs, deren Sinn mir verborgen bleibt.

Die beiden exemplarischen Extreme dabei sind „Strom“ und „Auflösen“: Ersterer ein fantastischer Song, ein Hit, trotz oder wegen seines offensichtlich „geborgten“ Riffs, letzterer ein Totalausfall, bei dem zwei Menschen mich unabhängig voneinander fragten, ob das Udo Lindenberg sei (ernsthaft: für solche Selbstfindungs-Songs eignen sich doch besser Soloalben, Herr Frege!).

Dazwischen liegen, wie so oft seit so langer Zeit, etwas Licht und viel Schatten. Zum Glück ist es in meiner Beziehung umgekehrt und trotz aller Alte-Herren-Mentalität werde ich immer noch lieb gehabt.

Was mir bei den TOTEN HOSEN allerdings manchmal schwer fällt.