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CONVERGE

The Dusk In Us

Manche Platten muss man einfach aushalten, damit später alles gut ist. So wie vor dem stolzen Tragen einer Tätowierung der Schmerz des Stechens kommt, so kommen bei CONVERGE – zumindest für mich – die Momente, wo man auch mal genervt ist von dieser extrem präsenten Band: CONVERGE so nebenher hören, das geht nicht.

Jacob Bannon und Band sind immer maximal im Vordergrund mit ihrem dissonanten Gezappel, diesem Extrem-Hardcore, der sich nicht ausblenden lässt. Und um im Tattoo-Bild zu bleiben: irgendwann haben sie einen wieder, und Wohlempfinden stellt sich ein.

Und sowieso, was ist extrem? „Ein Fan von beinahe schon unmenschlichem Grindcore wird das anders sehen. Für den klingen wir sicher schon beinahe zahm,“ führt Bannon aus, und verrät das Geheimnis hinter dieser geballten Intensität: „Wir konzentrieren alles so stark, wie es geht.“ Fünf Jahre sind dem letzten CONVERGE-Album „All We Love We Leave Behind“ (2012) vergangen, da konmt schon fast der Verdacht auf, man habe es mit einer Schaffenskrise zu tun.

Weit gefehlt, wie Jacob anmerkt: „Alle von uns waren die letzten Jahre extrem beschäftigt. Wir waren mit CONVERGE immer wieder auf Tour. Es gab das CONVERGE BLOOD MOON-Projekt – also die ,CONVERGE-Big Band‘ mit Chelsea Wolfe, Ben Chisholm und Stephen Brodsky –, und waren damit auf Tour.

Und wir hatten unsere Soloprojekte und weitere Bands. Ich habe dieses Jahr zwei Soloplatten gemacht, Kurt war im Studio sehr beschäftigt. Ben spielt auch bei ALL PIGS MUST DIE, MUTOID MAN und KILLER BE KILLED.

Wir veröffentlichten das ,Jane Live‘-Album, ebenso wie das remastertete ,You Fail Me‘-Album von 2004, und es gab die 3-Disc-BluRay, die Jahre in Arbeit war, und ach ja, gerade kam eine neue 7“ raus.“ Keine Schaffenskrise also, sondern das Gegenteil.

Liegt die Albumzurückhaltung dann an den geänderten Hörgewohnheiten im Streaming-Zeitalter, wo nur noch der einzelne Song im Vordergrund zu stehen scheint? Weit gefehlt: „Als Band beeinflusst uns das nicht – wir machen gerne Alben.

Uns gefällt die Idee, eine Reihe von Songs in einer bestimmten Abfolge zusammenzustellen, sie unter einem Titel zusammenzufassen. Gerade bei einer intensiven Band wie unserer finde ich es wichtig, dass man sich mit ihr in Form eines Albums länger auseinandersetzt.

Wer nur einen Song hört, versteht nicht, was wir als Band machen.“ „The Dusk In Us“ bietet also einmal mehr Einblicke ins Seelenleben von Bannon und CONVERGE, es ist ein intensives, Eindruck hinterlassendes Erlebnis mit einer Band, die nach 20 Jahren noch lange nicht ihren kreativen Zenith überschritten hat.

Und um den Eindruck der ausschließlich extremem Musik etwas zu relativieren: Mit dem Titeltrack „The dusk in us“ haben CONVERGE schon beinahe sowas wie eine Rockballade aufgenommen. Aber das kann man wohl nur als CONVERGE-Fan so sehen ...