Foto

CONVERGE

Bloodmoon: 1

Im April 2016 hatten Menschen in Berlin, Reims, London und Tilburg die Chance, Zeuge einer, wie es damals schien, einmaligen Live-Performance zu werden: CONVERGE erweitert um die Avant-Goth-Sängerin Chelsea Wolfe, deren Mitmusiker Ben Chisholm, Stephen Brodsky von CAVE IN und Steve Von Till von NEUROSIS – CONVERGE BLOOD MOON nannte sich das Projekt, das Jacob Bannon im Ox-Interview damals als „CONVERGE-Big Band“ bezeichnete. Damals wurden CONVERGE-Songs in ein neues, anderes Klanggewand gekleidet, die Reaktionen darauf waren begeistert, und die Erkenntnis reifte, das im Studio vertiefen zu wollen. Und so ist nun statt eines „normalen“ CONVERGE-Albums – „The Dusk In Us“ ist ja auch schon wieder von 2017 – „Bloodmoon: 1“ erschienen, entstanden in fast jener damaligen Besetzung, minus Steve Von Till. 2019 traf man sich im God City Studio von CONVERGE-Gitarrist Kurt Ballou in Salem, Massachusetts, um an eigenen, neuen Songs zu arbeiten, weitere sollten 2020 entstehen, aber ... genau, die Pandemie. Immerhin elf Stücke konnten fertiggestellt werden, mehr sind wohl geplant, wie der Titel schätzungsweise andeuten soll, und das Ergebnis ist beeindruckend: Aus der gnadenlosen Schreddermaschine CONVERGE wurde etwas Tempo und Dichte herausgenommen, gekommen ist gesangliche Variabilität (klare Stimmen, mehrstimmige Passagen), fast schon an Goth erinnernde Gitarrenarbeit, und ein sehr räumlich, differenziertes Rhythmusfundament. Und das ist zwar über weite Strecken eine deutliche Abkehr vom gewohnten CONVERGE-Sound, aber durch die geballte Kreativpower und Kompetenz eine sehr begeisternde Ausweitung des Kangbildes. Was für ein Jammer, dass wir auf die Vinylversion bis zum Juni 2022 warten müssen ...