HEAVEN SHALL BURN, die Achte. Nachdem man satte drei Jahre in thüringischen Wäldern auf der Jagd nach Jägern war, hat man letztendlich deren Bestand so dezimiert, dass das Ökosystem Natur nicht mehr in Gefahr ist.
Nebenbei zeigten HEAVEN SHALL BURN noch auf Konzerten kurze Filme über die „Verbrecherbande“ Sea Shepherd und bewarben aggressiv diese „Ökoterroristen“. Der linksradikale Ansatz der Band stimmt den Hörer nachdenklich und man fragt sich ein klein wenig, wie denn mit „Wanderer“ der Gedankenaustausch mit der Bild-Zeitung und ihrer Gefolgschaft stattfinden soll.
„Wanderer“ ist nämlich anders als der Vorgänger „Veto“ relativ kalkuliert und hitarm in den ersten Durchgängen, aber erwachsen und metallisch drückend im Dauertest. HEAVEN SHALL BURN spielen aktuell erstaunlich heftigen Death Metal, der ätzende Gesang ist eigentlich die einzige Core-Referenz, die eingängigen Melodien sind zwar nicht gänzlich ausgemerzt, aber deutlich in den Hintergrund getreten.
Dafür walzt man oft heftig im Midtempo und erinnert damit gelegentlich sogar an das Groove-Monster BOLT THROWER. Daran dürfte auch Neuzugang Christian Bass als festes Bandmitglied, der seit Jahren bereits live für HEAVEN SHALL BURN die Trommelstöcke schwingt, nicht ganz unschuldig sein.
Auch wenn der Mann eine geheime Liebe zu Grindcore hat, ist er doch einer der besten deutschen Metal-Schlagzeuger, der mit seiner präzisen und rockenden Spielweise wahrscheinlich jede mittelmäßige Punkband zum Grooven bringen würde.
Sänger Marcus Bischoff scheint immer noch genug Zeit zu finden, historische Momente im Kampf gegen Faschismus (ich sage nur: 20,8%) und – speziell auf „Wanderer“ – gegen die nukleare Bedrohung auszugraben und in seine Texte einfließen zu lassen.
Da sei zu ersterem Thema nur kurz „They shall not pass“ genannt, in dem Bezug auf die Battle of Cable Street genommen wird, bei der 1936 den britischen Faschisten der Zugang zum Londoner West End von der Bevölkerung mit Gewalt verwehrt wurde.
Ein anderer Punkt ist die Reduzierung des Lebens auf die Einfachheit und Naturnähe, um in der zunehmend extrem rasenden Zeit seine Energie zu bündeln, um seine Wut zielgerichtet weiterzugeben.
Nicht fehlen darf natürlich nicht die traditionelle Coverversion, diesmal mit „The cry of mankind“ von MY DYING BRIDE, das natürlich nicht so ein Überhit ist wie „Valhalla“, dafür aber im Gesang von SÓLSTAFIR-Sänger Aðalbjörn Tryggvason unterstützt wird, während Corpsegrinder Fisher von CANNIBAL CORPSE seine stumpfen Growls zu „Prey to god“ beiträgt, dem nicht nur deshalb heftigsten Song von „Wanderer“.
Einem Teil der vielen Package-Angebote liegt übrigens eine CD bei mit allen Coverversionen, die HEAVEN SHALL BURN bisher aufgenommen haben.
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